Weisser Schrecken
Beifahrersitz aus.
»Ja, das heißt es.« Andy drehte sich hinter ihnen zur Ladefläche des Fahrzeugs um und stieß einen Pfiff aus. »Gut, dass Krapf der freiwilligen Feuerwehr angehörte.« Er kramte ein Paar Schneeschuhe hervor, die er Niklas reichte. »Hier, die kannst du dir ja überschnallen.« Kurz darauf wog er eine Brandaxt in der Hand, die er an Elke und Miriam vorbei nach vorn zu Robert reichte. Er selbst nahm einen Spaten an sich.
»Was machen wir überhaupt, wenn wir da sind?«, jammerte Niklas. »Ich meine, habt ihr jetzt vor, dieses Etwas einfach zu erschlagen?« Robert bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Mann, Alter, reiß dich gefälligst zusammen. Das werden wir sehen, wenn wir da sind. Jetzt gilt es erst einmal, Köhler aufzuhalten. Vielleicht finden wir bei ihm etwas, das uns weiterbringt.« Er stieß die Fahrertür auf und half Elke und Miriam dabei, aus dem Fahrzeug zu klettern.
Andy öffnete den Rucksack, den er die ganze Zeit über mit sich geschleppt hatte, und reichte Elke eine weitere Taschenlampe. Anschließend verteilte er unter ihnen eigentümliche Stangen. »Das sind Magnesiumfackeln!«, erklärte er. »Ich schätze, wir können etwas Feuer gebrauchen. Egal, wohin es uns heute noch verschlägt.« Robert hob erstaunt eine Augenbraue. Besser er fragte nicht, wo Andy die Dinger überhaupt aufgetrieben hatte. Er machte sich vielmehr mit der Gebrauchsanleitung vertraut und erklärte den anderen, wie man die Fackeln entzündete. »Denkt dran, die Dinger brennen höchstens zehn Minuten«, ermahnte er sie. »Und wir haben nur ein halbes Dutzend davon.«
»Vielleicht finden wir im Auto noch etwas Besseres. Krapf war schließlich Feuerwehrmann.« Elke trat mit der Taschenlampe in der Hand hinten an die Heckklappe des Wagens heran und öffnete sie. Sie warf Niklas ein Seil und ein Brecheisen zu, durchsuchte die Feuerwehrausrüstung Krapfs weiter und präsentierte schließlich ein Etui mit Reißverschluss, aus dem sie eine Signalpistole zog. »Wusste ich es doch!«, rief sie triumphierend. »Erinnert ihr euch an letzten Herbst? Die Nachtübung der freiwilligen Feuerwehr. Da haben sie doch Leuchtkugeln abgeschossen.«
»Sehr gut! Behalte die Pistole.« Andy lächelte ihr knapp zu. »Wie viele Patronen?«
»Drei.« Elke reichte Andy ihre Magnesiumfackel. »Hier. Die Pistole reicht mir.« Andy sah sie besorgt an und steckte die Fackel unter seine Jacke. »Okay, und jetzt los. Wir sollten uns beeilen.« Er hatte seine Taschenlampe längst angeschaltet und kämpfte sich mit dem Spaten in der Hand den Hohlweg voran, weiter den Berg hinauf. Schweigend folgten ihm Robert und die anderen in den Forst. Außer dem knarzenden Schnee unter ihren Füßen, war nur ihr Keuchen zu hören. Gelegentlich durchschnitt im Wald das Brechen kahler Äste kurz und scharf die Winternacht, und Robert sah sich argwöhnisch um. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto unheimlicher wurde ihm zumute. Inzwischen war es völlig windstill geworden. Es hatte sogar aufgehört zu schneien. Ganz so, als würde die Natur selbst den Atem anhalten.
Robert wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, als sie am Ende des Hohlwegs Lichtschein sahen. Andy hob alarmiert den Spaten und ließ seine Taschenlampe erlöschen. Das Licht da hinten bewegte sich. Robert trat neben seinen Kumpel und flüsterte. »Das sollten wir uns erst mal alleine ansehen. Nützt doch nichts, Niklas und die Mädchen unnötig in Gefahr zu bringen.«
Andy nickte und wies die anderen an, auf sie zu warten. Elke begehrte zwar auf, doch sie fügte sich, als ihr auch Robert die Nützlichkeit eines Spähtrupps klar machte. Geduckt marschierten er und Andy weiter den Hohlweg entlang und versuchten dabei stets in der Nähe der Bäume zu bleiben. Als sie das Ende des Pfades erreicht hatten, blieben sie überrascht stehen. Vor ihnen erhob sich ein Hang mit hohen Felsen, vor dem nur noch vereinzelt Bäume standen. Viele von ihnen waren umgeknickt, andere lagen begraben unter schwerem Felsgestein. Auf den meisten der Felsblöcken lag nur eine hauchdünne Schicht Schnee und die Luft stank nach Salpeter. Zwischen einigen der Felsen aber brannte ein kleines Lagerfeuer und sie konnten Gelächter hören. Robert kniff seine Augen zusammen und entdeckte, dass auf einem der Felsen ein hochgewachsener Junge mit ausgebreiteten Armen tänzelte. »Siehst du das auch?«, flüsterte er Andy zu. »Das ist doch Lugge, oder?«
»Ja, ist er«, antwortete Andy böse. »Entdeckst du
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