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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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denen inzwischen einige erwachsen sind. Jean hatte in letzter Zeit zu keinem von ihnen Kontakt aufgenommen.«
    »Es ist seltsam, dass der ganze Ordner den Namen RUTH trägt und dass es gerade von einer Ruth keine eigene Akte gibt.«
    Mike nickte. »Stimmt.«

    An diesem Abend saß Ren neben einem öffentlichen Telefon, eine Zehn-Dollar-Telefonkarte in der Hand, die sie im City Market gekauft hatte, und wählte Billys Nummer.
    »Hallo?«, meldete er sich.
    »Hi, Billy. Ich bin’s. Ren Bryce.«
    »Hallo. Bist du gut nach Hause gekommen?«, fragte Billy.
    »Ja. Ich habe deine Nachricht erhalten.«
    »Als ich nichts von dir gehört habe, hab ich mich gefragt, ob alles in Ordnung ist.«
    »Alles okay, aber …« Ren überlegte sich ihre Worte genau. »Du sollest mir keine Nachrichten aufs Handy schicken. Nur wenn es sich um den Job handelt oder wenn du Informationen für mich hast. Oder wenn ich in die Kneipe kommen soll, weil du mit mir sprechen musst.«
    »Oh.«
    »Tut mir leid. Ich hoffe, das kam jetzt nicht blöd rüber.«
    »Kein Problem. Mach dir darüber keine Gedanken.«
    Ren atmete langsam aus. »Ich will nicht sagen: ›Können wir so tun, als wäre das nie geschehen?‹, weil das nicht sehr nett wäre, aber …«
    »Können wir so tun, als wäre das nie geschehen?«
    »Hm, ich fühle mich nicht gut. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war … sehr schön.«
    »Finde ich auch.«
    »Aber?«
    »Heißt das, du brauchst meine Dienste nicht mehr?«
    Schweigen.
    »Ren?« Er wartete. »Ich meinte, meine Arbeit für euch .«
    »Meine Güte«, sagte Ren. »Tut mir leid. Ich dachte schon, du wärst ein Arsch.«
    »Bin ich nicht«, sagte Billy. »Jedenfalls nicht immer.«
    »Sorry.«
    »Heißt das, du kommst nicht mehr in die Kneipe?«, fragte Billy.
    »Doch. Ich muss wieder in die Kneipe kommen. Es geht gar nicht, dass ich nicht mehr komme. Aber ich muss mich auf meinen Job konzentrieren, wenn ich das nächste Mal komme.«
    »Schon klar.«
    »Die Jugendlichen hier müssen mich für verrückt halten. Mansieht ja, dass ich hier keinen Urlaub mache. Ich sitze hier in meinem Kostüm am öffentlichen Telefon …«
    »Die Kids halten dich bestimmt für geizig. Dass du Lebensmittel in den Gemeinschaftskühlschrank stellst, auf denen Zettel mit deinem Namen kleben …«
    »Ich kann meinen Marker nirgends finden.«
    »Den habe ich mir ausgeliehen, um deinen Namen auf das Label der Unterwäsche zu schreiben, die du hiergelassen hast. O-renda. Damit ich es nicht vergesse.«
    Ren lachte. »Das ist gemein.«
    »Ich kann auch nur darüber scherzen, weil es nicht wahr ist«, sagte Billy.
    »Ja, eben. Ich hatte meine Unterwäsche an, als ich gegangen bin.«
    »Wirklich?«
    Sie kicherte. »Wirklich.«
    »Gut zu wissen.«
    »Okay«, sagte Ren. »Ich muss jetzt unbedingt ins Bett.«
    »Ich hoffe, du kannst besser schlafen als letzte Nacht.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte Ren.
    Obwohl ich mich in deinen Armen sehr geborgen gefühlt habe.

    Ren starrte an die Decke. Sie hatte die schweren Vorhänge vor das Fenster gezogen und den Blick auf die verschneite Straße ausgesperrt. Ihr Herz klopfte heftig, und ihre Atem ging schnell. Sie spürte Hitzewellen und Übelkeit in sich aufsteigen. Es war ein Uhr früh. Es wurde zwei Uhr, drei Uhr. Und als es vier Uhr wurde, spielten ihre Gefühle verrückt, verschworen sich gegen sie und schlugen auf sie ein.
    Ren trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die auf dem Nachttisch stand. Daneben stand eine Lavendelkerze.
    Haben solche Kerzen wirklich die Wirkung, die man ihnen nachsagt?
    Ren zündete die Kerze an. Doch die Flamme war so klein, dass sie von der Dunkelheit beinahe verschluckt wurde.

37.
    Am nächsten Morgen wachte Ren um sieben Uhr auf und schrieb als Erstes Gary eine SMS.
    Können wir uns heute treffen?
    Ja. Wann?
    7.30?
    Okay.
    Ren war froh, wenn sie morgens eine Stunde Zeit hatte, um sich fertig zu machen. Diese Zeit hatte sie heute nicht. Sie nahm sich nur ein paar Minuten fürs Make-up und verließ den Gasthof mit nassem Haar. Um sieben Uhr fünfundzwanzig saß sie mit einem großen Kaffee und einem getoasteten Sesambrötchen im Besprechungszimmer.
    »Hallo, Ren«, sagte Gary und setzte sich neben sie. »Was gibt’s?«
    Ren schaute ihn an und fragte sich, was sich alles ändern würde, wenn sie jetzt sagte: Ich habe mit Billy Waites geschlafen. Sie schaute ihn an und sagte stattdessen: »Die Ermittlungen … Ich werde allmählich ein bisschen nervös …«
    »Warum?«
    »Es

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