Weiße Nebel der Begierde
weiß.
Das waren dieselben Worte, die Seamus Maclean zu Eleanor gesagt hatte, als sie bei ihm in der Werkstatt in Oban war.
»Der Stab ist in der Uamh nan Fhalachasan«, sagte Eleanor. »In der geheimen Höhle.«
Fergus riss die Augen auf. »Woher wissen Sie ...?« Dann ging ihm ein Licht auf. »Seamus MacLean, der verdammte Narr.« Er spuckte voller Abscheu auf den Boden. »Aber das macht nichts, weil Sie bald der ersten Lady Dunevin folgen. Zwei tote Frauen und zwei tote Mädchen. >Das wird verdammt schwer für MacFeagh, das zu erklären.«
Eleanor nahm draußen in der Halle eine Bewegung wahr und entdeckte Gabriel, der vor der Tür stand und horchte. Sie versuchte, Fergus wei-ter in ein Gespräch zu verwickeln, damit Gabriel merkte, dass sie in Schwierigkeiten waren.
»Warum, Fergus? Was haben Ihnen die MacFeaghs jemals angetan?«
»Als Alexander, der Vater vom jetzigen Laird, starb, dachte sein Bruder Malcolm dran, mich aus den Diensten zu entlassen und durch jemand anderen zu ersetzen. Er sagte, ich wäre zu alt, um der Kammerdiener eines Lairds zu sein, dass ich nicht zum neuen Laird of Dunevin passe. Ich konnte das nicht zulassen. Es wäre eine Schande für mich und meine Familie gewesen. Die MacFeaghs hatten uns schon genug gedemütigt.«
»Und so haben Sie ihn getötet?«
»Ja. ’s war ganz einfach. Sie dachten alle, es wäre der Salat gewesen.« Er schnaubte verächtlich. »Sie haben nicht an den Geheimgang zum Zimmer des Lairds gedacht. Ich hab nichts weiter gebraucht als ein großes Kissen.«
Eleanor sah, dass Gabriel noch an der Tür lauschte. Sie fürchtete, Fergus würde ihre Blicke bemerken, und um ihn abzulenken, hielt sie ihm mit einer ausladenden Geste das Bild der Kinder vors Gesicht. »Aber warum mussten Sie Georgiana umbringen? Was hat sie Ihnen getan?«
»Sie ist dahinter gekommen, dass ich den Bruder vom Laird ins Jenseits befördert habe - sie hat mich in dem Geheimgang gesehen und wollte dem Laird alles erzählen. Ich durfte nicht zulassen, dass sie den Mund aufmacht. Ich ...«
Fergus wurde stutzig, weil Juliana ängstlich zur Tür spähte. Er drehte sich um, gerade als Gabriel hereinstürmte, den älteren Mann angriff und mit ihm gegen das Sofa taumelte.
Die beiden Männer rangen miteinander. Brighde schrie und beobachtete aus weit aufgerissenen Augen, wie sich die Männer auf dem Boden wälzten, Farben und Papier durch die Gegend flogen und die Sessel umfielen. Eleanor packte die Mädchen, scheuchte sie hinaus in die Halle und rief nach Mrs Wickett, damit sie Hilfe holte.
Als sich Eleanor wieder umdrehte, hatte Gabriel den keuchenden Fergus am Kragen und drückte ihn gegen die Wand.
»Ich sollte dir gleich jetzt und hier den Garaus machen für das, was du meiner Familie angetan hast.« Er warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Eleanor und die Mädchen starr vor Schreck auf der Türschwelle standen. Der Blick in Julianas Augen hielt ihn zurück. Sie hatte schon genügend Grausamkeiten in ihrem kurzen Leben mit angesehen.
Gabriel funkelte den Kammerdiener zornig an. »Ich werde meiner Tochter nicht noch mehr Ihrer Verrücktheiten zumuten. Ich kann darauf bauen, dass Sie schon sehr bald wegen Ihrer Untaten hängen werden.«
Gabriel hielt den Mann fest, bis Mrs Wickett ganz hysterisch vor Entsetzen mit dem Magistrat zurückkam.
Nachdem man Fergus in Ketten gelegt und abgeführt hatte, mussten die Behörden über alles in Kenntnis gesetzt werden. Es dauerte seine Zeit, bis alles erklärt war. Anzeige wurde erhoben, eine gerichtliche Anklage würde sicherlich folgen, und der Magistrat wies Gabriel darauf hin, dass ein Prozess lange dauern könnte, ein Jahr oder sogar länger. Da Gabriel nicht die Absicht hatte, so lange in London zu bleiben, übergab er die Angelegenheit Mr Pratt, seinem Anwalt.
Sie würden wie geplant am folgenden Morgen abreisen und keinen Augenblick später.
Epilog
Die sieben Tage zwischen dem Julfest und Neujahr werden in Schottland Nolliag genannt; es ist eine Zeit, in der niemand arbeiten sollte, in der man viel isst und sich gegenseitig Geschenke macht, eine Zeit für Feste und Fröhlichkeit.
Am Weihnachtsmorgen fand ein Wettstreit statt, wer als Erster die Tür öffnete, denn derjenige, der »den Jul einlässt«, würde im folgenden Jahr zu Wohlstand kommen. Jedes Kind wartete geduldig, weil es sicher sein konnte, von seinen Eltern einen Jul-Penny zu bekommen. Stechpalmen-und Mistelzweige hingen über jeder Tür, denn alle Inselbewohner
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