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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Gott gibt, dann hat er unser ganzes Leben ist einen einzigen Misthaufen verwandelt. Völlig egal, ob uns das Leben nun zum zweiten Mal geschenkt wurde oder nicht. Misthaufen bleibt Misthaufen.«
    »Robert, du versündigst dich!« Miriam bekreuzigte sich.
    »Ach, tue ich das? Heul doch. Wo war er denn, um uns vorhin beizustehen?«
    »Aber er hat uns doch beigestanden!«, rief Miriam verzweifelt. »Diese Kinderstimmen. Sie haben uns gewarnt. Wir haben nur nicht auf sie gehört. Merkst du nicht, dass hier ein Kampf tobt? Wir befinden uns mittendrin.«
    Andreas runzelte nachdenklich die Stirn. »Miriam hat zumindest in einer Hinsicht recht. Ich hätte vorhin nicht weitere Fragen gestellt, wenn ich nicht ebenfalls den Eindruck gehabt hätte, dass uns diese Geisterstimmen etwas mitteilen wollten. Vergiss nicht, dass sie es waren, die uns auf die Blechschatulle mit dem Foto von unseren … Geschwistern … aufmerksam gemacht haben.«
    »Und wer, zum Teufel, sind diese Kinder?«
    »Die Verschwundenen«, antwortete Andreas ruhig.
    »Scheiße, so viel weiß ich inzwischen auch«, raunzte ihn Robert an. »Aber welche Rolle spielen sie bei diesem ganzen Irrsinn?«
    »Das kann ich dir auch noch nicht sagen.« Trotz des Erlebten kostete es Andreas noch immer eine gewisse Überwindung, das Übernatürliche in seine Überlegungen mit einzubeziehen. Doch immerhin bekamen so zumindest einige der Geschehnisse einen schrecklichen Sinn. »So wie ich das sehe, enthielt jedes dieser verdammen Lieder irgendwie eine Botschaft. Auch wenn ich das meiste davon selbst noch nicht begriffen habe.«
    »Die Macht, die uns in der Hütte angegriffen hat, muss jedenfalls uralt sein«, mischte sich Elke ein. »Erinnert euch: Als Andy fragte, vor welcher Gefahr wir uns hüten sollen, da sangen sie von etwas aus uralter Zeit.« Elke stimmte zaghaft die Melodie von ›Stille Nacht‹ an und wiederholte die Textzeile: »Als der Herr vom Grimme befreit. In der Väter urgrauer Zeit …« Sie schluckte. »Und sie sangen etwas von Schloss und Riegel.«
    »Ich hoffe, ihr habt diese elende Liedzeile mit unseren Eltern nicht vergessen.« Spöttisch stimmte Robert die Melodie von ›Morgen, Kinder, wird’s was geben‹ an: »Uns’re lieben Eltern sorgen, lange, lange schon dafür … Merkt ihr was?«
    Andreas nahm Elkes Hand. »Das am Ende waren nicht die Kinder. Die veränderte Stimmlage, das war dieses … andere. Etwas, gegen das wir vorgehen müssen. Versteht ihr?« Er fischte das geheimnisvolle Foto aus seiner Jackentasche und drehte es um, sodass der alte mit Blut geschriebene Schwur sichtbar wurde. Er seufzte. Elke hatte recht. Es war absurd abzustreiten, was so offensichtlich auf der Hand lag. »Also, wenn das tatsächlich wir waren, die das hier geschrieben haben, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass wir bereits damals im Begriff standen, gegen dieses Etwas vorzugehen.«
    »Nur sind wir damals offenbar kolossal gescheitert.« Robert hustete und zündete sich dennoch eine Selbstgedrehte an, nur um diese gleich nach dem ersten Zug wieder in den Schnee zu werfen.
    »Ja, vielleicht.« Andreas nickte und presste kurz die Lippen aufeinander. »Da gibt es übrigens noch etwas, das mir Sorge macht, nämliches dieses ›Morgen, Kinder, wird’s was geben‹. ›Morgen‹ ist mittlerweile heute!« Seine Freunde sahen ihn erwartungsvoll an. Andreas schürzte missmutig die Lippen. »Ich schätze also mal, wir müssen eine Entscheidung treffen. Entweder, wir lassen uns von diesem Wahnsinn überrollen, oder wir besinnen uns auf unseren alten Schwur. Ich hab nämlich irgendwie so ein Gefühl, dass uns die eigentliche Bewährungsprobe erst noch bevorsteht.«

Kapitel 3
    Dies ater
    (Ein schwarzer Tag)

Andreas senkte das Buch mit der schrecklichen Abbildung und sah sich eingehender in dem alten Jugendzimmer Roberts um. Die vielen Bücher in den Regalen beschäftigten sich vornehmlich mit den Kelten. Bücher über archäologische Ausgrabungen fand er ebenso wie solche, die sich mit Brauchtümern, Lebensart und dem Glauben der Altvorderen beschäftigten. Die Folianten waren zum Teil uralt. »Wann hast du die alle gesammelt? Diese Bücher müssen doch sauteuer gewesen sein?«
    »Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit, Andy.« Sein Freund verzog gequält die Mundwinkel. »Außerdem verdiene ich nicht schlecht. Familie habe ich ja keine. Du denn?«
    Andreas schüttelte den Kopf. Robert nickte. »Im Übrigen hat mir Niklas bei dem Aufbau dieser Bibliothek geholfen.

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