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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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fürchten mußte?
    »Natürlich sind wir an dieser Information interessiert«, sagte Loder und bemühte sich, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. »Aber da ist noch etwas, was wir zuvor wissen müssen. Warum ersuchen Sie um Asyl? Was haben Sie verbrochen?«
    »Ich muß befürchten, daß man mich vor Gericht stellen wird, wenn ich nach Russland komme«, sagte Sverdlov. »Und daß ich zum Tode verurteilt werde. – Und was ich verbrochen habe? Ja. Ich habe ein Verbrechen begangen. Ich habe es abgelehnt, meine politische Meinung rechtzeitig zu ändern. Als es notwendig wurde und darum zweckmäßig gewesen wäre. Ich bin ein liberaler Kommunist, Mr. Loder. Ich bin nicht der einzige in meinem Land. Und ich denke, daß man uns alle liquidieren wird. Und wie das so üblich ist, fängt man in dem Bereich an, in dem ich arbeite.«
    »Welche Ehre für Sie!« – Ein wenig Hohn konnte Loder sich nicht verkneifen. Die Mühlen Gottes? Er dachte es nicht ohne Befriedigung. Es fällt auf dich zurück, du Bastard, was du in Ungarn getan hast. Diesmal kriegst du es.
    »Und das ist alles?« fragte Loder. »Ihre Genossen werden ihr Bestes tun, um Sie in Misskredit zu bringen, also können Sie gleich alles gestehen.«
    »Ich bin weder ein Säufer, noch ein Süchtiger. Und ich gehe mit Frauen ins Bett und nicht mit Männern.« Judith blickte immer noch mit starren Augen aus dem Fenster. Es war alles so schrecklich. Und doch – überwältigend war das Gefühl der Erleichterung, daß Loder hier war; mochte er sich noch so biestig benehmen, Hauptsache, er war da. Sie bemerkte, daß Sverdlov sie ansah.
    »Ich bin kein Dieb und kein Spieler«, fuhr er fort. »Mrs. Farrow kennt mich ein wenig. Ich denke, sie würde eine Referenz für mich leisten.«
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und sah ihn lächeln. Tränen würgten sie im Hals. Es war ein Traum – so etwas gab es nicht. Gleich mußte sie erwachen. –
    Loder zündete sich eine Zigarette an.
    »Sie sprachen von einem Topagenten. Ich müßte darüber genaueres wissen.«
    »Ich kenne seine Identität nicht. Aber ich kenne seine Berichte und die Fotokopien, und ich verspreche, daß ich ein Originaldokument mitbringe. Danach müßten Sie ihn eigentlich identifizieren können. Was wir zuletzt von ihm bekamen, waren die Unterlagen für die geplanten Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Israel und Ägypten.«
    Loder bekam den Hals voll Rauch. Er vergaß zu atmen. Das Spiel war zu Ende, jetzt wurde es ernst.
    »Sie können so ein Papier mitbringen? Garantiert?«
    »Das ist das Geschäft, das ich Ihnen biete«, sagte Sverdlov ruhig. »Es ist kein schlechtes Geschäft für Sie, würde ich sagen. Ich will bezahlen für Ihre Hilfe. Er hat einen Codenamen – ›Blau‹. Ich habe darüber nachgedacht, was es bedeuten könnte, und kam zu keinem Ergebnis. Aber wie ich weiß, gibt es einen englischen Ausdruck, der lautet Treublau. True Blue.«
    Judith öffnete den Mund vor Staunen. Sie war nahe daran auszurufen, daß er das von ihr erfahren hatte. Aber was spielte das jetzt für eine Rolle.
    »Die Amerikaner haben diesen Ausdruck nicht«, fuhr Sverdlov fort. »Aus diesem Grund glaube ich, daß unser Agent ein Engländer ist. Sie bekommen das Dokument von mir, wenn ich mich an Bord eines Flugzeugs befinde, das nach England fliegt.«
    »Okay«, sagte Loder abschließend. »Der Handel gilt. Sie bringen die Information, und wir werden Sie für den Rest Ihres Lebens gut behüten. Nun, Colonel Sverdlov, wie, wann und wo? – Die Details müssen Sie selbst ausarbeiten. Sie sagen mir, wann und wo wir Sie übernehmen. Von da an ist es unsere Arbeit.«
    »Ich werde diese Woche alles Nötige zum Abschluß bringen«, sagte Sverdlov. »Wie verständigen wir uns?«
    »Über Mrs. Farrow«, antwortete Loder. »Es dürfte unverdächtig sein, wenn Sie sie treffen. Sie haben es ja bisher auch getan. Unverdächtiger als ein neuer Kontakt. Werden Sie überwacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Judith konnte spüren, wie Sverdlov sich entspannte, sie hörte es seiner Stimme an. Sein Körper neben ihrem war warm. Sie hatte den Wunsch, ihr Gesicht an seine Brust zu legen und zu weinen.
    »Möglicherweise fährt mein Überwacher dieses Taxi«, fuhr er fort. »Ich hoffe allerdings, daß dies nicht der Fall ist. Könnten wir an Mrs. Farrows Apartment vorbeifahren? Wir werden dort aussteigen.«
    »Zufällig«, sagte Loder, »ist der Fahrer einer von meinen Leuten.«
    Als sie ausgestiegen waren, griff Sverdlov nach

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