Weißer Mond von Barbados
Warnung. Und ich wünsche einen schönen Tag in New York.«
»Es wird ganz gewiß kein schöner Tag sein«, antwortete Fergus. »Ziemlich langweilige Angelegenheit, als Beobachter einer Eröffnungssitzung des Sicherheitsrates beizuwohnen. Aber da unsere UN-Botschaft mich eingeladen hat, muß ich wohl.«
Den vorhergehenden Abend hatte Fergus mit Loder verbracht. Er hatte Loder eingeladen. – Margret hatte sich geweigert, herunterzukommen, sie war nicht einmal dazu zu bewegen gewesen, einen Drink vor dem Essen mit ihnen zu nehmen, was schließlich zu den mindesten Höflichkeiten gehörte.
»Dieser ordinäre Kerl – so was wie der sollte an einer Kreuzung stehen und den Verkehr regeln anstatt mit gebildeten Leuten in einer Botschaft zu arbeiten. Es ist deine Sache, wenn du schon meinst, du mußt ihn ins Haus bringen. Mich geht das nichts an.«
So ihre Worte, ehe sie hinausging und die Tür hinter sich zuwarf, wie sie es meist tat.
Von Rechts wegen hätte Fergus ihr sagen müssen, daß es gerade sie etwas anging, wenn er Loder zu sich gebeten hatte. Denn Loder hatte sich gerade in dieser speziellen privaten Angelegenheit als außerordentlich taktvoll erwiesen.
Für Fergus war es eine der bittersten Stunden in seinem Leben gewesen, als er in Loders Büro war und sich verzweifelt bemühte, die passenden Worte zu finden, um zu erklären, daß seine Frau von irgend jemandem vertrauliche Informationen erhalten habe und sich weigerte, ihm zu sagen, von wem. Unausgesprochene Fragen und unausgesprochene Antworten – das Schweigen zwischen den beiden Männern sprach laut genug.
Loder hatte ihm eine Brücke gebaut. Well, da war irgendwo eine undichte Stelle. Und Mrs. Stephenson war nur zu fair, um jemanden in Verlegenheit zu bringen – so war es wohl. So etwa drückte Loder es aus. Und dann sagte er, der Gesandte solle ruhig alles ihm überlassen, er würde schon herausfinden, wo das Leck war. Weder er noch Mrs. Stephenson brauchten sich weiterhin Gedanken zu machen. Um sich irgendwie dankbar zu erweisen, hatte Fergus den Geheimdienstmann zum Essen eingeladen. Zunächst wollte Loder ablehnen, aber Fergus bestand darauf, daß er komme.
So hatten sie also zusammen diniert – allein, am Abend bevor Fergus mit Paterson sprach.
Erstaunlicherweise war es ein gelungener Abend gewesen. Anfangs fühlte sich Loder etwas befangen, doch Fergus machte es ihm leicht, erwähnte seine gute Arbeit, ohne zu dick aufzutragen, und nach einiger Zeit wurde Loder ganz natürlich, sehr aufgeschlossen, und es zeigte sich, daß er ein bemerkenswert kluges Köpfchen besaß. Was Fergus am meisten erstaunte, Loder war ein Kenner und Liebhaber der Klassiker und erging sich in langen, kenntnisreichen Ausführungen über Tacitus und seine historischen Schriften. Und damit nicht genug, liebte Loder auch noch alte Kirchenmusik. Und das war nun eine Neigung, die Fergus teilte. Er besaß eine ausgewählte Sammlung gregorianischer Musik, und der Abend endete damit, daß sie still beieinander saßen und den Platten lauschten.
Als er ging, suchte Loder eine Weile nach den richtigen Worten, und das war bei seiner sonstigen rüden Schnauze für ihn so mühselig, daß er einen roten Kopf bekam, was ihn nicht gerade attraktiver machte.
»Das war ein schöner Abend«, brachte er schließlich hervor. »Der schönste Abend, seit ich in Washington bin. – Ich danke Ihnen, Sir. Es war wirklich eine Freude für mich.«
»Für mich auch«, sagte Stephenson. Und das war gar nicht gelogen.
»Ich hoffe, Sie werden wieder einmal kommen.«
Er ging hinauf in sein Zimmer. Die Tür zum Schlafzimmer seiner Frau war angelehnt, und sie hatte noch Licht. Offensichtlich hatte sie auf ihn gewartet, denn sie rief ihn; es klang ärgerlich und im Befehlston.
»Fergus! Komm her!«
Er betrat ihr Zimmer, blieb aber an der Tür stehen. Sie saß im Bett. Die blauen Augen blickten ihn voll Verachtung an.
»Na? Wie war der Abend?« Sie machte Loders Sprache nach. »Hat er dir erzählt, wer es war?«
»Nein«, antwortete er, »er hat deinen Freund nicht erwähnt. Und ich bin sicher, er wird sein Bestes tun, um dich zu schützen. Also mach dir keine Sorgen.«
»Ich mache mir keine Sorgen«, sagte sie. »Du bist derjenige, der sich Sorgen machen sollte, denn du bist der Blamierte.«
Aber ganz wohl war ihr nicht in ihrer Haut, das konnte er deutlich merken. Wenn sie so aggressiv war, dann fühlte sie sich unsicher.
»Loder würde uns niemals in einen Skandal verwickeln«,
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