Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
dann ist das sicherlich eine gute Sache.
Ich glaube, mein Geheimnis war und ist, dass ich persönlich hinter alldem stehe, wovon ich spreche. Ja, ich bin auch heute noch so erfüllt von meinen Erlebnissen in Ghana, dass ich mit meiner Begeisterung andere Menschen anstecken kann. Außerdem waren meine Projekte ziemlich leicht zu verstehen. Jeder wusste genau, wofür er sein Geld gab. Niemals warb ich um Spenden »für Ghana«, ohne zu sagen, was genau ich dort plante. Ich bat um Spenden für ganz konkrete Dinge wie »die Toilettenanlage in Apewu«, später »für den Brunnen dort und dort«, und wenn das Projekt verwirklicht wurde, machte ich Fotos und brachte oder schickte sie den Sponsoren zusammen mit einem Bericht. Auf diese Weise wusste jeder ganz genau, wofür er sein Geld zur Verfügung gestellt hatte und was daraus geworden war und freute sich darüber.
Ohne es vorher geplant zu haben, brachte ich in den Jahren 2003 und 2004 meine erste kleine Spendenlawine ins Rollen, und so konnte ich tatsächlich in den folgenden Wochen und Monaten genügend Geld sammeln, um dieses Projekt, die Toilettenanlage in Apewu, in Angriff nehmen zu können, obwohl ich in dieser Zeit weiter am Hagener Krankenhaus als Kinderkrankenschwester arbeitete.
Als ich dieses Mal nach Apewu zurückkam, war die Freude noch größer als sonst. Inzwischen fühlte ich mich hier wirklich zu Hause. Ich musste längst nicht mehr in meinem Zelt am Rand des Dorfes schlafen, sondern man hatte mir ein Zimmer in einem kleinen Compound nahe dem des Chiefs eingerichtet. Die Neuigkeit, dass wir die Toiletten tatsächlich bauen konnten, war mir längst vorausgeeilt. Und nun begann ich, mit Emmanuels Unterstützung, dieses Vorhaben Schritt für Schritt umzusetzen.
Es war mein allererstes größeres Projekt, und ohne Emmanuel, ohne sein Wissen und seine Geduld, hätte es niemals geklappt. Zuerst mussten wir genau festlegen, wo die Anlage eigentlich stehen sollte. Dazu versammelte sich das ganze Dorf zur Beratung.
Dieser Prozess ist bei allen Projekten unendlich wichtig. Schließlich möchte ich etwas für die Menschen vor Ort tun, wovon sie selbst überzeugt sind, dass sie es brauchen, und nicht etwas, von dem ich denke, dass sie es haben sollten. Dazu sind mehrere Dinge zu beachten: Zum einen muss das Projekt tatsächlich von den Betroffenen selbst gewünscht sein. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Nur zu oft meinen Entwicklungshelfer, eine bestimmte Sache, beispielsweise eine Schule oder ein Krankenhaus, sei genau das, was die Menschen vor Ort sich wünschten. Sie bauen es, ohne die Menschen zu fragen, ohne ihnen die Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Gedanken zu dem Geplanten zu äußern. Und dann wundern sie sich oft, dass die Menschen, für die sie etwas gebaut haben, es überhaupt nicht nutzen. Auf diese Weise entstehen viele Missverständnisse und Gerüchte, zum Beispiel über unzuverlässige, unberechenbare, undankbare Afrikaner, die gar nicht zu schätzen wissen, was man für sie getan hat.
Ich habe bei meinen Projekten so etwas nie erlebt. Die Menschen werden von uns immer vorab befragt, was ihrer Meinung nach die beste Lösung ist. Dass die Bewohner von Apewu eine Toilettenanlage wünschten, das hatten sie mir bereits mehrfach versichert. Also mussten wir jetzt noch klären, wo der beste Ort dafür war. Nach einigen Gesprächen fanden wir ein Grundstück, das die richtige Entfernung zur Siedlung hatte.
Diese Meinungsfindung ist mir immer ungeheuer wichtig, ob es eine Toilette ist, ein Brunnen, eine Schule oder was auch sonst. Ich habe nichts dagegen, diesen Prozess abzuwarten, und wenn er Wochen dauert und ich manchmal ungeduldig werde. Anders hat es aber keinen Sinn. Denn ist das Dorf nicht vollkommen einverstanden mit einem Projekt, ist das viele Geld umsonst ausgegeben.
Es wird viel von Eigenverantwortung in der Entwicklungshilfe gesprochen. Und dennoch tun sich die Leute schwer damit, die Menschen vor Ort wirklich ernst zu nehmen. Sie sind ja keine Ingenieure, haben nicht studiert, können nicht einmal lesen oder schreiben – was sollen sie denn schon wissen?
Eigenverantwortung bedeutet für mich außerdem, dass die Menschen, die von einem Projekt später profitieren sollen, in die Arbeit mit einbezogen werden. Mit anderen Worten, die Bevölkerung von Apewu hat die Toilettenanlage unter Anleitung von Emmanuel selbst gebaut.
Und so läuft das immer bei uns: Ich finanziere mit Hilfe der gespendeten Mittel das Material,
Weitere Kostenlose Bücher