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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beide?“
    Das galt Tim und Klößchen, den
Internatsschülern. Denn für Angehörige der Mittelstufe ist abendlicher Ausgang
beschränkt.
    Tim grinste. „Sie wissen ja, Herr Glockner,
wir sehen das nicht so eng. Beim Erzieher vom Dienst sind wir abgemeldet. Wir
sind das ganze Wochenende bei Sauerlichs. Das Gästezimmer, in dem ich sonst
poofe, ist zwar von Dieter Streiwitz belegt. Aber Willi hat noch eine Bettcouch
in seinem Zimmer. Sie ist hart, doch mein Rücken ist härter. So was stört mich
nicht. Da bin ich ganz andere Sachen gewöhnt.“
    „Auch wenn du mich verfluchst“, sagte Glockner,
„deine Freundin entführe ich dir jetzt.“
    Das war das Stichwort für Gaby.
    Kurzer Abschied. Sie stieg ein.
    Tim legte ihr Rad in den Kofferraum.
    Die Jungs winkten dem Wagen nach. Dann
ließ Karl die Hand sinken und gähnte in die Nachtluft.
    „Feierabend für heute? Mehr ist nicht
drin, wie?“
    „Verrollen wir uns“, nickte Tim.
„Irgendwie finde ich uns komisch. Eigentlich wollen wir nichts weiter als
Willis Vater entlasten. Aber auf dem Gebiet kommen wir keinen Millimeter voran.
Pawelke bleibt stur, Herbert ist verschwunden, Bert Hansen läßt sich nicht
blicken. Und Landers lacht in sein Fäustchen. Null Komma null Ergebnis. Doch in
ein Rauschgift-Verbrechen sind wir hineingetappt.“
    „So bunt ist das Leben“, philosophierte
Klößchen. „Hätte unser Chauffeur Splitt auf das Glatteis gestreut, wüßten wir
nichts von dem Heroin der beiden Übelmänner.“
    Karl sagte Gute Nacht und fuhr in seine
Richtung — Tim und Klößchen radelten zur Eichen-Allee.
    In der Innenstadt war kaum noch
Verkehr. Belebt sind Samstagnacht nur die Vergnügungs- und Kneipenviertel.
    Der Himmel war dunkel. Kein Stern. Den
Mond hatte heute noch niemand gesehen. Klößchen redete von einem verspäteten
Imbiß, den er unbedingt zu sich nehmen wollte. Freilich — seine Mutter, die
schlank ist und Diät hält, durfte ihn dabei nicht erwischen.
    „Wahrscheinlich“, meinte er, „sitzen
alle vor der Glotze. Meine Leute und die Streiwitzens. Es gibt einen Krimi als
Spätfilm. Krimis erleben wir zwar selbst. Aber im Film wird meistens gemordet.
Wenn’s einen nicht selbst betrifft, ist das angenehm aufregend.“
    „Aber wirklich nur im Film. Gabys Vater
würde dir was anderes erzählen.“
    In der Eichen-Allee war zwar noch
überall Glatteis, aber nicht mehr ganz so schlimm wie letzte Nacht, sondern
aufgeweicht im Lauf des Tages.
    Trotzdem — man mußte aufpassen.
Klößchen rutschte einige Male, fluchte und verringerte das Tempo.
    Sie kamen an Landers Villa vorbei.
    Tim spähte hinüber. Dunkle Fenster.
Doch die Pforte stand offen.
    Schon wollte der TKKG-Häuptling den
Blick abwenden — da bemerkte er eine Gestalt.
    Sofort bremste er scharf und sprang ab.
Denn die schmalen Reifen glitschten weg.
    „Willi!“
    Klößchen war schon ein Stück weiter,
hielt und drehte sich um. „Was ist?“
    „Bei Landers liegt jemand vor der
Garage.“
    „Was?“
    Tim starrte durch die Pforte. Vor der
Garage war’s stockfinster. Doch kein Zweifel — da lag wer. Einzelheiten waren
nicht zu erkennen.
    Klößchen schob sein Rad rückwärts,
stand jetzt neben seinem Freund und sah in dieselbe Richtung.
    „Mann, Tim! Du hast recht.“
    An der Pforte drückte Tim auf den
Lichtknopf. Die Lampen über Hauseingang und Garagentor flammten auf.
    Tim hielt den Atem an.
    „Das ist Landers.“
    Der schwergewichtige Mann lag
bäuchlings, die Arme ausgebreitet, einen Spazierstock neben sich. Das Gesicht
war abgewandt. Landers trug einen Pelzmantel, der wie Nerz glänzte — und auch
sicherlich eine Menge dieser Tierchen das Leben gekostet hatte, um geschneidert
zu werden für den Dickwanst.

    Tim beugte sich über den Reglosen.
Bewußtlos? Tot?
    Am Hinterkopf — das sah der
TKKG-Häuptling — war Blut, schon verkrustet, aus einer langen Platzwunde
gesickert.
    Tim faßte nach dem linken Handgelenk,
an dem keine Uhr war, und fühlte nach dem Puls.
    „Lebt er noch?“ fragte Klößchen.
    „In Maßen. Puls ist schwach und
langsam. Hier wird dringend der Notarzt gebraucht. Los, Willi.“
    Sie hetzten zu Klößchens Elternhaus.
    „Ob er ausgerutscht und gestürzt ist?“
Klößchen keuchte.
    „Nein. Dem wurde von hinten auf die
Birne gehauen. Und zwar kräftig. Ums Handgelenk hat die Haut einen hellen
Streifen. Dort war die Uhr. Vielleicht hat der Täter sie geraubt.“
    Klößchens Mutter öffnete ihnen.
    Während Sohnemann berichtete, war Tim
schon am

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