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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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uns seit Jahren so großzügig unterstützt, konnten wir mit dem Bau einer Krankenstation für die Leprakranken beginnen. Im Herbst 2010 weihten wir das Zentrum ein und nahmen es in Betrieb. Zu der Anlage gehört auch eine kleine Küche samt Speisesaal.
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    36. Die Lepraklinik in Ho am Tag der Einweihung
    Hier erhalten die Patienten täglich eine warme Mahlzeit, was für die ausgezehrten und geschwächten Menschen ein wahres Labsal ist. Außerdem ist auf diese Weise sichergestellt, dass ihre Wunden fachgerecht und unter hygienischen Bedingungen behandelt und verbunden werden.
    Inzwischen haben wir eine Krankenschwester, die speziell für die Behandlung von Leprakranken ausgebildet wurde. Sie macht regelmäßig Hausbesuche und schaut nach den Wunden und dem gesamten Gesundheitszustand der Betroffenen. Dies ist insofern wichtig, als Krankheiten frühzeitig erkannt und Ansteckungen vermieden werden können. Die »Cured Lepers Foundation« baut weiterhin Wohnungen und hat für die Kinder eine Schule finanziert. Es ist wunderschön für mich, diese Menschen in den neuen wie in den alten Dörfern zu besuchen, ihr Humor, ihre Begeisterungsfähigkeit nach all dem Leid, das hinter ihnen liegt und das sie immer noch erdulden, sind jedes Mal wie Balsam auf meine Seele, der mich neu motiviert weiterzumachen. Natürlich kann man nie genug für diese Menschen tun. Ständig werden Leprakranke als geheilt entlassen, und viel zu langsam geht der Häuserbau vonstatten. Auch Madamfo Ghana hat bereits einige dieser Wohnungen finanziert, damit die schlimmsten der hühnerstallähnlichen Behausungen in den alten Lepradörfern hoffentlich bald nicht mehr gebraucht werden.
    Hier prägte Emmanuel einmal jenen Satz, der zu unserem Motto wurde: »
So little done, so much to do.«
    Ein Satz, der deprimieren könnte, hätte man eine andere Lebenseinstellung, als wir sie haben. Denn solange es etwas zu tun gibt, werde ich, Bettina Landgrafe, Nana Enimkorkor, nicht ruhen.
     
    Ein echter Segen für unsere Arbeit war eine Spende: unseren Geländewagen, den wir, anlässlich der Wahlen 2008 in den USA und dem begeisterten Schlachtruf, den man damals in Ghana an jeder Ecke hörte, »Obama! Obama!« nannten. Mit Obama kam das Auto, und so war es klar, wer sein Namenspate werden würde: Ich checkte die Frachtpapiere des Wagens und stellte fest, dass er aus Chicago, Illinois kam – genau wie Barrack Obama. Über den Marktplatz hinweg rief ich Emmanuel zu: »Emma! Der Wagen kommt aus Chicago, genau wie Obama!«, und er rief zurück: »Obama! Obama!« So bekam der Wagen seinen Namen.
    Mit »Obama! Obama!« hat sich meine Arbeit in Ghana nahezu revolutioniert. Nicht länger hänge ich an Busbahnhöfen fest, stecke in überfüllten Trotros, bin auf die Busrouten angewiesen, brauche für vierhundert Kilometer an schlechten Tagen 24 Stunden. Schon drei Tage nach dem Ankauf rettete Obama gleich drei Leben. Emmanuel war mit Obama unterwegs im Busch der Brong-Ahafo-Region, um Medikamente und Verbandsmaterial für unsere Klinik in Brodi zu kaufen. Da lag auf einmal mitten auf der Straße eine hochschwangere Frau.
    Emma hielt sofort an und fragte, warum sie hier mitten im Busch auf der Straße liegen würde. Sie erzählte, dass sie zu einem Krankenhaus unterwegs sei, weil sie Wehen habe, aber nun sei es zu spät, die Wehen seien in vollem Gang. Sie war drauf und dran, auf der Straße zu entbinden.
    Emma lud sie ein und raste mit ihr ins Distriktkrankenhaus. Sie kamen gerade noch rechtzeitig dort an, und die Frau brachte Zwillinge zur Welt. Was wohl geschehen wäre, wenn Emmanuel mit Obama nicht dort vorbeigekommen wäre?
    So ist »Obama! Obama!« zugleich Notfallwagen, Medikamenten-Kurier, Buschtaxi und mein mobiles Büro: Mit meinem Internetstick kann ich, während Emmanuel uns fährt, auf dem Beifahrersitz E-Mails checken und beantworten, die Madamfo-Ghana-Internet- und Facebookseite aktualisieren, ja, quer durch Afrika meine Büroarbeit erledigen.
    Wir sind einfach unschlagbar schnell geworden. So ist es mir möglich, innerhalb von vier Wochen alle Gebiete aufzusuchen, in denen Madamfo Ghana sich mit Projekten engagiert. Und die liegen ganz schön weit im Land verstreut. Außerdem hat »Obama« auch schon viele Menschenleben gerettet, wenn Emmanuel jemanden auf diese Weise rasch in eine Klinik befördern oder lebensnotwendige Medikamente viel schneller vor Ort bringen konnte. Dieses Fahrzeug ist wirklich ein Segen, und tatsächlich brauchen

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