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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Duft des Torffeuers und der getrockneten Kräuter, die an den Deckenbalken hingen. Gusseiserne Töpfe in verschiedenen Größen und anderes Kochgeschirr standen ordentlich in Reih und Glied in den Borden an den weiß getünchten Wänden und eine riesige, auf Böcken liegende Eichenholztischplatte stand in der Mitte. Dort fand Eleanor einen kleinen Teekessel.
    Sie füllte ihn mit Wasser aus einem irdenen Krug, dann stocherte sie die Glut in der Feuerstelle auf und legte ein frisches Torfbrikett auf, ehe die den Kessel an den im rußgeschwärzten Kamin befestigten Eisenhaken hängte.
    Während sie darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann, suchte sie nach dem Tee und fand ihn in einer Dose im Geschirrschrank, in dem auch Kannen und Tassen standen. Sie stellte die Sachen, die sie brauchte, auf den Tisch und nahm den Kessel vom Haken. Dann löffelte sie die duftenden Teeblätter in die Kanne, goss Wasser darauf und stellte sie beiseite, damit der Tee ziehen konnte.
    Eleanor fragte sich, ob es auch etwas gab, was sie zu ihrem Tee knabbern könnte, und sah sich um. Beinahe hätte sie laut nach Luft geschnappt, als plötzlich eine Frau hinter ihr stand und sie schweigend beobachtete.
    »Guter Gott«, sagte Eleanor. »Ich habe nicht gemerkt, wie Sie hereingekommen sind.«
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich hätte ein Rumoren in meiner Küche gehört.«
    Sie war untersetzt, mittleren Alters und trug ein schlichtes Leinennachthemd, das am Halsausschnitt zugebunden war und bis zu den Knöcheln reichte. Das weizenblonde und grau gesträhnte Haar war zu einem Zopf geflochten, der fast bis zur Taille hing.
    »Tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt habe. Ich ...«
    »Sie müssen die neue Gouvernante sein«, stellte die Frau fest und durchquerte mit bloßen Füßen den Raum, nahm den Wasserkrug und stellte ihn wieder an seinen alten Platz, dann fuhr sie mit der Hand über die Tischplatte, als wollte sie Krümel wegwischen. »Ich bin Mairi Morag Macaphee, Köchin, Haushälterin und Schlosstyrann.«
    Sie drehte sich um und sah Eleanor an, die richtig erschrocken war, weil man sie wie einen ungebetenen Eindringling in der Domäne dieser Frau erwischt hatte.
    Doch die Köchin lächelte warmherzig. »Aber wenn Sie mir auch ’ne Tasse Tee gönnen, dürfen Sie mich Mairi nennen.«
    Eleanor atmete auf. »Ich bin El... Nell, und ja, es wäre wunderbar, wenn wir zusammen Tee trinken würden.«
    Die Frau musterte sie. »Also dann - Nell.«
    Mairi holte eine zweite Tasse aus dem Schrank. Eleanor seihte die Teeblätter ab, schenkte ein und brachte die beiden Tassen zu einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Durch das Fenster, das hoch oben in die Wand eingelassen war, schien der Mond. Mairi stellte eine kleine Dose mit Butterplätzchen auf den Tisch.
    »Sie sind ’n bisschen jung für eine Gouvernante«, befand Mairi, nachdem sie von einem Keks abgebissen und Eleanors Gesicht im Mondlicht genauer studiert hatte. »Möchten Sie sich denn nicht lieber einen Mann suchen, Kindchen?«
    Eleanor zuckte zusammen, weil sie plötzlich wieder an Richard und die Täuschungen ihrer Familie erinnert wurde - erst jetzt fiel ihr auf, dass sie den ganzen Tag so gut wie nicht daran gedacht hatte -, das erste Mal, seit sie von Skynegal weggelaufen war.
    »Ich verspüre nicht den Wunsch zu heiraten«, antwortete sie vage.
    »Hmm.« Mairi nickte. »Das ist ’ne schwerwiegende Entscheidung in Ihrem zarten Alter. Hat er Ihnen das Herz gebrochen? Was hat er gemacht? Ist er mit ’nem anderen Mädchen auf und davon?«
    »Nein, nichts dergleichen.« Eleanor starrte auf ihre Tasse. »Wir haben nur nicht zusammengepasst.«
    »Ich verstehe.«
    Mairi warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. »Nur, gut, dass Sie das herausgefunden haben, bevor Sie das Ehegelübde abgelegt haben, sonst wäre es Ihnen so ergangen wie Alys, meiner jüngsten Tochter, die 'nen richtig faulen Strick geheiratet hat. Sie hat am Anfang nur seine blauen Augen gesehen, sonst nichts.«
    Mairi trank einen Schluck von dem dampfenden Tee, schloss die Augen und lächelte. »O Kindchen, da haben Sie aber ’nen feinen Tee gekocht. Einen besseren, als ich ihn machen kann. Wo haben Sie das gelernt?«
    »Bei Miss Eff...« Eleanor verstummte gerade noch rechtzeitig.
    Mairis sanftmütige Augen blitzten im Feuerschein. »Wer immer diese Miss F. ist, sie versteht ganz gewiss was vom Teekochen.«
    Eleanor musste unwillkürlich lächeln - sie mochte die gutherzige Frau schon jetzt. »Das

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