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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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war, wie es neuerdings den Anschein hatte, daß Golitsyn und seine Anhänger ihn bekämpften, dann würde es ihm schaden, wenn Yuri Maximovs Tochter ihn verließ. Man konnte ihm allzu leicht einen Strick daraus drehen.
    Er drückte zornig die Zigarette aus und stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Abgesehen davon, daß er wirklich genug Arbeit hatte, war seine Lust, nach Moskau zu fliegen, mehr als gering. Er war wütend auf Tomarov. Schrieb so einen albernen Brief, als seien sie ein junges grünes Paar und nicht seit zehn Jahren verheiratet. Zehn Jahre, die sie sowieso selten zusammen verbracht hatten. Elena war auch nicht zu Hause geblieben, als er noch da war. Sie war eine Karrierefrau, besessen von ihrem Beruf. Sie lebte ihr eigenes Leben, und ein Ehemann war für sie nicht wichtig. Das wußte er schließlich gut genug. Möglich, daß ihre Scheidung ein politischer Fehler war, ein seelischer Kummer bedeutete es für sie beide nicht.
    Golitsyns Spionin hatte das also gelesen. Der Umschlag war so geschickt aufgerissen, daß man nicht mehr sehen konnte, ob ein Vermerk ›Persönlich‹ darauf gestanden hatte. Golitsyn wußte also auch Bescheid, es würde ihn tief befriedigen. – Elena Maximova, die Tochter des Helden Maximov, ließ sich scheiden. Sicher bewunderte Golitsyn Elena sehr, eine moderne, selbstbewusste tüchtige Frau und schön dazu. Eine emanzipierte Frau!
    Golitsyn hatte ein Mädchen aus seiner Heimat geheiratet, ein kleines pummeliges Ding, eine provinzielle kleine Gans, die nicht mal gewußt hätte, wie man das Wort Emanzipation schreibt.
    Zweifellos – diese Scheidungsaffäre kam Golitsyn gerade recht. Er würde das für sich nutzen.
    Sverdlov dachte nicht gerade liebevoll an Elena.
    Konnte sie ihm das nicht selber schreiben?
    Vorher. Ehe sie etwas unternahm?
    Er schob den Brief in seine Schreibtischschublade und fluchte wieder.
    Früher – noch vor zwei Jahren, hätte er sich den Teufel darum gekümmert. Sollte sie sich eben scheiden lassen, wenn sie wollte. Aber jetzt – so wie es heute aussah, das veränderte Klima in Moskau –, er konnte es nicht riskieren.
    Er mußte nach Hause fliegen und mit ihr sprechen.
    Er klingelte nach Anna Skriabine und diktierte ihr ein Kabel an Tomarov und eines an seine Frau. Und dann beauftragte er das Mädchen, ihm für Ende der Woche einen Flug nach Moskau zu buchen.
    »Warte doch erst mal ab«, sagte Judith. »Vielleicht denkst du anders, wenn du sie wieder siehst.«
    Sie aßen zusammen in einer kleinen Trattoria in Manhattan, wo es eine besonders gute italienische Küche gab. Judith hatte das Lokal ausgewählt, weil sie sicher war, hier keine Bekannten zu treffen.
    Sie hatten oft zusammen gegessen in den letzten Monaten, zwei- oder dreimal in der Woche, manchmal mittags, manchmal abends.
    »Warum sollte ich? Eis ist ein Irrtum, daß Trennung die Liebe vergrößert. Nur die Erinnerungen werden blasser.«
    »Du willst nicht wieder mit ihr leben?«
    »Nein«, sagte Sverdlov. »Der Gedanke, es auch nur zu versuchen, ist mir fern. Und schau mich nicht mit diesem edelchristlichen Blick an, du kannst mich nicht dazu überreden, ich müsse ein braver Ehemann sein und heimkehren.«
    »Ich will dich zu gar nichts überreden. Und edel bin ich schon gar nicht.«
    »Dann rede dir auch nicht selbst ein, daß es dir nichts ausmacht. Daß du nicht eifersüchtig bist und daß es dich freuen würde, wenn ich meine Frau liebe.«
    Er nahm ihre Hand und küßte sie.
    Judith krallte ihre Nägel in seine Hand, so zornig war sie. »Das war aber gar nicht christlich«, sagte er. »Da, schau mal, es fehlt nicht viel und es blutet.«
    »Das hast du verdient. Kannst du nicht eine Minute wie ein seriöser Mensch mit mir reden.«
    »Bitte, wenn du partout willst, ich bin seriös. Mir ist nur niemals seriös zumute, wenn ich bei dir bin. Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin. Und ich wäre nicht glücklich mit meiner Frau. – Ist das Antwort genug?«
    »Nein. Denn dann verstehe ich dich erst recht nicht. Wenn du sie nicht mehr liebst und sie will sich scheiden lassen, warum willst du heimfahren und sie davon abbringen?«
    »Ah!« er lehnte sich zurück und schloß halb die Augen. »Das ist schwer zu erklären. Es hat nichts zu tun mit Elena und mir, sondern mit Politik.«
    »Das kann ich nicht begreifen. Was hat Politik mit deiner Ehe zu tun? Es handelt sich doch um dein Privatleben.«
    »Wie ist es denn hier bei euch im Westen? Willst du vielleicht behaupten, daß

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