Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sich zu
beruhigen. Er hat mich nach Hause geschickt. Ich soll keinem was sagen. Aber
dir sage ich’s natürlich. Stell dir das vor, Mama: Malchow lebt hier als dieser
Dr. Landers — als der böse Nachbar von Tante Erna und Onkel Hermann. Hat sich
die tolle Villa gekauft. Aber statt sich unauffällig zu verhalten, kann der aus
seinem Charakter nicht raus. Wo Malchow ist, ist Unfrieden. Einmal ein Scherge,
immer ein Scherge. Die sollen nur aufpassen, die Wessis, daß sie die
Stasi-Verbrecher assortieren und kaltstellen für immer. Sonst machen die weiter
hinter den Kulissen, denn die Gesinnung steckt denen im Blut.“ Elke zitterte.
„Ist Papa ihm — nachgegangen?“
    „Weiß nicht.“
    „Er wird doch nichts... Unüberlegtes
tun.“
    Dieter war anzusehen, daß er diese
Möglichkeit bis jetzt noch nicht erwogen hatte.
     
    *
     
    Den Streifenwagen schickte Kommissar Glockner
in die Lagerhaus-Straße.
    Die Besatzung, versehen mit einer
Beschreibung von Türke und Blaßgesicht, könnte ja Glück haben und das Duo
einfangen. Freilich — die Chance war gering.
    Die TKKG-Bande saß bei Glockner im
Wagen. Tim hielt das ,Rauschgift -Paket’ auf den Knien.
    Alles war jetzt erzählt, das meiste ja
auch für Gaby, Karl und Klößchen brandneu.
    Glockner sagte, nicht ohne Tadel:
„Deine Aktion, Tim, war voreilig. Sicherlich vermuten die Dealer, du hättest
gehandelt in Irene Hansens Auftrag. Also fühlen sie sich reingelegt — und
daraus folgt Vergeltung.“
    „Ich dachte: Erstmal das Heroin
sicherstellen. Das hielt ich für das Wichtigste.“
    „Besser wäre gewesen, ihr hättet die
beiden Männer beobachtet und sie, geschickt wie ihr seid, weiter verfolgt. Dann
hätten wir sie jetzt und damit auch die Hintermänner, die Organisation. Falls
es die wirklich gibt. Also dann — wir müssen uns um die Frau kümmern.“
    Sie fuhren zur Armie-Gasse.
    Tim legte das Paket zwischen seine
Füße. Innerlich fühlte er sich kleinlaut. Gabys Vater hatte recht. Etwas
weniger Heldenmut und mehr Weitsicht hätte ein besseres Ergebnis gebracht.
Jetzt würde man fahnden müssen nach Türke und Blaßgesicht. Und die hatten
bestimmt Übung im Untertauchen.
    Glockner parkte vor Nr. 11.
    Das Paket schlossen sie im Kofferraum
ein.
    Der Kommissar hatte geklingelt, aber
nichts rührte sich. Er probierte es immer wieder — mit demselben Mißerfolg.
    „Vielleicht ist sie zu ihrem Bruder“,
meinte Gaby. „Irgendwo versteckt der sich. Von dem, was passiert ist, weiß sie
ja noch nichts. Also kein Grund für sie, sich vor den Ganoven zu fürchten.“
    Hinter der Milchglastür ging Licht an
im Treppenhaus. Nach einer Weile kamen Schlurfschritte die Treppe hinunter.
Eine umfängliche Gestalt öffnete die Tür.
    Erstaunt sah der Mann auf die Gruppe.
Er wog mindestens zwei Zentner bei mittlerer Größe und trug einen abgewetzten
Lodenmantel.
    „Wollen Sie rein?“ fragte er.
    „Zu Frau Hansen“, erwiderte Glockner.
    „Die ist nicht da.“
    Gabys Vater hob die Brauen. „Sie haben sie
weggehen sehen?“
    „Ja, vor zehn Minuten. Hab mich
gewundert. Sie hatte zwei Koffer und war sehr in Eile. Ich wohne im fünften —
und wollte in den Keller. Bier holen. Aber da ist nichts mehr. Jetzt muß ich zu
Pit, Pits Kneipe. Kennen Sie, ja?“
    „Ich hatte noch nicht das Vergnügen“, sagte
Glockner. „Frau Hansen ist also verreist.“
    „So sieht ‘s aus. Was die jungen Leute
heutzutage reisen! Nach Thailand und Sizilien. Ich kenne nur den Schwarzwald.“
    Der Mann tippte an seinen Hut und
watschelte los.
    „Sieht nach überstürzter Flucht aus“, sagte
Glockner, meinte aber nicht den Kneipengänger, sondern Irene Hansen.
    „Vielleicht befürchtet sie“, überlegte
Tim, „die Ganoven kommen zurück und nehmen ihr Geld und Uhr weg.“
    „Vielleicht.“
    Glockner fuhr zum Bahnhof zurück, weil
dort die Tretmühlen der TKKG-Bande warteten.
    Auch der Streifenwagen war da. Einer
der Uniformierten stieg aus und berichtete dem Kommissar. Von den Ganoven
hatten die Polizisten nichts mehr gesehen.
    Gabys Vater setzte sich in seinen Wagen
und griff nach dem Paket, das sie wieder aus dem Kofferraum geholt hatten. Die
Klinge des Taschenmessers durchtrennte die Verschnürung. An einer Ecke riß er
das Zeitungspapier auf.
    Tim und seine Freunde standen neben dem
Wagen und sahen zu.
    Glockner hantierte, schüttete sich eine
körnige Probe auf den Handteller, schnupperte daran, einmal, zweimal,
untersuchte das Paket genauer, beugte sich dann zur offenen Tür

Weitere Kostenlose Bücher