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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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ihn einen ekelhaften Bastard, den schwierigsten Chef, den der CIA in Washington je gehabt hätte. Sie hassten ihn alle.
    Sie bewegten sich in eine stille Ecke, unterwegs nahm sich der Commander ein Glas Champagner von einem Tablett.
    »Was ist los, Jack?«
    Das war auch so eine amerikanische Sitte, die Loder verabscheute. Kaum hatte man sich kennen gelernt, nannten sie einen beim Vornamen. Betont machte er von dem Titel des Commanders Gebrauch.
    »Sverdlov ist nicht da. Letzten Dienstag bei den Belgiern war er auch nicht. Der Holländer da drüben hat auch nach ihm gefragt. Was ist los, Commander? Wo, zum Teufel, ist er?«
    Der Commander machte ein unschuldiges Gesicht. »Ah, ja, ich wollte Sie sowieso morgen anrufen. Er hat die Staaten verlassen. Urlaub, nehme ich an.«
    »So!« Loders Gesicht hatte sich gerötet. Wenn er sich ärgerte, wurde er noch hässlicher. »So! Wäre ja schön, wenn wir ab und zu von euch eine Information bekämen. Könnte ja sein, wir brauchen sie. Ich höre das heute also ganz zufällig. So was hab' ich gern. Schließlich ist Sverdlov ihr wichtigster Mann. Ihr macht das wohl alles unter euch ab, was? Warum hat man mir nicht Bescheid gegeben? Das ist verdammt unkorrekt.«
    »Tut mir leid«, sagte der Amerikaner beschwichtigend. Er wollte um alles in der Welt keinen Krach mit diesem britischen Kollegen. Außerdem war Loder im Recht, wenn er sich beschwerte. Wenn ein Sowjetrusse von Sverdlovs Bedeutung die Staaten verließ, bestand die Verpflichtung, die leitenden Köpfe der NATO-Geheimdienste zu informieren. Der Commander hatte das nicht aus Versehen verbummelt. Wie alle professionellen Geheimdienstler behielt er gern ein Geheimnis für sich, selbst den Verbündeten gegenüber war sein Mitteilungsdrang nicht sehr groß.
    »Er scheint wirklich nur in Urlaub gefahren zu sein, sonst nichts. Er ist in der Karibischen See. Auf Barbados.«
    »Sie nehmen mich auf den Arm!« Loders Verblüffung war groß. »Das gibt's ja gar nicht. Ich habe noch nie gehört, daß sie woanders hinfahren als nach Hause, wenn sie Urlaub haben. Da stimmt doch was nicht. Er muß etwas vorhaben.«
    »Vielleicht richtet er eine Raketenbasis ein«, grinste Buckley.
    »Quatsch«, sagte Loder. »Ist es möglich, daß er abberufen worden ist? Die Sache mit der Karibischen See kann Tarnung sein. Dort steht der alte Geißbock Golitsyn. Halten Sie es für möglich, daß er die Spitze übernommen hat?«
    »Kaum.« Der Commander warf einen Blick hinüber zu Golitsyn, der zwischen seinen Russen stand, und dann sah er Loder wieder an. »Zu alt. Wenn Sverdlov abberufen wurde, dann ist sein wirklicher Ersatz schon hier.«
    »Und wir wissen nicht, wer zum Teufel es sein könnte. Das ist eine üble Geschichte.«
    »Wirklich, ich glaube nicht, daß es etwas zu bedeuten hat. Er kann auf Urlaub sein. Er kann jemanden dort treffen, wir wissen es nicht. Wir haben jedenfalls die Regierung von Barbados verständigt, und sie haben ein Auge auf ihn. Sie sind absolut nicht glücklich über seinen Besuch. Ich denke, daß er bald zurück sein wird.«
    »Hoffen wir's«, sagte Loder sauer. »Immer besser, man weiß, wer der Teufel ist. Ich erwarte, daß Sie mich informieren, sobald Sie etwas erfahren.«
    »Selbstverständlich. Das tun wir, Jack. Ich rufe Sie sofort an, wenn ich was weiß. Und Sie tun das gleiche.«
    »Das tue ich immer, Sie wissen es.«
    Loder wartete nicht, bis er verabschiedet wurde. Ohne noch jemanden anzusehen, stampfte er durch die Gesellschaft, die rechte Schulter vorgeschoben, Richtung Ausgang.
    Sverdlov hatte die Staaten verlassen und befand sich auf einer karibischen Insel. Das war so außergewöhnlich, so ganz und gar untypisch.
    Seit drei Jahren war Sverdlov in Amerika. Und achtzehn Monate davon hatte es gedauert, bis der gesamte westliche Geheimdienst endlich dahinter gekommen war, daß er das Haupt des sowjetischen KGB in Amerika war.
    Ein großartiger Mann, dieser Sverdlov, ohne Zweifel. Er hielt sich sehr zurück. Höhere Offiziere besuchten sowieso selten die Martini-Zirkel und kleinen Dinners, das überließ man den jungen Botschaftsmitgliedern, die, soweit sie dem Geheimdienst angehörten, sowieso als Handels- oder Kulturheini getarnt waren. Loder kannte das schließlich gut genug. Eins war sicher: Sowjetische Offiziere vom Rang und der Bedeutung eines Sverdlov reisten niemals an Orte wie dieses Barbados und legten sich einfach zum Spaß in die Sonne. Es würde Loder in dieser Nacht den Schlaf kosten, darüber

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