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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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er auch.
    Der Botschafter wünschte ihn zu sprechen, war das erste, was er hörte.
    Der Botschafter war ein großer stattlicher Mann, von besten Manieren und tadelloser Haltung natürlich, er hatte dennoch eine Art, die einschüchternd wirkte. Man hatte immer das Gefühl, er blicke auf den, mit dem er sprach, von sehr oben herab. – Das geschah natürlich ohne Absicht, aber Loder fand es dennoch lästig. Viel lieber hatte er mit seinem Freund Stephenson zu tun.
    Der Botschafter machte es kurz. Group-Captain Paterson hatte ihn während des Wochenendes aufgesucht und viel Wind gemacht um einen Russen, angeblich ein Botschaftsmitglied, der offenbar um politisches Asyl nachsuchen wollte. Er habe, so sagte der Botschafter, dem Group-Captain mitgeteilt, daß dies keine Angelegenheit der Botschaft sei. Der Group-Captain solle sich da heraushalten. Und hiermit sei die Sache an Loder übergeben.
    Loder raffte die kurze Notiz, die Paterson zurückgelassen hatte, an sich und rannte in sein Büro zurück. Die Möglichkeit, daß es Sverdlov sein könnte, war so überwältigend für ihn, daß er sich gewaltsam zur Ruhe zwingen mußte, um einigermaßen aufmerksam Patersons kurzen Bericht zu lesen. Das Gespräch mit Mrs. Farrow. Ihre Weigerung, den Namen des Russen zu nennen. Ihr Appell, daß es wichtig und eilig sei. Sehr, sehr eilig.
    Hölle und Teufel, dachte Loder, wenn es wirklich Sverdlov war, dann dürfte eilig und wichtig eine gelinde Untertreibung sein.
    Er befinde sich ›in großer Gefahr‹, und es seien höchstens noch ›eine Woche oder zehn Tage‹ Zeit. – So Mrs. Farrows genau zitierte Worte.
    Sverdlov! Er mußte es sein. Das war der Grund, warum er sich der Farrow auf Barbados genähert hatte. – Nicht um sie anzuwerben, sondern um sich selbst einen Weg zur Flucht zu verschaffen. Himmel! Wer wäre auf so eine Idee gekommen!
    Vierhundert Meilen entfernt in New York hatte Judith keine Ahnung, wie Loder vor Aufregung schwitzte, als er mit ihr telefonierte und die eine entscheidende Frage stellte: »Ist es unser Freund?«
    Und dann ihre schlichte Antwort: »Ja.«
    Nichts weiter. Ja. Es war Sverdlov. Der Oberste. Der größte Fisch des KGB in den Vereinigten Staaten. Es war kaum zu glauben. Und er kam zu den Briten, nicht zu den Amerikanern.
    Commander Bruckley, seine CIA-Allmächtigkeit, würde sich glatt auf den Hintern setzen.
    Loder glaubte, der Kopf müsse ihm platzen. Er schluckte zwei Aspirin und trank mehrere Tassen Tee, dann verfasste er ein längeres Memo an seinen Chef in London. Und dann ließ er sich zum Washington-Flugplatz fahren, um den Airbus nach New York zu erreichen.
    General Golitsyn hatte sich entschlossen, selbst nach New York zu fliegen. Während des Wochenendes hatte er ausführlich darüber nachgedacht, erstens über die Situation an sich und zweitens, was er als Klügstes tun konnte. Die ganze Sache verlief nicht planmäßig, er hatte die Übersicht verloren.
    Sverdlov hatte seinen Flug nach Russland verschoben. Er hatte Golitsyn sehr höflich darüber informiert, es seien wichtige Gründe vorhanden, so daß er seine persönlichen Belange zurückstellen müsse, so sehr es ihm auch danach verlange, mit seiner Frau zu sprechen. Aber die Angelegenheit mit Mrs. Farrow scheine nun zum Abschluß zu kommen, lange genug habe er daran gearbeitet, und, so fügte er noch geheimnisvoll hinzu, sie hätte weitaus wichtigere Informationen zu bieten, als er zunächst angenommen habe.
    Golitsyn, der schließlich Sverdlovs Untergebener war, konnte nicht viel dazu sagen. Von Anna Skriabine erfuhr er kurz danach, daß sie angewiesen worden war, einen Flug nach Moskau für die nächste Woche zu buchen. Er sei bei bester Laune, gab sie noch als persönlichen Eindruck weiter.
    Was also konnte Golitsyn tun? Nichts. Er verständigte Moskau, daß der Verdächtige noch nicht kommen würde, erst eine Woche später. Die Gründe hierfür seien stichhaltig. Er werde auf jeden Fall aber den Verlauf der Dinge genau beobachten und warte auf weitere Instruktionen.
    Er nahm das Flugzeug um fünf und war um sieben in der UN, wo die Sowjets, wie alle bei den Vereinten Nationen akkreditierten Staaten, ihre ständigen Büros besaßen.
    Er wurde mit gebührendem Respekt empfangen, galt er ja offiziell als Chef der Militärmission in Washington. Der sowjetische UN-Botschafter kam selbst in die Halle herab und begrüßte ihn. Dann geleitete man ihn in eine luxuriöse Suite, die für hohe Besucher zur Verfügung stand, ein

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