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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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vertraute er mir an. »Denn du vertrittst unsere Sache und lässt dich durch nichts von dem abbringen, was du für richtig hältst. Du arbeitest mit uns zusammen und respektierst unsere Meinung. Und ich sagte zu meinen Leuten: Dieser Frau müssen wir eine besondere Ehre erweisen, denn was sie für uns tut, ist etwas ganz Besonderes.«
    Und darum wollte er mir im Namen des Dorfes etwas Besonderes schenken. Aber was, so dachte er, hatten sie schon zu geben? Immer hatten sie mit mir geteilt, was sie besaßen: die Früchte ihrer Felder, Kleidungsstücke und ihre wunderschönen Stoffe. Doch nun wollte mir der Chief eine besondere Ehre erweisen.
    In den Wochen und Monaten, die ich in Deutschland verbrachte, hatte er alles genau geplant. Er stattete mit einer Delegation der Dorfältesten aus Apewu seinem »Vorgesetzten«, dem
Paramount Chief
der gesamten Region, einen Besuch ab. Dabei bat er ihn um die Erlaubnis, eine Königin zu inthronisieren. Als der Paramount Chief hörte, dass ich diejenige sein sollte, gab er bereitwillig seine Erlaubnis. Er hatte mich zwar noch nicht persönlich kennengelernt, aber offenbar bereits eine Menge über mich gehört. Denn in Afrika verbreiten sich Neuigkeiten, gute wie schlechte, in Windeseile. Noch bevor ich selbst davon überhaupt eine Ahnung hatte, kannte man im Umkreis von vielen Kilometern bereits meinen Namen.
    Nun lag es an mir, diese Ehre anzunehmen oder abzulehnen. Aber eigentlich war Letzteres gar nicht möglich, wollte ich diese wunderbaren Menschen nicht vor den Kopf stoßen. Und nichts lag mir ferner. Also sagte ich zu.
    [Bild vergrößern]
    8. Bettina und Chief Odikro Michael Kyei Mensah von Apewu
    Ich wusste bereits, was es bedeutete, dieses Amt anzunehmen. Ich wusste, dass ich mich verpflichtete, bis zu meinem Lebensende für dieses Dorf zu tun, was in meiner Kraft steht. Ich wusste, dass dies eine Ehre ist, die man einmal annimmt und nie wieder ablegt. Ich war erst fünfundzwanzig Jahre alt, und dennoch fühlte ich mich dieser Aufgabe gewachsen. Ich wusste auch, dass ich mit dieser Würde einen noch viel besseren Stand bei den ghanaischen Behörden haben würde, um für unser Dorf eintreten zu können, und natürlich war dies auch dem Chief bewusst. Denn die Sache mit den Chiefs und den Queen Mothers hat eine weit höhere Bedeutung als eine reine folkloristische.
    Das »House of Chiefs« ist im ghanaischen Parlament sogar offiziell vertreten, und dies zeigt, welches Gewicht diese lokalen Stammesoberhäupter, seien es die männlichen Chiefs oder die weiblichen Nanas, in der Gesellschaft und selbst in der Regierung besitzen. Und darum kann ich als Queen Mother von Apewu den Behörden auch mal ordentlich ins Kreuz treten, sollte das einmal nötig sein, um zum Beispiel Personal für unsere Kliniken oder die Kindergärten zu bekommen. Tatsächlich ist es so, dass ein Abgesandter der Regierung, und sei es auch ein Minister höchstpersönlich, bei einem feierlichen Treffen zu mir kommen und mich begrüßen muss, während ich sitzen bleibe. So hoch ist das Ansehen der Queen Mothers in Ghana.
    Aber nicht wegen dieses Ansehens, sondern weil ich mich von Anfang an bemüht habe, die entsprechenden Politiker der Regierung in Accra und die Vertreter in der Provinz kennenzulernen, verfüge ich heute über ausgezeichnete Kontakte. Inzwischen darf ich im Plenarsaal sitzen und zuhören, während das Parlament in Accra tagt. Die Familienministerin persönlich zu erreichen kostete mich zwei Anrufe. Neulich traf ich die rechte Hand des Präsidenten bei einer Beerdigung in Ho. Bei solchen Gelegenheiten kann ich auf informelle Weise Madamfo Ghana und meine Person bekannt machen und Kontakte knüpfen. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich mir niemals mit Geld eine Gunst erkaufe. Ich lege großen Wert darauf, meine Rolle als Queen Mother mit Würde zu erfüllen, ganz so, als sei ich selbst Ghanaerin. Und tatsächlich betrachte ich mich als solche, und auch von den Ghanaern selbst bin ich als eine der ihren angenommen.
    Nana von Apewu zu werden war für mich also zum einen eine wunderbare Ehre, ein kostbares Geschenk, denn es stand für die Liebe, Achtung und Dankbarkeit, die die Menschen dort für mich empfinden. In noch viel größerem Maße aber bedeutete es für mich auch einen Aufruf zu noch mehr Engagement auf allen Ebenen. Da ich ohnehin von Anfang an das Gefühl gehabt hatte, in diesem Dorf zu Hause zu sein, fürchtete ich mich nicht vor dieser Aufgabe.
    Es entspricht außerdem nicht

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