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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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wir dringend ein zweites, damit ich Victor ebenfalls den Führerschein machen lassen kann. Wir bekamen im Mai 2011 Besuch von einem Vertreter der Sozialversicherung Ghanas, der unsere Unterlagen im Büro in Accra prüfte und der nicht davon zu überzeugen war, dass wir alles das, was wir leisten, mit nur einem Auto vollbringen. Da unsere Einsatzorte zunehmend weit im Land verstreut sind, müssen wir in Zukunft noch mobiler werden.
     
    Und ständig stoßen wir auf neue Probleme, die gelöst werden wollen und mich vor neue Herausforderungen stellen. So wie der Bau des Kinderheimes in Ho. Je mehr Kinder wir befreiten, desto schneller bemerkten wir, dass die Heime der Region bei Weitem nicht so viele Kapazitäten haben, wie wir langfristig benötigen. Inzwischen kooperieren wir mit verschiedenen Einrichtungen. Werden die Kinder gebracht, dann kaufen wir ihnen Betten und alles, was sie brauchen. Wir schließen Krankenversicherungen für die Kinder ab und bezahlen selbstverständlich deren Verpflegung. Auch dafür suchen wir ständig Sponsoren und freuen uns über jede einzelne Spende.
    Eines Tages brachte Joycelyn die Sache auf den Punkt. »Wo sollen wir all die Kinder unterbringen, wenn wir weiterhin so einen Erfolg haben?«, meinte sie.
    Das war eine gute Frage.
    »Dann bauen wir eben ein eigenes Kinderheim«, meinte ich fröhlich.
    Joycelyn schaute mich mit großen Augen an.
    »Dir würde ich das tatsächlich zutrauen!«, lachte sie.
    Etwas von der Größenordnung eines Kinderheims hatte ich natürlich noch nie in Angriff genommen. Aber schließlich ist mein Motto: Der Mensch wächst mit seinen Herausforderungen. Ich sprach mit Emmanuel darüber. »Was meinst du«, fragte ich ihn, »wo sollten wir ein Kinderheim bauen?«
    »In Ho natürlich«, sagte er. »Das liegt zentral, und außerdem kennen wir hier eine Menge Leute. Es liegt weit genug vom Voltasee entfernt, falls die ehemaligen Master der Kinder Theater machen wollen. Und es liegt nahe genug, falls die Kinder zu ihren Eltern zurückgeführt werden können.«
    Denn selbstverständlich ist das unser Ziel: langfristig die Eltern der Kinder ausfindig zu machen und gemeinsam mit ihnen eine Perspektive zu entwickeln, die es ihnen erlaubt, ihre Kinder bei sich zu haben, um dann, falls es den Kindern zuträglich sein sollte, sie zu den Familien zurückzuschicken. Dies wird in jedem einzelnen Fall individuell und sehr sorgfältig untersucht und beurteilt werden. Denn Eltern, die ihre Kinder schon einmal verkauft und sie vielleicht jahrelang nicht gesehen haben, müssen nicht unbedingt das beste Verhältnis zu ihren Kindern entwickelt haben. An erster Stelle steht bei uns das Wohl der Kinder, und ihre Wünsche werden ebenfalls berücksichtigt werden. Ich behalte außerdem die Zukunft dieser jungen Menschen im Auge, und eine gute Schulausbildung ist nun mal das A und O für ein besseres Leben in Afrika. Ich gehe allerdings auch davon aus, dass die Eltern ihre Kinder aus purer Not für Geld an die Fischer abgegeben haben und sehr glücklich sein werden, eine Alternative zu diesen althergebrachten Gebräuchen aufgezeigt zu bekommen.
    [Bild vergrößern]
    37. Team gegen den Kinderhandel v. l. n. r.: Stanley, Bettina, Joycelyn, Emmanuel
    Doch zuvor müssen die Kinder, haben wir sie erst einmal aus der Sklaverei befreit, an einen sicheren Ort gebracht werden. An einen Ort, wo sie sich von den Strapazen der schweren Arbeit und den Folgen der ständigen Angst, in der sie lebten, erholen und einfach Kind sein können. Wir müssen sicherstellen, dass eventuelle Krankheiten auskuriert und die Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen behandelt werden. Einen Ort, an dem sie sich wohl fühlen und das nachholen können, was für Kinder in Deutschland selbstverständlich ist: unbeschwert zu spielen, genug zu essen zu haben und die Möglichkeit zu lernen. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr nahm das noch nicht existierende Madamfo-Ghana-Kinderheim in meiner Fantasie Gestalt an.
    Es soll genügend Kindern Raum bieten und hell und freundlich sein. Neben den Schlafräumen wird es auch ausreichend Platz zum Spielen geben. Wir werden Blumen und Bäume auf dem Gelände pflanzen, und alles sollte einladend und angenehm sein. Für all das brauchten wir einen ziemlich großen Bauplatz.
    »Wer könnte uns ein so großes Grundstück verkaufen?«, fragte ich Emmanuel.
    Der wandte sich an seine Freunde und Verwandten, und es stellte sich heraus, dass sein eigener Onkel viel Grund

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