Weisse Haut - Schwarze Haut
sage schließlich William. Wir
arbeiten in den nächsten Monaten zusammen und so ist es für uns einfacher und
es klingt nicht so steif.“
„Das ist sehr freundlich.“
Nach einem reichhaltigen Abendessen stieg er hoch, wusch
sein Hemd, Pullover, Strümpfe, Unterwäsche und duschte lange, bis er das Gefühl
hatte, richtig sauber zu sein. Danach legte er sich auf das Bett, schob die
zwei Kissen unter den Kopf und las Zeitung.
Großbritannien
verbietet nach aufkeimenden Unruhen und wegen des neuen Krieges sämtliche
politischen Organisationen in British East Africa,
las er. Er hatte lange keine Zeitung gelesen und wusste
nicht, was passiert war. Wieso Krieg? Er setzte sich höher, studierte
aufmerksam alle Artikel und dachte, da hatte Onkel Thomy doch Recht. Die
Deutschen hatten Polen angegriffen und er war sicher, dass sich diese Angriffe
weiterentwickeln würden. Der Krieg hatte also begonnen.
Er stand auf, blickte auf das nächtliche Nairobi und
fragte sich, ob seine Brüder, seine Freunde bereits bei der Army seien. Es war
gut, dass ich früh genug abgehauen bin.
Er zog sich schnell an und eilte zu Agnes hinunter, wo er
alle älteren Zeitungen holte, die sie noch hatte. Den Berg legte er auf den
Tisch, sortierte sie nach Datum, schlüpfte ins Bett und begann zu lesen.
Am
22. Mai war es zu einem Militärbündnis zwischen Deutschland und Italien
gekommen und Great Britain hatte wenige Tage später die allgemeine Wehrpflicht
eingeführt. In einem Vertrag, den der deutsche Außenminister von Ribbentrop am
23. August 1939 in Moskau unterzeichnete, versicherten sich die beiden Partner,
im Kriegsfall nicht die Kriegsgegner des anderen Vertragspartners zu
unterstützen. Auf Befehl Adolf Hitlers überfiel am 1. September die deutsche
Wehrmacht ohne Kriegserklärung Polen. Daraufhin erklärten Frankreich und Großbritannien
Deutschland drei Tage später den Krieg. Australien, Indien und Neuseeland
schlossen sich der britischen Kriegserklärung am 6. September, die kanadische
und südafrikanische Regierung am 19. September an.
Die
Frontstellung des britischen Empires gegen das Deutsche Reich vereitelte
Hitlers Plan, durch eine globale Interessenaufteilung mit Großbritannien, freie
Hand im Osten zu erlangen. Hitler schätzte die britische Appeasementpolitik
grundsätzlich falsch ein. Während Hitler Great Britain durch ein bilaterales
Abkommen auf seine Seite ziehen wollte, planten die Briten, das Deutsche Reich
durch eine entgegenkommende Politik einzubinden, um damit den Frieden in Europa
zu sichern.
Das ist ja wohl danebengegangen, dachte er und legte die
Zeitung beiseite. Seine Gedanken wanderten nach Southampton. Wurden sie
augenblicklich alle in den Krieg geschickt? Er stellte sich seine Brüder,
Freunde in Uniform vor, mit Gepäck, einem Gewehr, wie sie gegen die Deutschen
kämpften. Waren sie immer noch stolz, für das Vaterland in den Krieg zu ziehen?
Nein, diese Gedanken waren scheußlich, obwohl er nicht genau wusste, noch
ahnte, wie abscheulich, grausam ein Krieg wirklich war. Noch war es ja nicht so
weit und …
Am 17. September marschierten die Russen in Ostpolen ein
und erst vor wenigen Tagen, las er in der neusten Ausgabe, gab es schwere
Luftangriffe auf Warschau und Danzig, worauf dort die Kapitulation erfolgte.
Lange lag er wach, dachte an die Daheimgebliebenen und was
da eventuell alles auf sie zukam.
Mitten in
der Nacht aufstand er auf, schrieb Briefe an seine Familie, seine Freunde. Er
bat sie alle, schnell in die Kronkolonie zu kommen, obwohl er ahnte, dass sie
das sofort verwerfen würden. Für sie würde das Vaterlandsverrat bedeuten.
*
M orgens begann seine Arbeit in dem Hotel. Er nahm
sich zuerst alle Bücher vor, verglich, kontrollierte Belege, Zahlen, trug
liegen gebliebene Belege ein, addierte, subtrahierte. Agnes störte ihn nie, da
sie genug anderes um die Ohren hatte.
Nach einigen Tagen sah er sich den Hotelbetrieb an. Er
beobachtete das Personal, musterte die Küche und was man da kochte. Am nächsten
Tag fuhr er mit dem Koch einkaufen. Nach drei Wochen hatte er sich einen ersten
Überblick verschafft und wusste nun, warum das Hotel keine Gewinne abwarf.
Es wurde viel zu viel gekocht, für viel zu wenige Gäste.
Das Essen war gut, aber man kaufte ständig so viel ein, als wenn alle Zimmer
besetzt wären. Das Personal war zu viel. Es waren nur fünf, sechs Zimmer
belegt, aber Personal war das Doppelte da, dazu kam, dass sich Agnes um vieles
selber kümmerte. Der nächste Punkt
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