Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
müssen wir Bauanträge und Genehmigungen einholen. Ein Architekt hat das Heim in Absprache mit dem Ministerium für Kinder entworfen. Die Mühlen in Ghana mahlen langsam, doch auch in Deutschland ist das ja nicht anders. Für den Bau eines Kinderheimes muss man bei uns von der Planung bis zur Fertigstellung schließlich auch ein paar Monate rechnen.
Aber ich habe einen langen Atem. In meiner Vorstellung existiert das Kinderheim bereits, und nachts, vor dem Einschlafen, sehe ich alles ganz genau vor mir: das Kinderheim in Ho, angefüllt mit dem Leben und dem Lachen der Kinder, die endlich sie selbst sein dürfen. Das Fundament ist gelegt. Bald können die Mauern hochgezogen werden. Die geheilten Leprapatienten, die in angenehmen Häuschen wohnen, ihre Wunden sauber verbunden und gepflegt. Die Fischer, glücklich und zufrieden in Dörfern, denen man ansieht, dass sie dank der Aquakultur die schlimme Armut hinter sich gelassen haben, in denen die Kinder der Fischer spielen und zur Schule gehen, statt ihren Vätern bei der Arbeit zu helfen. Ich stelle mir vor, dass in Apewu und Umgebung die Kinder und Jugendlichen, die wir heute auf weiterführende Schulen schicken, einst dafür sorgen werden, dass die Gegend den Anschluss ans 21. Jahrhundert erhält.
All dies, das weiß ich, wird eintreffen. Es ist vielleicht noch ein ganzes Stück zu gehen bis dahin. Doch Madamfo Ghana ist das beste Beispiel dafür, was aus dem Engagement eines Einzelnen werden kann. Man muss nur fest daran glauben und nicht müde werden, alles dafür zu tun um dieses Ziel zu erreichen.
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Kapitel 15
Madamfo Ghana auf Sendung – mit einem Fernsehteam quer durch Ghana
I mmer häufiger berichtete nun die Presse über Madamfo Ghana und unsere Arbeit in Afrika, und eines Tages erhielt ich sogar eine Einladung fürs Fernsehen. Ich sollte die Gelegenheit bekommen, den Zuschauern zu erklären, was genau wir in Ghana tun und wofür wir um Unterstützung und Spenden bitten. Ich war sehr aufgeregt und freute mich wahnsinnig darüber. Ich freute mich, weil wir so für Madamfo Ghana eine große Öffentlichkeit bekommen würden. Persönlich hätte es mir gereicht, wenn in der Sendung nur unsere Projekte vorgestellt worden wären, ich selbst hätte meiner Meinung nach gar nicht unbedingt auftreten müssen. Allerdings, so erfuhr ich, fällt es den Leuten offenbar leichter, für eine Sache zu spenden, wenn sie den Menschen vor sich sehen, der das alles organisiert. Über die Jahre ist mein Name und mein Gesicht so etwas wie ein Markenzeichen für Madamfo Ghana geworden, die Menschen vertrauen mir, und darum ist es für mich gar keine Frage, dass ich für Fernsehauftritte zur Verfügung stehe. Das ist wichtig für Madamfo Ghana, wichtig für die Projekte. Und offenbar habe ich die Gabe, die Projekte anschaulich darzustellen.
Außerdem macht es natürlich Spaß. Ich bin von Natur aus neugierig, und beim Fernsehen lernt man immer neue, nette Menschen kennen, und so manch einer hat später unsere Sache unterstützt. So ist das nun mal: Wenn ein bekannter Moderator sagt, die Projekte, die Bettina Landgrafe macht, sind gut, dann hat das eine größere Breitenwirkung, als wenn das jemand äußert, den man nicht kennt. Und darum ist es für unsere Sache gut.
Viele Leute schrieben mir nach diesen Fernsehauftritten, dass sie mich so natürlich fänden. Das kommt vermutlich daher, dass mir dieser Presserummel persönlich eigentlich egal ist. Weil ich in der Sendung rede wie sonst auch. Darum bin ich auch nicht so sehr aufgeregt, wenn es so weit ist und sie mich aus meiner Kabine abholen, sondern eher freudig erregt. Weil ich eine Chance bekomme, für meine Leute in Ghana zu sprechen.
So bin ich nun mal aufgewachsen. Meine Großeltern haben mir beigebracht, dass ich immer Bettina bin, ganz egal, ob ich irgendwo im hintersten afrikanischen Busch mit einem Chief zusammensitze oder auf dem Sofa eines Talkmasters.
Ein Filmteam war extra vor meinem Auftritt nach Ghana gereist, um unsere Arbeit vor Ort zu filmen. Sie hatten uns am Voltasee begleitet, als der kleine Daniel, der gerade eben mit dem Paddel verprügelt worden war, bei uns auftauchte. Der Film war sehr berührend, und der Funke sprang auch auf die Zuschauer über, denn das Spendenaufkommen war nach der Ausstrahlung der Sendung überwältigend.
Nach meinem Auftritt im Fernsehen erhielt ich zahlreiche Zuschauerbriefe, die ich kaum alle beantworten konnte. Die meisten waren sehr positiv und freundlich,
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