Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
nicht einfach, mit einer Frau wie mir zusammen zu sein. Mein unbedingtes Engagement für Afrika bedeutet eine nicht zu geringe Herausforderung für jeden Partner. Eine langjährige Beziehung, die für mich die große Erfüllung zu sein schien, ist vor einigen Jahren bereits daran gescheitert. Wird diese neue Liebe damit klarkommen, dass ich die Hälfte des Jahres in Ghana verbringe und die andere Hälfte kaum etwas anderes im Kopf habe als Afrika?
Schon für eine Krankenschwester auf der Notfallstation mit Schichtdienst ist es alles andere als einfach, eine sogenannte »normale« Beziehung zu unterhalten. Denn wer kann ermessen, was es bedeutet, jeden Tag zu einer anderen Zeit zu arbeiten, und zwar oft genau dann, wenn andere frei haben? Es ist nicht einfach, mit jemandem zu leben, der zu den unmöglichsten Zeiten müde wird und schlafen muss. Kein Tag ist wie der andere, und wenige Menschen, die in einem »normalen« Beruf arbeiten, halten einem auch dann noch die Stange, wenn man das vierundzwanzigste Mal eine Einladung aus diesen Gründen ausschlägt.
Darum sind die typischen Beziehungspartner einer Krankenschwester häufig Polizisten, Feuerwehrmänner oder Ärzte. So war es auch bei mir. Denn unsere Berufsgruppen treffen nicht nur naturgemäß immer wieder aufeinander, sondern sie sind meist die einzigen, die Verständnis dafür haben, dass das Leben des anderen eine einzige Ausnahmesituation ist.
Das an sich wäre schon Herausforderung genug für jede Partnerschaft, doch bei mir kommt noch mein Engagement für Afrika hinzu. Denn diese Arbeit besetzt mein Leben, mein Denken, Handeln und Fühlen so vollständig, dass ich einen Partner mit einem ungeheuer großen Selbstvertrauen und einer starken Persönlichkeit brauche, also jemanden, der es akzeptieren kann, dass ich die Hälfte des Jahres gar nicht da bin und die anderen sechs Monate vierundzwanzig Stunden am Tag damit beschäftigt bin, Spenden zu akquirieren, Vorträge zu halten, inzwischen auch Pressetermine wahrzunehmen, aus der Ferne Probleme aus dem Weg zu räumen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Die Sache mit Madamfo Ghana e.V. hat sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt, dass sich, wenn ich in Deutschland bin, alles nur noch um mich zu drehen scheint. Ich hetze von Termin zu Termin, und mein Partner muss sich anpassen, während mir keinerlei Spielraum bleibt. Ich habe ein Versprechen gegeben, das mir heilig ist, und dafür brauche ich uneingeschränktes Verständnis. Ich bin zu mir selbst sehr streng, und mitunter wirkt das für einen Partner so, als sei ich es auch zu ihm. Ich habe ein ungeheures Durchhaltevermögen, und das muss der andere auch haben, will er mithalten. Alles in allem würde ich sagen: Ich bin als Partnerin ganz schön schwierig.
Einen Mann, der das mitmacht, den trifft man nicht alle Tage. Es hat mir ganz schön zu schaffen gemacht, als Beziehungen, an die ich fest geglaubt hatte, aus diesen Gründen in die Brüche gingen. Und eine ganze Zeit lang, als ich ohne Beziehung lebte, versuchte ich mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass meine Berufung und eine Partnerschaft miteinander möglicherweise nicht vereinbar sind.
Es war die längste Phase in meinem Leben, in der ich als Single lebte. Eigentlich ging es mir, von einsamen Momenten abgesehen, ganz passabel damit. Ich lernte, mit mir selbst in Einklang zu leben und in mir zu ruhen. Die Kraft aus mir zu schöpfen und nicht aus anderen Menschen. Meine Arbeit für Afrika ließ mir nicht viel Zeit zum Grübeln.
Doch dann begegnete ich einem Mann, und ich begann, durch ihn daran zu glauben, dass es zu schaffen wäre.
Es ist eigenartig, wie das Leben manchmal spielt. Denn bereits in den Monaten zuvor dachte ich hin und wieder an diesen Menschen. Wir kannten uns nämlich noch aus Schulzeiten, damals hatten wir bereits einen guten Draht zueinander, doch ich war mit jemand anderem zusammen. Schließlich verloren wir uns aus den Augen. Ich hatte mir sogar schon überlegt, wie ich möglicherweise herausfinden könnte, wo er lebt, doch zum einen hatte ich keine Zeit für solche privaten Recherchen, und zum anderen wusste ich auch nicht, wie ich das anstellen könnte, also verliefen meine Überlegungen irgendwie im Sande.
Eines Tages kam ein Mann auf mich zu und sagte, er sei Mitglied in einer christlich orientierten Organisation und anlässlich einer Spendenaktion sei eine größere Summe für Madamfo Ghana gesammelt worden. Ich freute mich riesig. Bei der offiziellen
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