Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
sein.«
    Niklas wollte gerade auf den Durchlass in die Kirche zueilen, als ihn von hinten eine Gestalt packte und ihm den Mund zuhielt. »Pssst! Ich bins!«, wisperte Andy. Bevor sich Niklas versah, zog ihn sein Kumpel nach nebenan in Strobels Bad. Sie schlossen die Tür gerade noch rechtzeitig, denn im Flur ging jetzt das Licht an und die Männer verteilten sich in der Wohnung. »Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt«, fluchte sein Vater. »Irgendjemand hat Strobels Arbeitszimmer durchwühlt. Ich hab euch heute Mittag schon gesagt, dass wir es durchsuchen müssen. Was machen wir jetzt? Wenn wir Strobels Aufzeichnungen nicht finden, dann haben wir ein Problem.«
    »Das müssen die Buben gewesen sein«, schimpfte der Bürgermeister. »Ein weiterer Grund, sie zu finden. Ich habe Strobel immer und immer wieder in den Ohren gelegen, dass es nicht gut ist, die Kinder frei rumlaufen zu lassen. Aber er wusste es ja besser. Wie konnte er die Kräfte, die hier am Wirken sind, nur so unterschätzen? Das Verschwinden seines Bruders hätte ihm doch Mahnung genug sein müssen.« Das Poltern eines auf den Boden schlagenden Ordners war zu hören, bevor Schober weitersprach. »Wenn die Buben Strobels Notizen entdeckt haben, tragen sie diese sicher bei sich.«
    »Macht euch keine Sorgen«, war die Bassstimme von Herrn Bierbichler zu hören. »Der Herrgott wird uns sicher helfen, sie …«
    »Herrje, Josef, verschone uns mit deinem Geseier!«, brüllte ihn Schober an. »Wenn wir uns nicht selbst helfen, geht hier bald alles den Bach runter. Begreifst du nicht, was gestern geschehen ist? Das war nur ein Vorgeschmack. Dieses Ungeheuer ist bald ganz frei, und dann, mein Freund, dann gnade uns Gott!«
    »Strobel hat dich bloß benutzt, Josef«, pflichtete ihm Niklas’ Vater bei. »Besser du gewöhnst dich an den Gedanken. Dieser eitle Mistbock gefiel sich in seiner Rolle als Heilsbringer nur zu gut. Und das Schlimmste ist, dass wir nicht einmal genau wissen, ob er die alten Aufzeichnungen seines Bruders wirklich rekonstruieren konnte.«
    »Ich frage mich langsam, ob das auch noch andere Gründe hatte?«, brummte Schober. »Die Wahrheit ist doch, dass wir abgesehen von seiner eigenen Zusicherung kein einziges Indiz dafür in der Hand halten, ob er das letzte Mysterium tatsächlich lüften konnte.« Niklas spürte, wie ihn Andy im Zwielicht vorsichtig auf das zugige Badfenster mit der eingeschlagenen Scheibe zuzog.
    »Seht doch!«, erhob Herr Bierbichler nun wieder seine Bassstimme. »Ich glaube, ich weiß wo die beiden hin sind. In der Kirche. Die Tür da hinten steht auf.«
    »Gut so, da sitzen sie in der Falle«, meinte Niklas’ Vater zufrieden. »Das Kirchenportal ist nämlich zugesperrt. Gleich haben wir sie alle.«
    »Andy«, wisperte Niklas erschrocken. »Hast du das gehört? Was meint er mit ›alle‹?«
    »Sei still, verdammt!« Andy kletterte auf die Kloschüssel und kraxelte von dort zum Fenster raus. Wie ein Schatten glitt er durch die Öffnung ins Freie, während Niklas bibbernd im Dunkeln zurück blieb und die Bücher umklammert hielt. »Komm schon!«, zischte Andy von draußen. Niklas reichte die Bücher zu ihm hoch. Dann mühte auch er sich auf die Kloschüssel, um so auf die Fensterbank zu gelangen. Unter seinen Füßen knirschte Glas. Niklas erstarrte. Die Badtür wurde fast im selben Moment aufgerissen, und die Silhouette seines Vaters zeichnete sich vor dem Flurlicht ab.
    »Bleib ja stehen, Niklas!«, donnerte er los. Niklas schrie vor Angst auf und versuchte jetzt erst recht durch das schmale Fenster nach draußen zu klettern. Doch die Öffnung war zu eng. Er blieb stecken. Andy ergriff seine Arme und zerrte an ihnen. Doch schon war hinter ihm sein Vater heran und packte ihn an den Füßen.
    »Hier sind sie!«, brüllte er. »Schnell, kommt her!« Schritte trampelten durch die Wohnung und weitere Hände packten Niklas an den Beinen.
    »Der Meyenberger Bub ist draußen!«, rief sein Vater.
    »Lasst mich!« Niklas strampelte mit den Füßen und versuchte sich verzweifelt am Fensterrahmen festzuhalten, während sich Andy direkt unter ihm mit beiden Beinen gegen die Außenmauer stemmte und seinerseits versuchte, Niklas zu sich nach draußen zu ziehen. Niklas hatte das Gefühl, als habe man ihn auf eine Streckbank geworfen. Mit traurigem Blick ließ ihn Andy los. »Ich verspreche, ich komme wieder!« Hastig sammelte er einige der Bücher im Schnee auf und rannte in die Dunkelheit davon.
    »Andy! Lass mich nicht

Weitere Kostenlose Bücher