Weisse Haut - Schwarze Haut
der Farm
von Michael wollte. Der hatte ihm seinerzeit Rinder angeboten und er wollte die
ersten Viecher kaufen. Den Weg hatte ihm Doug auf die Karte gemalt und er hatte
einen weiten Fußmarsch vor sich. Er trank nur Kaffee, verstaute sein Geld in
der Hosentasche und einen kleineren Teil in seinen Stiefeln, da erblickte er in
der Dämmerung eine Gestalt, die sich wenig später als Karega herausstellte.
„Ich muss zur shamba Bwana Sommerthen. Willst du mit? Ach
Mist!“ Er deutete mit dem Finger auf sich. „Ninataka shamba Bwana Sommerthen.
Wewe njoo sasa? Ninataka ng´ombe eh … kaufen, eh … nunua.“
Einen Augenblick blickte ihn der Junge an, nickte grinsend.
„Njoo!“
Er löschte das Feuer und dann machten sie sich auf den Weg
Richtung Südost. Sie erspähten, wie im Osten langsam die Sonne aufging, sich am
Horizont hochschob.
Auf der einen Seite die Savanne mit ihren verkrüppelten
Dornbäumen, unzähligen riesigen Termitenhügeln und den flachen felsigen Hügeln.
Auf der anderen Seite ein üppiges, jahrhundertealtes Buschgebiet, dass sich wie
ein grünes, breites Band entlang des Ufers des Uaso Ng´iro zog. Sie
marschierten zügig, da es noch kühl war.
Typische Tiere liefen in der Ferne, je weiter sie sich von
seinem Land entfernten. Netzgiraffen, eng gestreifte Grevyzebras und die
überall zu findenden Antilopenarten.
„Was sind das für Tiere? Nini … wanyama wale?“ William
deutete auf etwas Unbekanntes.
„Gerenuk“, erwiderte Karega. „Mbaa na ngatia, ngari.“ Er
deutete in die Ferne, wo William große Antilopenbestände erblickte.
„Nini ngatia, ngari?“
„Dik-Dik, simba, chui, punda milia, nugu. Kufahamu?”
„Ndiyo! Lugha za Kikuyu?“
„E-e!“
Die Sache mit den Löwen und Leoparden beunruhigte ihn
außerordentlich. Sie waren höchstens vier, vielleicht fünf Kilometer gewandert
und dann Raubtiere? Die würden sich über sein Vieh hermachen. Er musste Ndemi
fragen, ob es wirklich Raubtiere in der Nähe gab. Doug hatte ihm erzählt, im
Uaso Ng´iro River gäbe es Krokodilkolonien und viele Flusspferde, allerdings
nicht so weit im Norden und nicht in den schmalen Nebenarmen.
Karega machte ihn auf rennende Schweine aufmerksam und auf
die kleinen Dik-Dik, deutete zu einigen Bäumen und erklärte etwas, dass er
nicht verstand.
Alle beiden tranken Wasser und endlich erblickten sie am
Horizont das große Farmhaus. Sie waren fast drei Stunden gelaufen, schätzte er,
und zwar nicht gerade langsam. Er sah sich draußen die Rinder an, die
unterschiedlicher Rassen und unterschiedlichen Alters waren. In einem anderen
Gatter gab es Ziegen- und Schafherden. Eine Art Irish Setter mit zottigem Fell
sprang laut bellend auf sie zu, fletschte die Zähne und knurrte böse. „Aus! Wer
seid ihr und was wollt ihr?“
Der etwa 50-jährige Mann stand mit einem Gewehr in der
Hand an der Seite.
„Mister Sommerthen, ich bin´s, William Shrimes.“
Der Mann blinzelte, senkte das Gewehr und lächelte ein
wenig. „Der Junge aus dem Kontor. Du willst Kühe kaufen?“
„Ja, guten Tag. Das ist Karega“, stellte er seinen neuen
Freund vor, den Michael Sommerthen allerdings nicht beachtete.
„Komm herein, William. Kriegst ein beer.“
„Ich trinke kein beer, Mister Somm…“
„Sag Michael. Wir sind ja nun Nachbarn, hab ich gehört.“
„Danke. Ich möchte rasch zurück, damit ich bei Tageslicht
ankomme. Darf ich mir bitte die Tiere ansehen?“
„Du hast es aber eilig. Hier ist das etwas anders, aber
das lernst du noch. Bist du die gesamte Strecke zu Fuß gekommen?“
„Ja, Karega und ich sind gelaufen.“
„William merke dir, Schwarze erwähnt man nicht, stellt sie
nicht vor.“
William fühlte Wut in sich emporlodern, zügelte jedoch
sein Temperament. Er wollte Kühe und keinen Streit. Er war nur froh, dass das
Karega nicht verstand.
Sie schlenderten zu den Herefordrindern, wobei Karega
langsamer hinter ihnen trottete. Zuerst suchte er eine Mutterkuh mit Kalb aus,
danach eine acht Monate alte braune Färse und zum Schluss einen jungen Bullen.
William verhandelte, an das Gatter gelehnt, über den Preis. Inzwischen schaute
Karega eine Kuh an, die sich auf dem Boden wälzte, da sie anscheinend Krämpfe
hatte. Er ließ sich bei dem Tier nieder, streichelte über ihren Leib.
„Die wird geschlachtet“, erklärte Michael William, der
sich umgesehen hatte. „Sie quält sich seit Tagen.“
Karega winkte nach William, der zu ihm eilte.
Er musterte die Kuh, deren Augen bereits ihren
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