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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Herzen Gottes
    Schutzpatron der Kinder, bitte für uns!
    Nimm mein Opfer an für die Ewigkeit,
    Schenke mir Stärke für mein Opfer,
    Das ich auserwählt wurde zu erbringen.
    Verstelle mir jeden unrechten Weg und Gedanken!
    öffne mir meine Augen für Gottes Willen.
    Aber schließe mir meine Ohren vor den Einflüsterungen des Bösen,
    auf dass die Meinigen verschont werden.
    Lasse mich dein Lohn sein im Himmelreich.
    Amen.«
    Bestürzt sah Robert in die Runde. »Ich hoffe, euch ist klar, was das bedeuten könnte?«
    »Sag schon«, forderte ihn Niklas auf.
    »Na, das was da steht: ein Opfer!«, keuchte Robert. »Wer auch immer diesen Spruch aufsagt, bietet sich zum Opfer an. Erinnert ihr euch an den Kinofilm ›Der Drachentöten? Da geht es um einen Drachen, der regelmäßig mit einer Jungfrau besänftigt wird, damit er nicht gewaltsam über das ganze Dorf herfällt. Was, wenn hier so etwas Ähnliches stattfindet? Man opfert ein Kind, um dafür sechzehn Jahre lang Ruhe vor diesem Etwas zu haben.« Andy sah ihn an, als wäre er ein Geist.
    »In der Kirche gibt es gleich zwei Drachenabbildungen auf den Fenstern«, flüsterte Niklas. »Der Kampf des heiligen Georgs und der Kampf des Erzengels Michaels gegen den Drachen. Vielleicht ist das ebenfalls ein Symbol für das, was hier geschieht?«
    Andy ignorierte ihn. »Robert, du glaubst wirklich, Strobel und die anderen opfern hier in regelmäßigen Abständen Kinder?« Der zuckte mit den Schultern. »Wäre doch immerhin eine Erklärung, oder? Wer weiß schon, wohin uns Strobel bei seiner geplanten Nachtwanderung fuhren wollte?«
    »Aber wenn dem so ist«, Andy schüttelte fassungslos den Kopf, »heißt das dann, dass irgendetwas schief gelaufen ist? Ich meine, wenn wir tatsächlich allesamt wiedergeboren wurden, warum zum Teufel? Wozu?«
    »Sagt mal, können wir nicht einfach von hier abhauen?« Niklas griff nach Andys Arm. »Wir packen unsere Sachen und verschwinden.«
    »Schon vergessen, dass wir hier eingeschneit sind?«, raunzte ihn Andy an. »Und selbst wenn das so einfach möglich wäre, was ich angesichts des unheimlichen Sturms gestern bezweifle, was geschieht dann mit all den anderen Jugendlichen im Ort?«
    »Und was ist mit unseren eigenen Leben?«, greinte Niklas. Robert bedachte ihn mit einem Blick, der ihn sofort verstummen ließ. »Nein, ich glaube, es ist so, wie es uns diese Geister gestern Nacht versucht haben, begreiflich zu machen. Wir haben hier eine Aufgabe zu erfüllen. Mist. Hätten wir der verdammten Kirche gestern doch bloß einen Besuch abgestattet und Strobels Sachen durchsucht. Ich wette, dann wüssten wir heute mehr. Zum Beispiel, wo dieser verdammte Schrecken eigentlich herkommt.«
    »Oder auch nicht«, seufzte Andy. »Aber das können wir ja nachholen.«
    »Vorhin standen noch ziemlich viele Leute bei der Kirche rum.« Niklas räusperte sich betreten. »Das dürfte schwierig werden.«
    »Ja, aber es gibt doch noch einen anderen Ort, an dem wir vielleicht mehr über Perchtal, das Kloster und so erfahren können.« Andy erhob sich aufgeregt. »Unser Heimatkundemuseum.
    Ihr wart schon vor zwei Jahren da, ich noch nie. Allerdings müsste es dazu aufhaben.«
    »Hat es«, meinte Niklas. »Da arbeitet heute diese Frau Neuleitner aus dem Vereinsheim, die mir das mit Konrads Interesse an dem Brauchtumsbuch gesteckt hat. Ihr dürft ihr bloß nicht sagen, dass ich den Band jetzt habe.«
    »Leute, auf mich müsst ihr bei dem Museum verzichten.« Auch Robert erhob sich. »Ich muss wegen meiner Wunde Doktor Bayer einen Besuch abstatten. Und dann werde ich mir meine Mutter vorknöpfen.«
    »Hältst du das für klug?« Andy sah ihn zweifelnd an.
    »Andy, ich glaube meine Mutter zu kennen. Sie ist keine starke Person. Ich halte sie eher für ein Opfer denn für einen Täter. Lass es mich wenigstens versuchen.«
    »Und der Arzt?«
    Robert kratzte sich nachdenklich am Verband. »Weiß nicht. Wenn ich an dessen Bericht von der Leichenuntersuchung zurückdenke, glaube ich irgendwie nicht, dass der da mit drinhängt.«
    »Na gut, meinetwegen.« Andy seufzte. »Aber sei vorsichtig. Und sei so nett und sieh auf dem Rückweg bei Elke und Miriam vorbei. Die beiden müssen dringend über das, was wir eben besprochen haben, in Kenntnis gesetzt werden. Ich würde ja gern selbst hin, aber das hier eben hat sich ganz schön gezogen. Wir haben jetzt schon fast drei Uhr nachmittags. Bei unserem Glück schließt die Neuleitner das Museum, sobald die Sonne untergeht. Zumindest

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