Weisse Haut - Schwarze Haut
durch den deutschen Kormoran, der
Raider-G, gekapert und wohl versenkt. Es sind anscheinend alle dabei
umgekommen. Es tut mir Leid, mein Junge.“
William war geschockt, Tränen traten in seine Augen. Er
sah alle Männer vor sich, aber neben der Trauer mischte sich Wut auf diese
Nazis. Eine Weile schaute er nach draußen, beobachtete das Beladen eines
Frachters. Warum gerade dieses Schiff? Warum gerade diese herzensguten
Menschen?
„Hat es keine Überlebende gegeben?“, erkundigte er sich
stockend.
„Soviel ich weiß, Hapana. Die Deutschen werden keine
Gefangene gemacht haben und wäre ein anderes Schiff in der Nähe gewesen, hätte
man das ebenso versenkt.“
Sekundenlang sah er sie alle vor sich, sah wie man am
letzten gemeinsamen Abend auf dem Deck gefeiert, gelacht hatte.
Danach schlenderte er langsam zu Stanley hinüber. Er gab
seine Bestellung ab. Fenster, Türen, Fensterläden.
„Das kann aber dauern. Die Schiffe kommen seltener. Viele
haben Angst über den Atlantik zu fahren. Nebenbei haben sie Probleme überhaupt
noch etwas herzustellen. Wir haben neulich Fensterläden von den Arabern
bekommen. Die sehen gut aus. Geh mal zu Rajah.“
„Dieser bekloppte Krieg. Damned!“
„Wem sagst du das. Viele tote junge Männer, aber ich habe
eine gute Nachricht für dich. Clivers hat das Handtuch geschmissen. Er hat noch
eine Halle voller Klamotten, die er nicht loswurde. Habe ich alles übernommen,
für die ausstehende Miete.“
„Das ist wenigstens etwas Erfreuliches“, aber selbst
darüber konnte er sich nicht sonderlich freuen. Noch war er gedanklich bei den
Toten.
„Wohnt der Clivers noch in Mombasa?“
„Ja, warum?“
„Muss ihm noch etwas sagen.“
„Hast du das von der Afric Star gehört?“
„Ja, Sam hat es mir erzählt.“
„Tut mir Leid für dich, aber dafür habe ich etwas Schönes.
Komm mit, ich zeig´s dir.“
Sie spazierten zu der Halle hinüber. „Wir haben die zwei
kleineren Hallen leer geräumt und alles in der großen untergestellt. Es kommen
aus Europa nur noch wenige Schiffe, und wenn das so weitergeht, schläft der
gesamte Handel ein. Es wird kaum noch was produziert und die wenigsten trauen
sich noch über den Atlantik, und im Pazifik sieht’s nicht anders aus, durch die
Japse. Wenn das so weitergeht, kann ich bald schließen. Hier sind die Sachen,
die ich für dich reserviert habe. Such dir aus, was du brauchen kannst.“
William schaute in das grinsende Gesicht von Stanley, dann
auf den Wagen. „Mensch, der sieht ja toll aus.“
„Kannst ihn haben, wenn du willst. Davon hatte ich drei
und hundert könnte ich gebrauchen. Die stehen Schlange deswegen.“
„Das glaub ich“, murmelte er, während er das Auto
anschaute. Es sah herrlich aus. Der Lack glänzte und irgendwie verliebte er
sich sofort.
„Obwohl es bescheuert ist, aber ich möchte ihn haben.
Meinst du, dass man für meinen noch was bekommt?“
„Sicher, einen guten Preis. Autos sind Mangelware.“
„Kannst du den dann für mich verkaufen?“
„Mach ich, aber zwei Prozent sind meine“, grinste er.
„Abgemacht! Dafür bekomme ich den etwas billiger als
andere.“
„Abgemacht!“ Sie reichten sich die Hand und besiegelten so
den Kauf.
„Sag mal Stanley, warum verkaufst du kein Fleisch?“
„Du meinst Rinder?“
„Ja, das hat Hochkonjunktur. Du kaufst Viecher an und
verkaufst sie weiter. Macht man bestimmt Gewinn mit und Platz hast du.“
„Ist zu warm, um Fleisch zu lagern.“
„Stellst du sie lebend rein. Ein bisschen Heu und wenn du
was verkaufst, werden sie geschlachtet. In die Halle passen jede Menge hinein
und die Kosten für einen Mann und ein bisschen Fressen sind nicht so hoch. Die
Matrosen freuen sich, wenn sie zur Abwechslung etwas Frisches bekommen.“
Stanley blickte ihn eine Weile an, griente, „keine
schlechte Idee. Wie viel willst du verkaufen?“
„In zwei, drei Wochen sagen wir zwölf, dreizehntausend
Pound.“
„Abgemacht, aber zwei Wochen brauche ich Zeit.“
„Sag ich einigen anderen Bescheid. Du kannst mehr wie
Nairobi zahlen, da du die Transportkosten sparst.“
„Meine Halle wird genutzt.“
„Ich verdiene mehr, das ist wichtiger“, schmunzelte er, so
richtig freuen, konnte er sich trotzdem nicht. Ihm lag noch das Schicksal der
Afric Star zu sehr im Magen.
Mit weniger Geld in der Tasche kaufte er noch die
notwendigsten Dinge, die er fand. Danach ging er in eine Bank, wo man ihm
Auskunft erteilte. Fast zwei Stunden dauerte es, bis die Papiere so
Weitere Kostenlose Bücher