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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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sie selbstgewählt war, was man nicht wußte. Vielleicht gab es ein ganzes Netz von Agenten, die nach verschiedenen Farben benannt wurden, vielleicht gab es noch einen Spion mit Decknamen Grün oder Braun oder Gelb …
    In Washington gelandet, holte Loder seinen Wagen vom Parkplatz und fuhr in die Botschaft.
    Die Mannschaft vom Nachtdienst spielte Rommé. Ein albernes Spiel, fand Loder. Aber es war in letzter Zeit Mode geworden.
    Loder sandte ein langes Codetelegramm nach London.
    Dann ging er ins Bett, was ganz überflüssig war, denn er wußte vorher schon, daß er sowieso nicht schlafen konnte. Seine Gedanken liefen im Kreis. Er begann immer wieder von vorn.
    Das, was geschehen war. Und das, was jetzt geschehen mußte. – Denn die Arbeit begann ja erst.
    Nach einer Weile stand er wieder auf und ließ sich ein Bad einlaufen. Er machte sich eine Kanne von seinem Lieblingstee und stellte sie neben die Badewanne. – War er nicht ein Glückspilz? So einen Fang zu machen. Ganz von selbst.
    Wenn alles gut ging, konnte die ganze Geschichte in wenigen Tagen erledigt sein. Denn schnell mußte es gehen, soviel war klar. Je länger es dauerte, je mehr Vorbereitungen, um so größer die Gefahr der Entdeckung.
    Wenn die Russen nur den geringsten Verdacht schöpften, war alles verloren.
    Dann war Sverdlov ein toter Mann. Toter als tot. Loder erinnerte sich noch gut an jenen Fall in Ankara. Damals wollte auch einer herüberkommen, man hatte gezögert, überlegt, diplomatische Verwicklungen befürchtet und schließlich den Fall an den Chef vom F.O. übergeben, zuständig für englisch-sowjetische Beziehungen. Das war damals Philby gewesen. Eine Ironie der Weltgeschichte. Und natürlich hatte man von dem Russen nie mehr etwas gesehen und gehört.
    Wenn man Sverdlov erst in einem Flugzeug hatte, das nach London flog, war das Schlimmste überstanden. In London gab es eine Spezialabteilung für solche Fälle, die mußten sich dann den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihn vor seinen eigenen Leuten schützten.
    Wenn Sverdlov erst in London war, ging es Loder nichts mehr an.
    Aber bis er in London war, konnte man für sein Leben keinen Penny geben, soviel war sicher. Dem KGB würde jedes Mittel recht sein, die Flucht zu verhindern. Nur die geringste Ahnung und sie würden ihn ermorden. Er würde einen Verkehrsunfall haben oder einen Herzanfall, und man würde mit großer Trauer seine Beisetzung in Szene setzen. Das war alles eine Kleinigkeit für die. Aber das wußte Sverdlov sicher selber gut genug. Er mußte eben gut auf sich selbst aufpassen, bis man ihn fortbringen konnte.
    Es mußte gelingen.
    Es würde gelingen.
    Loder ließ noch einmal heißes Wasser über seinen Bauch laufen. Er war jetzt bei bester Laune.
    Ein Tag wie dieser entschädigte ihn für vieles – für Misserfolge, ungelöste Probleme, unbeantwortete Fragen, auch für private Enttäuschungen.
    Dies aber war zweifellos der Höhepunkt seiner Laufbahn. Etwas Besseres konnte ihm nicht mehr passieren, als Feodor Sverdlov, Haupt der KGB in den Vereinigten Staaten, beim britischen Geheimdienst in London abzuliefern.
    Da – habt ihr ihn. Kleines Präsent von Jack Loder!

8
    Fergus Stephenson und seine Frau fuhren zu einem Galadinner in die Brasilianische Botschaft. Stumm saßen sie nebeneinander im Rolls, Margret in einem pompösen weißen Abendkleid, geschmückt mit ihrem kostbaren Diamantenhalsband und schweren Ohrgehängen, die aufblitzten, wenn im Vorüberfahren ein Lichtschein darauf fiel. Sie wirkte sehr hoheitsvoll in dieser Aufmachung, eine kühle, stolze Königin, nichts war zu bemerken von dem leidenschaftlichen Feuer, das hinter dieser glatten Stirn glühte.
    Seit dem Morgen, an dem sie ihn mit dem Feuerzeug konfrontierte, hatte sie kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Und er hatte auch nicht versucht, das Schweigen zu brechen. Er war in ihrer Hand, er mußte abwarten, was sie tat. Er konzentrierte sich auf seine Arbeit, erfüllte seine täglichen Pflichten mit jener Disziplin, die man ihm von Kindheit an anerzogen hatte. Nur daran, daß er ununterbrochen rauchte, konnte man seine Nervosität erkennen. Er rauchte auch an diesem Abend im Wagen und bot ihr ebenfalls eine Zigarette an.
    »Danke, nein. Und paß auf, du hast Asche auf mein Kleid fallen lassen.«
    »Entschuldige«, sagte Stephenson.
    Der Duft ihres Parfums erfüllte das Wageninnere, ein starker bittersüßer Duft, der alles übertönte. Das Parfum paßte zu ihr. Und er hasste diesen Geruch. Am

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