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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Zeit. – Oder?«
    »Kaum«, gab Stephenson zu, »wenn er so einer ist, wird er wohl seine Gründe haben.«
    Loder zündete sich eine Zigarette an. »Er ist ein elender Henker, in Ungarn hat er gemordet und exekutiert, daß es eine Pracht war. Das habe ich ihr bis jetzt noch nicht erzählt. Aber ich werde es tun, wenn sie nicht bald Vernunft annimmt. Dann werden wir sehen, wie sie sich dazu stellt. Das dürfte sie wohl so fertigmachen, daß sie bereit ist, für uns zu arbeiten.«
    »Aber wäre das nicht sehr gefährlich für sie?«
    »Doch. Sehr gefährlich. Aber das ist der Preis, den sie bezahlen muß. Was läßt sie sich mit so einem Burschen ein. Ich werd' ihr schon zeigen, daß sie dafür bezahlen muß.«
    »Nehmen Sie mir's nicht übel«, sagte Fergus, »aber das ist wirklich ein schmutziges Geschäft. Und ich muß noch mal sagen: Sie tut mir leid.«
    »Die Hauptsache ist, ich habe die Amerikaner rausgehalten«, sagte Loder ungerührt. »Die überlassen uns das, ich gebe ihnen regelmäßig Bericht, die wissen, daß ich Mrs. Farrow überwache. Wenn es dabei bleibt, was sie mir vorhin sagten, daß Group-Captain Paterson sie nicht mehr treffen wird, so ist mir schon ein Stein vom Herzen.«
    »Er war sogar bereit, gegen sie auszusagen. Bloß – er hatte nichts zu sagen, sie hat sich korrekt verhalten. Ich kann nicht sagen, daß er mir dadurch sympathischer geworden ist.«
    Fergus zögerte und fuhr fort: »Meine Frau schätzt ihn auch nicht besonders.« Ab und zu erwähnte er Margret, das hatte er sich so angewöhnt, es wirkte normaler.
    »Sie ist eine gute Menschenkennerin«, sagte Loder höflich. »Und er ist sicher kein Risiko. Er ist so einer, der seine eigene Mutter fallen ließe wie eine heiße Kartoffel, wenn es seiner Karriere nützte.«
    Der Kaffee wurde gebracht, und Stephenson bestellte sich ein Glas Williams. Der Duft von Birnen stieg in Loders Nase. Er hatte schon beobachtet, daß Stephenson zwar wenig trank, aber nur von allem das beste. Er rauchte auch sparsam. Von Williams Birne hatte Loder noch nie etwas gehört, aber er fand, der Schnaps roch gut.
    Ein merkwürdiger Mann, dieser Stephenson, höflich, freundlich, nicht ohne einen leichten Zynismus, aber niemals arrogant oder überheblich. Loder bemühte sich, seine besten Manieren zu zeigen. Er hätte es niemals für möglich gehalten, daß er einen wie diesen Stephenson leiden könne. Aber jetzt fühlte er schon ganz freundschaftlich für ihn. Ja, es war Freundschaft – und er war stolz darauf.
    Voll Verachtung dachte er an diese silberblond gefärbte Kuh mit ihrem dämlichen Getue. So einen netten Mann zu haben und sich dann so ein Stück Kerl ins Bett zu holen wie MacLeod. Wenn er an Mrs. Stephenson dachte, fielen Loder die ordinärsten Ausdrücke ein, die er kannte. Tochter von einem verdammten Peer und irgendwo im Hintergrund noch so ein vertrottelter schottischer Herzog. Auch schon was. – Trifft sich mit einem Burschen, der gut ihr Sohn sein könnte, in einem schäbigen Motel, zweimal in der Woche. MacLeod hatte er vielleicht heimgeleuchtet. Er hatte nicht viel Worte gemacht, aber die, die er gebrauchte, die saßen. Der würde mit keiner Frau aus dem Stab der Botschaft mehr ins Bett gehen. Und selbstverständlich würde er das Maul darüber halten, das hatte er ihm auch klargemacht.
    Nachdem er MacLeod am Boden zerstört hatte, war er zur Tagesordnung übergegangen.
    Wie auch immer, MacLeod war ein guter Mann, sehr brauchbar. Und einen Fehler durfte jeder mal machen. Einen – wohlgemerkt. Loder war sicher, daß der junge Mann keinen zweiten machen würde.
    Was ihn selbst betraf, so hatte Loder eine kleine Unkorrektheit begangen. Denn eigentlich hätte er seinem Chef in London diese Sache über Mrs. Stephenson berichten müssen. Er hatte es nicht getan. Nicht ihretwegen, Gott behüte. Nein – wegen ihm, wegen ihres Mannes. Stephenson durfte keinen Schaden haben, es durfte keinen Skandal geben. Es war schlimm genug, daß Stephenson es wußte. Er tat Loder so leid. Ein Mann wie er und dieses Biest von Frau.
    »Nehmen Sie eine Zigarette?« fragte er und bot Stephenson eine Zigarette an. Er hatte beobachtet, daß Stephenson Benson und Hedges rauchte, und hatte extra eine Schachtel von dieser Sorte gekauft.
    »Danke«, sagte Stephenson. Dann faßte er in seine Tasche. »Tut mir leid, ich habe kein Feuerzeug. Hab ich wohl vergessen.«
    Er dachte flüchtig an das andere Feuerzeug. In der linken unteren Schublade seines

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