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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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ob Strobel tot ist oder nicht, Vater macht mir inzwischen weitaus mehr Sorgen«, schimpfte Elke. »Hast du seinen Blick bemerkt? Ich sag dir, der steht kurz davor durchzudrehen.«
    »Du meinst, er könnte so etwas bei uns versuchen wie Frau Bierbichler damals bei Niklas?«, fragte Miriam verängstigt. »Nein …«, sagte Elke gedehnt und verstummte nachdenklich. »Ich dachte da eigentlich eher an so etwas wie Sonntag mit den Erbsen. So erpicht wie er darauf ist, dass wir das Haus nicht verlassen, traue ich ihm inzwischen alles zu.« Miriam wurde blass. »Mir kommt das Essen heute jedenfalls langsam wie eine Henkersmahlzeit vor.«
    »Ja, mir auch.« Elke atmete tief ein. »Also, ziehen wir die Sache jetzt durch? Wir kriegen sonst vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu.«
    »Du hast nichts dagegen, dass ich versuche, dich zu hypnotisieren? Wir könnten auch einfach abhauen.«
    »Das eine muss das andere ja nicht ausschließen.« Elke strich sich grimmig die blonden Haare zurück. »Miriam, ehrlich gesagt glaube ich zwar nicht daran, dass du das tatsächlich schaffst. Aber wenn doch, dann ist das die Chance, endlich mehr über das in Erfahrung zu bringen, was damals geschehen ist. Außerdem wäre ein Gelingen der letzte Beweis dafür, dass wir nicht verrückt sind.«
    »Und du vertraust mir?«, fragte Miriam angespannt. »Du weißt, ich hab so was noch nie gemacht. Ich kann das vielleicht überhaupt nicht. Und was ist, wenn es doch klappt und ich es dann nicht mehr schaffe, dich zurückzuholen? Hast du daran schon mal gedacht?«
    »Bitte beruhige dich.« Elke setzt sich rüber zu ihrer Schwester und legte die Hand auf ihren Unterarm. »Zunächst einmal, es gibt überhaupt niemanden, dem ich mehr vertraue als dir.« Miriam lächelte zaghaft. »Außerdem tust du jetzt so, als wären wir hier bei Flatliners.«
    »Du meinst diesen Gruselfilm mit Julia Roberts, wo sie sich so fiese Spritzen setzen, bis ihr Herz aussetzt und sie ’ne Weile tot sind?« Elke nickte. »Du sollst bloß versuchen, mich zu hypnotisieren. Da ist doch nichts bei. Vermutlich funktioniert es nicht einmal.«
    »Aber warum hauen wir nicht einfach ab«, jammerte Miriam. »Wir könnten das doch auch woanders ausprobieren. Zum Beispiel bei Andy zu Hause. Da müsste ich das auch nicht allein machen.«
    Elke seufzte. »Wäre mir auch lieber, aber du hast doch selbst erzählt, dass man für so eine Rückführung möglichst eine Umgebung benötigt, die passend ist. Und das Zimmer von Gretl und Anna liegt nun einmal nebenan.«
    »Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet, wenn die Sache funktioniert? Ich meine, wenn aus dir wirklich Anna spricht?« Miriam sah ihre Schwester ernst an, und eine Weile lastete eine schreckliche Stille auf dem Zimmer.
    »Ja, das ist mir klar«, antwortete Elke schließlich. Sie zog ihre Schwester hoch. »Komm, du schaffst das schon. Lass es uns tun, bevor ich es mir noch anders überlege.«
    Sie gingen in den Flur, rückten den kleinen Altar ab und öffneten mit einem Schraubenzieher die Tür zum verborgenen Zimmer. Kalte Luft schlug ihnen entgegen. Der Anblick des dunklen Raums mit all den verstaubten Möbelstücken war ebenso gespenstisch wie zuvor, als sie ihn entdeckt hatten. Wie ein verlassenes Grab. Nur, dass heute die Jungs nicht bei ihnen waren. Miriam bekreuzigte sich unwillkürlich. »Und wenn wir damit nun doch eine Grenze überschreiten, die wir lieber nicht überschreiten sollten?«
    »Miriam, diese Grenze haben wir schon gestern Nacht überschritten.« Elke ging vor, kramte im Zwielicht in einer der beiden Nachttischschubladen und präsentierte ihrer Schwester eine Kerze sowie eine alte Schachtel mit Streichhölzern. »Hoffentlich funktionieren die noch.«
    Miriam sah Elke dabei zu, wie sie eines der Hölzchen entflammte und damit die Kerze entzündete, die sie mit etwas Tropfwachs auf dem Tisch vor dem zugemauerten Fenster befestigte. Der flackernde Schein der Kerzenflamme brach sich gespenstisch in den starren Augen der Puppen ringsum auf den Regalen. Miriam lief abermals ein Schauer über den Rücken.
    »Hier ist es kalt«, flüsterte Elke. Sie nahm eine der Decken zur Hand, warf sich diese über die Schultern und hockte sich im Schneidersitz auf die freiliegende Matratze. Im Zimmer roch es jetzt intensiv nach aufgewirbeltem Staub. Miriam nieste. Sie zog die Tür zum Flur zu und ließ sich nun ebenfalls auf der Matratze nieder, direkt Elke gegenüber. Das alte Bett knarrte unter der Belastung, doch ihre Schwester

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