Weißer Mond von Barbados
leider, sage ich, publik geworden. Sie hatten da – eh – eine Art freundschaftliche Beziehung zu einer jungen Dame in New York, nicht?«
»Ja«, gab Paterson zu. »Ja, das stimmt. Ich flog jede Woche hinüber, um sie zu treffen. Darf ich fragen, woher Sie das wissen?«
»Fragen Sie bitte nicht.« Fergus schüttelte bekümmert den Kopf.
»Ich kann es mir denken«, Paterson nahm sein Zigarettenetui heraus und bot Stephenson an. »Vermutlich ist ein Sicherheitstest über mich gemacht worden. Ich hätte damit rechnen müssen.«
»Ich finde es genauso unerfreulich wie Sie«, sagte Fergus. »Unerfreulich ist gar kein Ausdruck. Die eigenen Leute zu bespitzeln … gräßlich. Aber keiner von uns ist davor sicher. Falls Ihnen das ein Trost ist. Und was ich Ihnen dazu sagen muß, Richard, ist schlicht und einfach folgendes: Erstens, wir wollen keine Skandale in der Botschaft haben. Sie verstehen. Ihre Frau erwartet ein Kind. Und der Botschafter ist in diesen Dingen sehr … nun ja, sehr korrekt. Aber abgesehen davon, und das ist es, worauf es vor allem ankommt, diese junge Dame in New York, mit der Sie befreundet sind, muß heute als ein großes Sicherheitsrisiko angesehen werden. Sie müssen alle Verbindungen zu ihr abbrechen. Und zwar sofort.«
Fergus sah den Schreck und das Erstaunen im Gesicht des jüngeren Mannes. Ein gutgeschnittenes Gesicht, männlich und seriös, genau die Art von Gesicht, das seine Frau an einem Mann liebte. Jetzt rötete sich dieses Gesicht, der Mund Richards öffnete sich ein wenig vor Verwunderung.
»Sicherheitsrisiko? Das verstehe ich nicht, Sir! Das ist unmöglich. Das kann ich nicht glauben.«
»Ich gebe das mit allem Vorbehalt wieder«, bemerkte Fergus und bewegte unbehaglich die Schultern. »Ich weiß, die Geheimdienstleute übertreiben gern, malen alles schwärzer, als es ist. Aber ich muß Sie informieren und muß es so tun, wie mir aufgetragen wurde. Mrs. Farrow wird verdächtigt, ob berechtigt oder nicht … Sie gilt nicht mehr als zuverlässig. Wenn Sie die Verbindung zu ihr nicht abbrechen, wird man Sie zurückbeordern.«
»Mein Gott«, sagte Paterson. Er war sichtlich erschüttert, und Fergus ließ ihm einen Moment Zeit, sich zu fassen. Ob Paterson diese Frau geliebt hatte? Sein Instinkt und auch seine Erfahrung, bitter geworden durch die Erlebnisse in seinem eigenen Haus, sagten ihm, daß man von Liebe vielleicht nicht sprechen sollte. Zudem waren Männer wie Paterson mehr in sich selbst verliebt als in irgendeine Frau. Er kannte diesen Typ.
»Ich brauche Ihr Ehrenwort, daß es zu Ende ist. Auch kein Brief mehr, nichts.«
»Selbstverständlich«, sagte Paterson mechanisch. Ärger stieg in ihm auf. Unzuverlässig – was, zum Teufel, sollte das heißen? Was hatte das zu tun mit ihm und Judith, ihrer Liebe, ihren Zärtlichkeiten, ihren Gesprächen …
»Sie haben mein Ehrenwort, Sir. Ich werde sie nicht wieder sehen und nicht mehr mit ihr in Verbindung treten. Tatsache ist, daß wir uns sowieso getrennt haben. Vor drei Wochen schon. Mein Gott«, sagte er wieder, »ich kann das einfach nicht glauben.«
Er hob den Kopf. »Sie arbeitet für Sam Nielson in der UN. Das ist ein sehr vertraulicher Job. Wissen das die Sicherheitsleute denn nicht?«
Nein, dachte Fergus, viel hat diese Frau ihm nicht bedeutet. Liebe war es nicht gewesen. »Sie wissen alles über sie«, sagte er.
»Man muß Nielson warnen.« – Jetzt ging es Richard um die eigene Haut, jetzt verriet er sie. Er versuchte sich zu erinnern, ob Judith ihm jemals Fragen gestellt oder besonderes Interesse für seine Arbeit gezeigt hatte. Das konnte das Ende seiner Karriere sein.
Fergus wußte genau, was er dachte. Plötzlich empfand er Abneigung gegen Paterson. »Das überlassen wir am besten den Bluthunden«, sagte er.
»Von mir hat sie nie etwas erfahren, das brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Und offen gesagt, sie hat auch nie versucht, etwas zu erfahren.«
»Sie ist keine Spionin«, sagte Fergus scharf. »Davon kann keine Rede sein. Sie wird, wie ich sagte, als Risiko betrachtet, und das hat seine Gründe. Wenn ich Sie wäre, würde ich das alles schnellstens vergessen. Vergessen Sie Mrs. Farrow.«
»Keine Sorge. Genau das werde ich tun.«
»Danke, Richard. Ich hoffe, unser Gespräch war nicht allzu unangenehm für Sie. Sie können mir glauben, daß ich solch ein Gespräch von Herzen verabscheue.«
»Sie haben es mir leicht gemacht, Sir«, sagte Paterson und stand auf. »Ich danke für die
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