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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Augen.
    Verlogene Augen?
    Billy hätte jede Frau haben können. Warum hatte er gerade sie ausgewählt?
    Ren stieg aus, ging über die Straße zum Haus und klingelte. Caroline öffnete die Tür und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    »Guten Morgen. Ich bin Ren Bryce …«
    »Ich weiß«, sagte Caroline. »Kommen Sie rein.«
    »Danke. Es wird nicht lange dauern.«
    »Kein Problem. Ich bin allerdings überrascht, Sie zu sehen. Ich habe das Gefühl, in eine Sache hineingezogen zu werden, zu der ich kaum etwas sagen kann.«
    Sie gingen in die Küche. Ren setzte sich. Caroline blieb stehen und schaute sie an.
    »Ich wollte Ihnen ein Bild zeigen und Sie fragen, ob Sie den Mann kennen«, sagte Ren und legte Billys Foto auf den Tisch.
    »Nein«, antwortete Caroline ohne zu zögern. »Den Mann kenne ich nicht.«
    »Sie haben ihn noch nie gesehen?«
    »Müsste ich?«
    »Nein, aber …«
    »Wer ist er?«, fragte Caroline.
    »Jemand, auf den wir im Zuge der Ermittlungen zufällig gestoßen sind.« Ren stand auf. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Kein Problem. Aber ich verstehe wirklich nicht, warum Sie mich damit behelligt haben.«
    »Hören Sie, ich mache hier nur meinen Job, okay? Ich weiß, warum ich die Fragen stelle, die ich stelle. Und warum ich an Ihrer Haustür klingle. Ist es denn so schlimm, wenn Sie mir drei Minuten Ihrer Zeit opfern?« Ren blickte auf den Fernseher. Es lief gerade Desperate Housewives . »Oder sind Sie so sehr damit beschäftigt, das Leben fiktiver Personen zu verfolgen, dass Ihnen der Tod eines realen Menschen egal ist?«
    Caroline starrte sie an.
    »Tut mir leid«, sagte Ren. »Ich wollte nicht grob sein.«
    »Schon gut. Aber ich kenne den Mann wirklich nicht«, beteuerte Caroline. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.«
    Diesmal hast du wenigstens nicht gelogen. Glaube ich jedenfalls.

    Als Ren ins Büro des Sheriffs zurückkehrte, bekam sie eine SMS von Vincent. Sie schaute auf die Uhr und schrieb ein »Ja« zurück. Dann fuhr sie die Main Street hinunter und parkte vor dem Crown.
    Im Café war es ziemlich ruhig – einige Paare, die sich unterhielten, ein paar Leute, die lasen. Vincent saß auf einem Sofa mit Blick zur Tür. Er stand auf und lächelte sie an, als sie hereinkam.
    »Hallo, Ren«, sagte er.
    Er küsste sie auf die Wange.
    »Hallo, Vincent.« Ren zog ihre Jacke aus und hängte sie auf den Garderobenständer neben dem Tisch. »Ganz schön kalt heute.«
    »Heute Nacht soll es noch kälter werden«, sagte Vincent. »Fünfzehn Grad minus.«
    »Puh.«
    »Musst du irgendwohin?«
    »Nein, ich muss mich mit den Ermittlungsakten beschäftigen. Es könnte schlimmer kommen.«
    »Dann stell die Heizung auf die höchste Stufe.«
    Die Kellnerin kam mit zwei Kaffee und einem Cinnamonster , einer Riesenzimtrolle, an den Tisch.
    Ren schenkte Vincent ein trauriges Lächeln. »Danke.« Sie schaute ihn ein paar Sekunden zu lange an.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Es ist schön, wenn es einen Menschen gibt, der einen so gut kennt, wie du mich kennst. Du hast gewusst, dass ich gleich komme, deshalb konntest du schon etwas bestellen. Und du wusstest genau, was du bestellen musst.«
    »Nein«, erwiderte Vincent. »Ich dachte nur, so ein ›Monster‹ passt ganz gut zu dir.«
    Ren lachte. »Besser oder schlechter als Ren Noir?«
    »Besser.«
    »Du bist der einzige Mensch, zu dem ich vollkommen ehrlich sein kann«, sagte Ren.
    »Und du bist der einzige Mensch, dem ich an der Nasenspitze ansehe, wenn er mich belügt.«
    Ren runzelte die Stirn.
    »Ja, Ren, du bist ehrlich. Meistens erzählst du mir die Wahrheit. Aber du wägst genau ab, was du mir erzählst.«
    Ren öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Als du mir vorhin in die Augen geschaut hast, habe ich gesehen, dass du nervös bist«, sagte Vincent.
    »Das bin ich tatsächlich«, gab Ren zu.
    »Siehst du? Es gibt einen Grund, warum du dich heute in meiner Gesellschaft unwohl fühlst. Und weil ich weiß, dass du nicht lügen kannst, frage ich dich gar nicht erst nach dem Grund. Ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich wissen will.«
    Ren senkte den Blick. »Ich bin eine Versagerin.«
    »Ich hoffe nur, du bist eine Versagerin, die sich selbst keinen allzu großen Schaden zufügt.«
    Das hoffe ich auch, dachte Ren. Als Ren an diesem Abend in den Gasthof zurückkehrte und inihrer Suite das Licht einschaltete, gingen sie in Gedanken sämtliche Personen durch, die in den Fall verwickelt waren, aber niemand brachte sie auf

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