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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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kühler Wind blies durch das Haus. Unvermittelt stand ihr Vater im Zimmer. In seinem Bart glitzerten Schneeflocken; mit wildem Blick sah er sich um. Argwöhnisch musterte er seine Töchter, dann packte er seine Frau am Oberam.
    »Martha, komm mit.« Schon verschwanden die beiden drüben in der Küche und schlossen die Tür.
    »Da muss was passiert sein!«, wisperte Miriam. Sie und Elke sahen sich an, sprangen auf und eilten zur Wohnzimmertür, um der Stimme ihres Vaters zu lauschen. »… Hochwürden Strobel ist tot … im Wald gefunden … selbst gerade erst erfahren.« Fassungslos sahen sich die Schwestern an.
    »Und jetzt?«, greinte ihre Mutter.
    »Pssst!«, zischte ihr Vater hinter der Tür und senkte auch selbst seine Bassstimme. »… anderen … übrig bleiben … selbst in die Hand nehmen.«
    »Aber …«
    »Gott will es, Martha! … die anderen … überzeugen.« Es wurde still, und so hasteten die Mädchen wieder zu ihren Plätzen zurück. Beiden war mulmig zumute. Die Küchentür öffnete sich, und ihr Vater kehrte zurück zu ihnen ins Wohnzimmer. Er musterte die Zwillinge herrisch. »Ihr beiden bleibt heute hübsch zu Hause, nur dass wir uns da richtig verstehen!«
    »Ja, sicher«, antwortete Miriam. »Ist denn was passiert?«
    »Macht euch keine Gedanken, meine Engel!« Seine Augen blitzten in religiösem Eifer, und seine Stimme bebte. »Manchmal versucht uns der Satan. Aber wir werden ihm die Stirn bieten.« Er ballte die Faust und schnaubte grimmig. Dann wandte er sich ab und verließ das Haus. Über den Hausflur hinweg konnte Miriam sehen, dass ihre Mutter vor dem Küchenfenster stand und ihrem Mann nachblickte.
    »Strobel ist tot!«, wisperte Miriam aufgeregt.
    »Ja, ich hab’s gehört«, flüsterte Elke zurück. »Und jetzt?«
    »Keine Ahnung.« Miriam zuckte mit den Achseln. »Aber sollten die Jungs das nicht ebenfalls wissen? Vielleicht kriegen die raus, was da vorgefallen ist? Nur weiß ich nicht, wie wir das anstellen sollen?«
    »Ich aber.« Elkes Augen funkelten. Sie spähte rüber zur Küche und deutete dann zum Telefon, das auf einem mit Spitzendeckchen verzierten Beistelltisch neben dem Fernseher stand. »Ruf Andy im Sägewerk an. Ich gebe Mutter in der Zwischenzeit ein möglichst kompliziertes Gericht zum Kochen auf. Wir müssen sie eh beschäftigen.« Sie erhob sich und machte sich auf den Weg in die Küche.
    Miriam lächelte. Tatendurstig war ihr Elke lieber als so verzagt wie gestern Nacht. Sie sprang auf, kaum, dass Elkes Stimme zu hören war. »Mutter, ich glaube, wir wissen jetzt, was wir gern zum Essen hätten …« Hastig betätigte sie die Wählscheibe. In der Küche machte ihre Mutter Elke gerade klar, dass sie keine Nudelplatten für Lasagne im Hause hatte, und so schlug diese nun einen Auflauf vor. In der Leitung tutete es. Endlich ging jemand ran.
    »Ja?«
    »Andy? Ich bin es, Miriam.« Sie hielt die Hand vor die Sprechmuschel.
    »Nein, ich bin es, Robert!«
    »Strobel ist tot!«, zischte Miriam hastig. »Wir haben es eben erfahren.«
    »Ja, wissen wir. Andy hat ihn letzte Nacht aufgespießt im Wald gefunden.«
    »Echt?«
    »Ihr habt keine Ahnung, was gestern noch passiert ist. Wo seid ihr?«
    »Zu Hause. Wir …« Von der Küche her näherten sich Schritte. »Mist. Ich muss Schluss machen.« Hastig legte Miriam auf und tat so, als würde sie aus dem Fenster in den Garten blicken. Hinter ihr betraten Elke und ihre Mutter das Wohnzimmer. Miriams und Elkes Blicke kreuzten sich, und Miriam nickte unmerklich.
    »Na gut, meine Engel, Lasagne also«, sagte ihre Mutter und lächelte nervös. Teufel, sie hatte offenbar Angst. Miriam fühlte das ganz deutlich. »Ich geh bloß noch einmal kurz los und kaufe Nudelplatten ein. Aber ihr bleibt hier, verstanden? Ich werde die Haustür abschließen. Und … ihr lasst eurem Vater gegenüber kein Wort verlauten, dass ich noch einmal unterwegs war, ja? Ich verlasse mich auf euch.«
    »Ganz sicher nicht!« Elke trat vor ihre Mutter und küsste sie auf die Wange. »Wir müssen eh noch Hausaufgaben machen. Wir freuen uns schon auf das Essen.« Mit gespielter Fröhlichkeit winkte sie Miriam zu, und die beiden stürmten die Treppe nach oben zu ihrem Zimmer, wo sie so lange ihre Scharade von den unbekümmerten Töchtern aufführten, bis unten die Haustür zufiel. Ihre Mutter schloss tatsächlich ab.
    Aufgewühlt ließen sich die beiden Mädchen auf die Betten sinken. Miriam berichtete das Wenige, das sie von Robert erfahren hatte. »Völlig egal,

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