Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
recht schnell auf Afrika zu sprechen, denn im Grunde dachte ich unentwegt an meine Freunde dort unten und wie es ihnen wohl gerade geht. Der Polizist war schon in Kamerun gewesen, und wir tauschten unsere afrikanischen Erfahrungen aus.
»Das ist ja eine richtig tolle Sache«, sagte der sympathische Polizist, als er von meinem Engagement für Apewu hörte.
»Ich muss das einfach tun. Schließlich haben sie mich zu ihrer Königin gemacht. Diese Leute brauchen sauberes Trinkwasser. Ich möchte, dass die Kinder sehen können und nicht wegen der Flussblindheit ihr Augenlicht verlieren.«
»Wie machst du deine Arbeit denn publik?«
Ich erzählte ihm, dass meine Projekte bislang hauptsächlich von mir, meinen Großeltern und deren Freunden finanziert würden. Da versprach er, einem Freund davon zu erzählen. »Der ist nämlich Journalist«, sagte er. »Ganz bestimmt interessiert deine Geschichte noch mehr Menschen.«
Ich freute mich darüber. Es ist immer wunderbar für mich, in Deutschland Menschen zu treffen, die Afrika bereits kennen und ebenfalls lieben. Schön, dachte ich, vielleicht wird ja etwas daraus. Und hatte es schon fast wieder vergessen.
Bis mich ein Journalist von der
Westfalenpost
anrief und mich um ein Interview bat. Der nette Polizist hatte also tatsächlich Wort gehalten.
Dies war der erste größere Zeitungsartikel über meine Arbeit und mich, und er erschien im Mantelteil der
Westfalenpost
, die eine ziemlich hohe Auflage hat.
Auch der stellvertretende Vorsitzende einer großen Stiftung schlug an diesem Tag die Zeitung auf und las den Artikel. Er war sofort begeistert. Das Glück wollte es, dass seine Stiftung gerade auf der Suche nach einem verlässlichen Projektpartner in Afrika war, und das, was ich machte, schien ihnen genau passend. Kurz darauf klingelte bei mir das Telefon.
»Ich würde Sie gerne kennenlernen«, sagte er, nachdem er sich vorgestellt hatte. Kurze Zeit später trafen wir uns zu einem Gespräch.
Seine Frau und er kamen zu mir nach Hause. Ich war sehr nervös, denn noch nie hatte ich mit einer derart großen Stiftung zu tun gehabt. Es hing doch so viel für meine Leute in Apewu von diesem Treffen ab. Ich wollte sie auf keinen Fall enttäuschen. Es klingelte an der Tür, und ich hatte einen Puls von mindestens 180, so aufgeregt war ich. Doch schon im nächsten Moment war ich wieder ruhig. Das Ehepaar, beide waren Ende sechzig, war unglaublich nett. Ich erzählte ihnen von meinen Plänen, und sie hörten begeistert zu und stellten viele Fragen.
Ich hatte das Gefühl, meine Sache gut gemacht zu haben. Und doch glaubte ich zu träumen, als mir kurz darauf die Stiftung per Telefon mitteilte, dass sie den Brunnen für Apewu finanzieren würden. Nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, sprang ich auf und rief sofort Emmanuel in Ghana an, der nicht minder jubelte. Ein Brunnen für Apewu! Und die Finanzierung stand! Dies war zwar das erste, aber noch lange nicht das letzte Projekt, das diese Stiftung und ich gemeinsam umsetzten. Diese wunderbare Zusammenarbeit hält bis heute an, und die Stiftung ist gegenwärtig einer meiner wichtigsten Sponsoren, der sich auch an Projekte wagt, die andere lieber ruhen lassen.
»Emmanuel«, schrie ich außer mir vor Freude ins Telefon, »ich hab das Geld beisammen!« Es war mal wieder mitten in der Nacht, doch Emmanuel ist das gewöhnt. »Geh zu Chief Odikro und sag ihm, sie können schon mal damit anfangen, die Straße zu bauen.«
Wir lachten und freuten uns über sechstausend Kilometer hinweg, und ich merkte einmal mehr, dass ich mit einem Bein in Europa stand und mit dem anderen in Afrika. Ich konnte es kaum erwarten, bis ich meinen nächsten Urlaub beantragen konnte, sammelte Überstunde um Überstunde, um nur ja bald wieder »nach Hause« nach Ghana fliegen zu können. Doch vorerst musste ich die Arbeiten dort per Telefon von Deutschland aus koordinieren.
Zunächst folgte der schwierige Teil der Umsetzung. Wie macht man das eigentlich, einen Brunnen bohren? Zunächst einmal muss das Gelände natürlich geeignet dafür sein. Doch darüber sorgten wir uns im Falle von Apewu nicht. Es gab genügend Grundwasser, und ob wir nun dreißig, vierzig oder gar fünfzig Meter bohren mussten, irgendwie würden wir das schon hinkriegen. Das Schwierige war, die Bohrfahrzeuge an Ort und Stelle zu bringen.
Wenn es schon so kompliziert war, einen einfachen PKW für den Transport von Stephen Owusu zu organisieren, wie sollte dann eine tonnenschwere Maschine
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