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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Wie alt bist du? Wo sind
deine wazazi?“
    „Ich bin sechzehn und meine Eltern, meine Geschwister
leben in Southampton, in Great Britain. Ich bin allein hergekommen.“
    Ndemi und Karega blickten ihn erstaunt an, bevor er das
für die Männer übersetzte. Erneut sagte Kihiga etwas.
    „Wie bist du hergekommen?“
    „Mit einem Schiff, boti kubwa, bis Mombasa.“
    „Bist du gegangen in mmisionarishule?“
    „Bei uns gibt es andere Schulen. Ich bin sechs Jahre
hingegangen.“
    „Bist du Christ?“
    William grübelte, was er heute sagen sollte, entschied
sich für die Wahrheit „Nein, ich nicht.“
    Das führte zu allgemeinen Gesprächen. Scheinbar verstanden
sie es nicht.
    „Alle Mabwana sind Christen.“
    „Ich bin kein Bwana und kein Christ. Das erzählen euch die
Missionare oder Priester, aber es stimmt nicht.“
    „Warum wir so sein sollen und so leben?“
    „Die Priester erledigen ihre Arbeit und das ist eben, die
Menschen zum Christentum zu bekehren. Manche Leute glauben daran, andere eben
nicht. Man soll nach der Bibel leben und das ist bestimmt nicht schlecht, weil
da genug Gutes drin steht. Ihr glaubt an Ngai und lebt nach seinen Geboten. Das
ist eigentlich dasselbe, hat nur einen anderen Namen.“ Der Gedanke war ihm zwar
eben erst gekommen, aber er gefiel ihm.
    Nachdem Ndemi das übersetzt hatte, führte es abermals zu
einem Gespräch unter den Männern. William trank den schwarzen Tee, der stark
gesüßt war, fragte sich, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Er betrachtete die
Männer verstohlen. Zwei waren sehr alt, hager und klein. Sie hatten kahle
Köpfe, in den Ohren trugen sie eine Art Holzscheiben, die die Schultern
streiften. Sie waren nackt, bis auf ein Ziegenfell. Die anderen Männer dagegen
trugen Shorts. Die meisten Männer trugen zusätzlich eine Decke umgehangen.
    „Mein Dad fragt, warum die mmisionari uns alle anderen
Namen geben wollen? Warum wir unsere watoto nicht beschneiden sollen?“
    Er musste überlegen, da er das nicht wusste.
    „Ich finde es doof, dass man euch andere Namen gibt, aber
warum, weiß ich nicht. Das andere weiß ich nicht.“ Er wusste nicht einmal, was
Beschneiden bedeutete, aber er wollte nicht fragen. Er durfte keinen Fehler
machen, sonst hatte er alle Dorfbewohner gegen sich.
    „Mein Abuu sagt, du musst lernen unsere Sprache, damit er
mit dir reden kann.“
    „Ndiyo, mache ich“, antwortete er und lächelte die Männer
an, die zustimmend nickten.
    „Kommen noch mehr wazungu auf unser nchi?“
    „Ich weiß nicht, wie groß euer Land ist, aber auf meins
nicht. Vielleicht kann ich ja später, wenn ich mehr Geld habe, noch Ackerland
von euch abkaufen. Das dauert aber noch eine Weile. Nyuma! Ich muss erst
arbeiten gehen.“
    Nachdem Ndemi das übersetzt hatte, blickte ihn Kihiga
lange an, als wenn er überlegen würde. „Moja wa moja“, antwortete er.
    William fragte nicht, was das hieß, aber der Mzee sah
dabei nicht ärgerlich aus.
    „Mwende pole hufika mbali.“
    Ndemi dolmetschte das nicht, erhob sich und er stand rasch
auf, verabschiedete sich, schlenderte langsam zurück. Diese Kikuyu schienen
sehr nett zu sein. Gefährlich wirkten sie nicht. Er schaute nach seinen
Rindern, setzte sich auf den Zaun und sah ihnen zu, wie sie kauend herumliefen.
Das Kalb, neugierig, trottete näher und er sprang hinunter und streichelte es.
„Ich werde dich Betty nennen und du wirst nie geschlachtet werden. Versprochen!
Du wirst die Mummy meiner großen Herde werden.“
    Große, dunkelbraune Augen blickten ihn an, als wenn sie
verstehen würde, was er sagte.

*
    A gnes Robertson freute sich, ihn sobald
wiederzusehen. Insgeheim hatte sie nicht damit gerechnet, dass sich der Junge
noch einmal blicken ließ, hatte ihren Bruder als dumm bezeichnet, dass er Geld
für einen Fremden zum Fenster herauswarf.
    Er packte seine wenigen Sachen aus und richtete sich in
dem Zimmer ein. Das große Bett war so schön weich. Dazu gab es zwei Sessel und
einen kleinen Tisch, seitlich einen Schrank, einen Spiegel und ein Waschbecken.
Richtig luxuriös fand er das.
     
    Nachmittags lief er noch ein wenig die nähere Umgebung ab,
kaufte zwei Zeitungen.
    Mit der älteren Lady aß er gemeinsam zu Abend. Es gab eine
Gemüsesuppe, Brot und warmes Fleisch. Agnes trank ein Bier dazu, er lieber
Saft. Er fragte, ob sie Swahili spreche. Sie nickte und schaute ihn fragend an.
„Ich muss unbedingt diese Sprache lernen. Können Sie mit mir bitte öfter so
reden?“
    „Sicher, aber sag Agnes. Ich

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