Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Spendenübergabe fragte ich, was ich immer frage, nämlich wie sie denn auf unseren Verein gekommen seien. Da erfuhr ich, dass es mein alter Bekannter von früher gewesen war, der ihn auf Madamfo Ghana aufmerksam gemacht hatte. Auch er hatte nämlich wieder an mich gedacht und sich überlegt, was wohl aus mir geworden sein mochte. Nun ist es nicht schwer, herauszufinden, was Bettina Landgrafe heute macht, man muss nur meinen Namen in eine Internetsuchmaschine eingeben, und man landet bei unserem Verein. So kam er auf die Idee, Madamfo Ghana als Spendenempfänger zu empfehlen.
Wir trafen uns und freuten uns beide darüber, dass wir nach all den Jahren Sendepause gleichzeitig aneinander gedacht hatten. Langsam keimte aus der Sympathie, die wir schon vor Jahren füreinander empfunden hatten, Liebe. Ich hoffe von Herzen, dass es diesem Mann auch langfristig möglich sein wird, mich so zu lieben, wie ich bin, als Bettina Landgrafe, Krankenschwester, Managerin und
Nana Enimkorkor, mit allem
, was bei mir dazugehört. Und das ist nicht wenig. Genau genommen, wenn man alles zusammenrechnet, ist das tatsächlich eine ganze Menge.
Vielleicht hat Mimie und mich auch dies so zusammengeschweißt. Denn leider ist auch die Ehe zwischen Mimie und Kofi nach sechs Jahren gescheitert. Während all dieser Jahre versuchte Mimie vergeblich, schwanger zu werden, und irgendwann hatte Kofi eine andere Frau. Kinderlosigkeit ist für Afrikaner bekanntermaßen ein Makel, und dennoch hat mich das damals doch sehr überrascht, ich meine, ich hielt Kofi für einen modernen, aufgeschlossenen Menschen. Aber leider ist es eben so, am Ende zeigt sich, welche Belastung eine Beziehung aushält oder auch nicht, und ob man einen Menschen liebt und zu ihm steht, auch wenn er nicht alle Bedingungen erfüllen kann, die man sich wünscht.
Für Mimie brach eine Welt zusammen. In dieser schweren Zeit hielt ich ihr unbeirrbar die Treue. Nicht, dass ich mit Kofi gebrochen hätte, aber bei solchen Trennungen ist es meistens nicht möglich, mit beiden gleich eng befreundet zu bleiben. Und Mimie war mir als Frau einfach von Anfang an näher.
Gerade noch die Frau eines erfolgreichen Unternehmers, stand Mimie von heute auf morgen vor dem Nichts. Zum Glück hatte sie ihren Beruf und kann damit immer auf eigenen Beinen stehen. Eine Entschädigung für die langjährige Mitarbeit in Kofis Firma erhielt sie allerdings nicht. Aus dem gemeinsamen Haus musste sie ausziehen.
Ich mischte mich damals in diese wie immer unangenehmen Details der Trennung in keiner Weise ein. Stattdessen machte ich ihr einen Vorschlag.
»Sag mal, Mimie«, sagte ich, »wollen wir uns nicht einfach gemeinsam eine Wohnung suchen?«
Das war der Anfang von unserem Zwei-Frauen-Haushalt. Hatte sie mir zuvor so oft geholfen, war ich nun gerne diejenige, die ihr unter die Arme griff, wenn ich konnte. Mimie war immer schon fleißig, und was sie auch anpackt, es gelingt ihr.
»Ich habe gesegnete Hände«, formuliert Mimie es selbst, »und ich liebe es, mit ihnen zu arbeiten.«
Eine Weile nach der Trennung wurde Mimie zu unser aller Erstaunen auf einmal doch schwanger. Das Kind entstammte einer flüchtigen Beziehung, es kam alles andere als zur passenden Zeit, und doch waren wir beide, und vor allem Mimie selbst, überglücklich. Zu lange hatte der Makel der Kinderlosigkeit an ihr gehaftet, auch wenn sie sich mit dem Vater schon längst nicht mehr traf, wurde ihr Töchterlein Eyram von uns mit Freuden erwartet.
»Nun bekommen wir eben ein Kind«, sagte ich. » Akwaaba ! Willkommen!«
Damit war für uns die Sache besiegelt.
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Kapitel 8
Von neun afrikanischen Bettinas und anderen Kindern
B ereits nach meinem ersten Besuch in Apewu, damals, im Jahr 2001, erhielt ich, zurück in Deutschland, einen wundervollen Brief. Er kam von einer jungen Familie aus Apewu, die sich während meiner ersten Wochen im Dorf rührend um mich gekümmert hatte. Die Frau war schwanger gewesen, und ein paar Monate später gebar sie eine Tochter. Sie schrieben mir, dass es für sie eine große Ehre wäre, wenn sie das Kind nach mir Bettina nennen dürften, und ob ich die Patenschaft übernehmen mochte.
Da saß ich, von seltsamem Heimweh nach dieser neuen Welt geplagt, und freute mich unbändig. Natürlich sagte ich ja. Mir war klar, dass dies durchaus eine Verpflichtung bedeutete und dass mir die Eltern des Kindes diesen Vorschlag sicherlich nicht ganz uneigennützig machten, doch ich fand es in Ordnung, mich auf
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