Weisse Haut - Schwarze Haut
war, dass sie die Räume fast umsonst abgab,
meistens an Einwandererfamilien, die oftmals noch umsonst Essen erhielten, weil
das ja sowieso vorrätig war.
Samstagnachmittag legte er das Ergebnis der Besitzerin
vor, erläuterte die Punkte, die ihm aufgefallen waren, und unterbreitete ihr,
was sie eventuell ändern musste, ansonsten würde sie bald alles Geld verlieren
und sie müsste das Haus schließen.
Agnes Robertson war vom Donner gerührt, als sie das hörte,
aber sie brachte es nicht fertig, die Gäste vor die Tür zu setzen.
So sprach er am Sonntagmorgen mit den vier Familien, die
alle aus Deutschland eingereist waren und seit Wochen, eine sogar seit sechs
Monaten, fast umsonst in dem Haus wohnten. Er stellte sie vor die Wahl,
entweder den gesamten Übernachtungspreis zu zahlen, ansonsten müssten sie bis
zum Dienstagabend das Haus verlassen. Außerdem würde es für die siebzehn
Personen ab sofort kein Essen, keine Getränke mehr geben oder sie zahlten dafür
den regulären Preis. Die Zimmer würden nicht sauber gemacht, keine Handtücher
oder dergleichen gab es mehr.
Die Männer waren zunächst verblüfft, die Frauen weinten,
da sie nicht wussten wohin, jammerten dabei, wie schlecht und gemein alle zu
ihren wären.
„Es tut mir Leid, aber Sie treiben eine Witwe in den Ruin.
Sie haben bereits wochenlang die Gutmütigkeit und die Trauer von Miss Robertson
in Anspruch genommen, aber das geht so nicht weiter. Sie alle leben auf Kosten
eines anderen Menschen und lassen sich dabei noch bedienen. Man sollte nicht
nur an sich denken. Ihr Verhalten ist egoistisch“, kürzte er alle weiteren
Diskussionen ab.
Ein älterer Mann, dessen rötliches, rundes Gesicht von
langen schwarzen Schläfenlocken begrenzt wurde, begehrte auf, da er nicht
wisse, was so ein dummer Bengel ihnen zu sagen habe, worauf ihn William
anschaute, bis der nach einer Weile die Lider senkte.
„Ich bin dazu da, Miss Robertson vor weiteren Schmarotzern
zu schützen“, gab er kalt von sich. „Ich habe sämtliche Vollmachten von ihr.“
Es war das erste Mal, dass man ihn massiv herausforderte und er stand zum
ersten Mal seinen Mann, das ihm allerdings nicht bewusst war. Er ärgerte sich
nur über die Rücksichtslosigkeit dieser Leute.
„Haben Sie kein Herz? Überall schickt man uns weg“, weinte
eine Frau.
„Ersparen Sie mir das Theater“, erwiderte William barsch
in einem kalten Tonfall. „Sie wohnen seit knapp zweihundert Tagen im Hotel,
essen drei, vier Mahlzeiten, trinken, duschen und das auf Kosten von Miss
Robertson. Gezahlt haben Sie bisher zwanzig Pound. Sie besitzen sogar die
Frechheit, die Zimmer von einem Zimmermädchen säubern zu lassen, weil Sie faul
sind. Sie geben die Wäsche zum Waschen, anstatt selber Hand anzulegen. Sicher,
die Ringe könnten nass werden. Die anderen Ladys haben das wenigstens selber
erledigt, nur Sie nicht. Sie spielen sich als Opfer auf, erwarten vom anderen
Mitleid. Sie sind rücksichtslose, egoistische und unverschämte Parasiten. Was
gibt Ihnen das Recht, auf Kosten von einer verwitweten Lady zu leben? Hätten
Sie es vielleicht mit Arbeit probieren sollen, wenn Sie kein Geld haben. Bis
Dienstag sind Sie heraus, außerdem ist noch eine erhebliche Rechnung offen. Wie
hoch der aufgelaufene Betrag genau ist, teile ich Ihnen nachher mit. Noch
etwas; sollten Sie ohne Bezahlung verschwinden, lasse ich Sie von der Police
suchen.“
„Es reicht, du dummer Rotzjunge. Das glaubt dir keiner“,
warf ihr Mann mit hochrotem Gesicht ein.
„Beleidigen Sie mich nicht. Ich kann meinen
Lebensunterhalt bezahlen. Sie sind unverschämt. Auf was können Sie sich etwas
einbilden, dass Sie es wagen, andere Menschen zu beleidigen? Mit Ihren
einfältigen, unqualifizierten Äußerungen können Sie in einer anderen Herberge
versuchen, die Leute zu betrügen. Im Übrigen weiß die Police Bescheid und ich
kann es belegen. Ihre Daten liegen bereits vor Ort. Sie können nicht das Land
verlassen, ohne dass man Sie festhält, bis Sie alle Schulden bezahlt haben“,
log er.
Am nächsten Tag zogen drei Familien aus und bezahlten
einen großen Teil der aufgelaufenen Kosten. Von der Familie, die so lange im
Hotel gewohnt hatte, behielt William einen Ring als Pfand, bis die restliche
Summe beglichen war. Gerade bei den vier Personen war er unerbittlich, im
Gegensatz zu den zwei anderen Familien, wo er mit sich handeln ließ. Die vierte
Familie blieb, verzichtete auf zwei Mahlzeiten und Getränke, und bekam dafür
die
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