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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Group-Captains Richard Paterson, ranghöchster Luftattaché der Britischen Botschaft in Washington. Buckley wäre wohl vor Freude an die Decke gesprungen, wenn er das noch entdeckt hätte. Immerhin, soviel war Loder klar, für eine Frau mit so großartigen Kontakten, sowohl zur UN wie zur Botschaft, lohnte es sich sogar für einen Feodor Sverdlov, nach Barbados zu reisen.
    Sehr deprimiert verließ Loder das Treffen. Manchmal war die Situation der Welt einfach hoffnungslos, alle Trümpfe schienen die anderen zu haben.
    Sie waren einfach gut in diesen Dingen. In England wäre ein Mann wie Sverdlov vermutlich niemals avanciert. Wahrscheinlich hätte man ihn auf irgendeinen langweiligen Posten im tiefsten Afrika versetzt. Oder hätte ihn in London in ein Büro gesperrt, wo er in verstaubten Papieren wühlen konnte. Ja – vielleicht war das der Grund, warum fähige Leute eines Tages Verräter wurden. Ein begabter Kopf mußte beschäftigt werden, und möglichst mit dem, was er konnte. Gab man ihm die Chance nicht, dann suchte er sie anderswo.
    Wenn es nach Loder gegangen wäre, so würde er ziemlich kurzen Prozess mit Leuten wie Sverdlov gemacht haben. Aber diese guten alten Sitten hatten zusammen mit dem Krieg aufgehört. Heute wurde keiner mehr von einem vorbeirasenden Wagen überfahren oder fiel aus einem Fenster. Die verdammten Burschen hatten all die Jahre gut überstanden. Und waren eines Tages wieder da, wohlerzogene Gentlemen, die ihren stillen Krieg, ihren ewigen kalten Krieg, gegen die Zivilisation führten.
    Es machte Loder krank, daran zu denken.
    Langsam fuhr er zurück. Es schneite nicht mehr, aber es war kalt, klares, kaltes Frostwetter. Ihm war es gleich. Er hatte eine Fährte, er hatte neue Arbeit. Wenn er arbeitete, versank die Welt für ihn. Er war besessen von seiner Arbeit. Nur abends, wenn er nach Hause kam in das leere stille Apartment, fühlte er sich einsam.
    Dann fehlten ihm die Kinder. Seit über vierzehn Tagen hatte er keinen Brief mehr bekommen. Er dachte mit Bitterkeit an seine Frau, wenigstens das konnte sie tun, die Kinder zum Schreiben anhalten.
    Damals in Delhi, wenn diese Stimmung ihn überkam, hatte er getrunken. Jetzt ging er in die Küche, machte sich Tee. Das war auch so etwas, was er an Amerika verabscheute, diese Teebeutel. Loder trank Lap Sang Su Chow, und das hätte nun wieder seine früheren Kollegen erstaunt.
    Er trug das Tablett ins Schlafzimmer und stand mit der Tasse in der Hand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Wenn er eins wußte, dann dies: Da war in der ganzen Britischen Botschaft nicht einer, der soviel Verstand hatte, soviel konnte und wußte wie er. Fergus Stephenson ausgenommen, den Gesandten. Und den Botschafter natürlich. Aber Frauen interessierten sich nun mal nicht für das, was einer in seinem Kopf hatte. Sie interessierten sich mehr dafür, wie der Kopf von außen aussah. Und vielleicht noch für was anderes. »Ein mieser kleiner Agent, das ist es, was du bist«, sagte er zu seinem Gesicht im Spiegel und schnitt eine Grimasse. »Hat wenig Zweck, auf eine karibische Insel zu fahren und zu versuchen, einen hübschen kleinen Vogel zu fangen …« Er drehte sich vom Spiegel weg, trank seinen Tee aus und ging zu Bett. Was wohl Feodor Sverdlov gerade tat? Es ließ sich schlecht dabei einschlafen, wenn man sich das vorstellte.

3
    »Werden Sie und Mr. Sverdlov heute abend zum Dinner da sein, oder speisen Sie wieder auswärts?«
    Der Direktor des Hotels war ein Mann Anfang Vierzig mit einem gepflegten schwarzen Bärtchen und ausgezeichneten Manieren; er bewegte sich sehr ungeniert unter seinen Gästen, und einige der Damen waren von ihm höchst angetan. Jedoch ihn interessierten die hausbackenen kanadischen Frauen und die betriebsamen englischen Mädchen, die während der Ferien gern eine hübsche kleine Romanze erlebt hätten, nicht im geringsten. Er lebte glücklich zusammen mit einer großen vollbusigen Negerin von Barbados.
    Im Hotel war es inzwischen so weit gediehen, daß die Gäste Wetten darüber abschlossen, ob Mrs. Farrow und dieser Russe zusammen schliefen oder nicht. Der Hoteldirektor meinte nein – das täten sie nicht; er wußte es sogar ganz genau, denn er wußte alles, was in diesem Hotel vor sich ging, also auch wer wen nächtlicherweise in einem anderen Bungalow besuchte oder vielleicht am Nachmittag für eine kurze Stunde hinter einer fremden Tür verschwand. Zu diesen Leuten gehörten Sverdlov und Mrs. Farrow nicht. Sie verstanden sich

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