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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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kann ich mir nicht vorstellen, dass das Museum unter allzu großem Besucherandrang leidet.«
    »Okay, ich kümmere mich um die beiden. Und wo treffen wir uns anschließend?«
    »Entweder hier oder beim Baumhaus.«
    »Lieber beim Baumhaus.«
    »In Ordnung. Und bring Elke und Miriam mit. Ehrlich gesagt sehe ich die beiden ziemlich ungern mit ihren spinnerten Eltern allein zu Hause herumsitzen.«
    »Hältst du die Bierbichlers ebenfalls für gefährlich?« Andy dachte nach und sah dabei auch Niklas an, der der Unterhaltung aufmerksam lauschte.
    »Robert, im Zweifel dürfen wir hier niemandem mehr trauen. Selbst jetzt nicht, da Strobel tot ist. Sollte es bei den Bierbichlers Probleme geben, dann holen wir die Mädchen da gewaltsam raus.«

Schatten der Vergangenheit
    Miriam und Elke saßen im vorweihnachtlich geschmückten Wohnzimmer ihrer Eltern und versuchten verzweifelt, Normalität vorzutäuschen. Draußen im Garten schneite es dicke Flocken vom Himmel, und selbst die Laube, wo sie ihre Schätze verbargen, war nun so tief eingeschneit, dass man sie unter den weißen Massen kaum noch erkennen konnte. Während Elke ebenso trotzig wie lustlos eine Zeitschrift durchblätterte, hatte sich Miriam ihre Stricknadeln geschnappt und kämpfte unkonzentriert mit einem Schal aus roter Wolle. Vor ihnen standen ihre gefüllten Nikolausschuhe, und hin und wieder griff Miriam nach einem Stück Schokolade. In Wahrheit konnte sie kaum ihre Füße still halten, so sehr stand sie unter Spannung. Elke erging es nicht anders. Immer wieder beäugte ihre Schwester das Esszimmer nebenan, in dem ihrer beider Mutter in regelmäßigen Abständen auftauchte, so als wolle sie sich davon überzeugen, dass ihre Töchter noch da waren. Miriam war davon überzeugt, dass sie genau das tat. Überhaupt lastete seit dem Morgen eine seltsame Stimmung auf dem Haus. Sie und Elke lauerten nur darauf, die erstbeste Gelegenheit zu ergreifen, sich unbemerkt davonzustehlen.
    Auch jetzt erschien ihre Mutter wieder. Diesmal hielt sie eine Packung Kerzen in der Hand und tauschte die abgebrannten Stumpen des Adventskranzes aus. Seltsamerweise erklangen im Ort nun gedämpft die Kirchenglocken. Eine Messe? Um diese Zeit? Auch der Kopf ihrer Mutter ruckte irritiert hoch. Kaum jedoch, dass sie die Blicke ihrer Töchter bemerkte, lächelte sie verkrampft. »Esst nicht so viel Süßes, meine Engel. Bald ist Mittag. Ich … ich dachte mir, dass ich euch vielleicht etwas Leckeres kochen könnte. Worauf habt ihr denn Appetit?«
    Miriam und Elke sahen sich überrascht an. Sonst durften sie sich nur zu ihrem Geburtstag etwas wünschen. Etwas stimmte heute ganz und gar nicht. Und keine von ihnen hatte vergessen, dass ihnen diese unheimliche Nachtwanderung bevorstand, wenn sie das nicht irgendwie verhindern konnten. Nach den Ereignissen der letzten Nacht würde Miriam alles andere tun, als Strobel bereitwillig in den Wald zu folgen.
    Es war erst eine Stunde her, dass ihre Mutter sie geweckt hatte. Ihr strenger Vater war zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise schon im Laden nebenan gewesen. Dabei kam es nur selten vor, dass sie ausschlafen durften. Selbst in den Ferien nicht oder an Tagen wie heute, da die Schule bereits zum zweiten Mal ausfiel. Ihre Eltern hielten es eher so, wie es die Bibel vorgab. Miriam kannte die Bibelzitate ihres Vaters auswendig, vor allem jene, in der er die Taten des Heilands lobpreiste: »Früh am Tag stand er auf und ging hinaus an einen einsamen Ort und betete.« Auch das war also ungewöhnlich. Dabei war sie froh, dass ihre Mutter nicht ins Zimmer gekommen war, denn ihre Kleidungsstücke von gestern stanken noch immer nach dem Qualm aus dem Bootsschuppen.
    »Das ist aber toll«, zwang sich Miriam zu einer harmlosen Antwort. »Da muss ich mir erst einmal etwas überlegen. Was meinst du?« Auffordernd stieß sie Elke am Knie an, die fragend aufsah. Ihrem ungnädigen Blick war anzumerken, was sie dachte: Was interessiert mich dieses Scheiß-Essen?
    »Ja, sag schon, was möchtest du, mein Schatz.« Ihre Mutter kam in den Raum und hob eine Augenbraue. »Du siehst übrigens müde aus, mein Liebling.«
    »Könnte an diesem verdammten Orkan gelegen haben, der gestern ums Haus tobte. Ich bin immer wieder wach geworden. Habt ihr nichts gehört?«, antwortete Elke patzig. Ihre Mutter wurde blass.
    »Ja, äh … Das war ein ganz schöner Sturm. Ich … werde dann mal rübergehen. Ihr könnte mir ja gleich sagen, was ihr …«
    Die Haustür öffnete sich, und ein

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