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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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»Jeder. Vom Botschafter an abwärts. Nächste Woche schicke ich Ihnen zwei gute Leute. Bewährte Experten.« Loder überlegte, verengte die Augen. »Besser drei, Sir. Ich schicke MacLeod zurück.«
    »Warum?«
    »Er hat sich da mit einer Frau eingelassen.«
    Nach wie vor war er entschlossen, Fergus Stephenson zu schonen, ihn und seine unwürdige Frau.
    »Er ist ein ordentlicher Mann, ich kann nichts gegen ihn sagen, Sir, verstehen Sie mich recht. – Nur eben, Frauengeschichten sind schlecht. Genügt schon, daß er mal ein Wort darüber fallen läßt, irgendwas Besonderes sei im Busch. Im Moment wäre es mir lieber, er würde abgelöst.«
    »Gut. Soll geschehen. – Selbstverständlich schlafen wir hier auch nicht. Am Montag werde ich in Downers berichten.«
    Im ersten Moment verstand Loder nicht, dann kapierte er.
    »Sie meinen, Sie werden mit dem Premierminister sprechen. In der Downingstreet?«
    »Ja. Wenn wir das nicht aufklären, kann ich nach Hause gehen. So ernst ist die Sache. Diese ganze Mittel-Ost-Affäre war Topgeheimnis. Wer immer es an die Russen weitergab, wußte, wie wichtig es war. Und das bedeutet, ob nun englisch oder amerikanisch, wir haben auch einen Topverräter unter uns. Was das für die Sicherheit des Westens bedeutet, wissen Sie. Gegen diesen Burschen ist Mr. Philby ein Anfänger.«
    »Großer Gott«, murmelte Loder, »ich hoffe, es ist keiner von uns.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte der Chef und zog wieder wütend an seiner Nase. »Aber ich werde Ihnen was sagen, Loder, ich hab das verdammte Gefühl, es ist einer von uns. Instinkt? – Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich rieche es.«
    Er stand auf und reichte Loder die Hand. »Jetzt sind Sie dran. Also machen Sie's gut. Übrigens können Sie ein paar Tage in London bleiben, falls Sie Ihre Kinder sehen wollen.«
    »Danke, Sir«, sagte Loder. Er hätte nicht gewagt, um diesen kleinen Aufschub zu bitten in der jetzigen Situation.
    »Ich bleibe dann übers Wochenende, kann die Kinder sehen und fliege Sonntag nacht zurück. Es brennt mir auf den Nägeln, jetzt, wo ich das weiß. Auf Wiedersehen, Sir.«
    Loder ging. Draußen war es Frühling, die Sonne schien. Er merkte nichts davon.
    Er rief das nächste Taxi an, das vorüberkam, und fuhr zurück ins Hotel.
    Sverdlov war nicht in seiner Botschaft in Washington. Judith telefonierte dreimal innerhalb einer Stunde. Das erstemal verlangte sie ihn zu sprechen, sie wartete fünf Minuten, dann war die Verbindung unterbrochen. Das zweitemal entschuldigte sich die Telefonistin umständlich, aber weiter kam auch nichts dabei heraus.
    Endlich beim dritten Mal hatte sie einen Mann am Apparat, der ihr in sorgfältig gewählten Worten – er sprach klassisches Englisch – mitteilte, daß Colonel Sverdlov nicht in Washington sei. Nein, weitere Informationen könne er nicht geben, aber vielleicht könne sie ihre Nummer zurücklassen und in einer halben Stunde noch einmal anrufen?
    Bei ihrem nächsten Anruf hatte der Teilhaber, was sie nicht wissen konnte, die Sache inzwischen mit General Golitsyn besprochen. Als er den Namen Farrow gehört hatte, entschied Golitsyn, daß man ihr mitteilen solle, wo sich der Colonel Sverdlov aufhielt. Vielleicht hatte die Frau etwas Wichtiges, das sie Sverdlov mitteilen wollte, man durfte das nicht zurückweisen, es gab sonst Ärger. Zumal sie es sehr dringlich gemacht hatte, wie der Mann meinte, der mit ihr gesprochen hatte.
    Judith war in ihrem Schlafzimmer. Sie hatte die Tür zugemacht, um zu vermeiden, daß Nancy sie fragte, wer diese Sandy Mitchel gewesen sei und was sie wirklich gewollt habe. Judith hatte nur kurz gesagt, es handele sich um die Adresse eines gemeinsamen Bekannten, nach der die Besucherin gefragt habe. Nancy hatte es offensichtlich nicht geglaubt, aber das war im Moment egal. Immerhin merkte sie, daß Judith nicht darüber sprechen wollte.
    Als Judith schließlich wieder mit der Sowjetbotschaft in Washington verbunden war, befand sie sich am Rande eines hysterischen Ausbruchs.
    Die Minuten, die sie warten mußte, bis die Verbindung hergestellt war, schienen sich zu Stunden zu dehnen. Sie mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht in das Telefon hineinzuschreien oder in Tränen auszubrechen.
    Dann endlich die gleiche Stimme wie zuvor. Colonel Sverdlov befinde sich in New York und sei unter der und der Nummer zu erreichen.
    Das war ein Moment der Panik. Der Mann am anderen Ende wiederholte die Nummer langsam und deutlich, und sie hatte keinen

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