Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sagte er und spreizte die
Finger, „will ich sehen. Heute nacht bin ich dabei.“
    Wenn’s sein muß, dachte Schreyle.
    Er sagte: „Der Mordfall Landers wird
erst morgen in der Zeitung stehen. Was steckt hinter diesem Anschlag?“
    „Wenn keine interne Feindschaft
vorliegt, weiß ich nur eine Erklärung: Irgendein Raubmörder hat zugeschlagen.“
    „Schon möglich. Landers sah immer nach
dicker Brieftasche aus, hatte eine teuere Uhr und trug Ringe. Trotzdem ahne
ich: Die Sache ist schlimmer.“
    „Was meinst du?“
    „Landers hat neulich geäußert, man habe
ihm gedroht.“
    „Wer?“
    „Ein gewisser Yussuf.“
    „Ein Landsmann von mir?“
    „Offenbar.“
    „Yussufs gibt’s viele.“
    „Mag sein. Aber dieser eine sagte, er
sei der Chef eines Drogenrings mit weltweiten Verbindungen. Und seine Organisation
werde den ostdeutschen Markt übernehmen. Landers solle gefälligst die Finger
davon lassen, wenn ihm sein Leben lieb sei.“
    „Oho, oho!“ Attila ballte die
Mini-Fäuste. „Das lassen wir nicht mit uns machen. Die räumen wir weg.“
    „Landers hat die Drohung nicht
ernstgenommen.“
    „Lind du meinst: Jetzt hat Yussuf
zugeschlagen. Hm, hm! Dann wäre es gefährlich, wenn du dich an Landers Stelle
setzt.“
    „Es sei denn, es ist wirklich nur ein
Raubmord. Außerdem: Landers war ein Schreibtisch-Stratege. Ich kenne den Nahkampf
und lasse mich nicht übertölpeln. Wie sah der Täter
    aus?“
    Attila überlegte. „Mit Sicherheit jung.
Viel mehr kann ich nicht sagen. Ich habe ihn nur von hinten gesehen.“

22. Schlimme Entdeckung
     
    Tim hatte seinen Freunden berichtet.
Auch Oskar hörte zu. Grinsend zeigte Tim die Schüssel, die er Bert abgenommen
hatte.
    „Um Mitternacht nehmen wir die Dealer
in Empfang“, sagte der TKKG-Häuptling. „Ob wir das allein schaffen oder
polizeiliche Unterstützung brauchen, können wir uns noch überlegen.“
    Sie standen hinter der Würstchenbude.
Regen tröpfelte. Gaby hatte die Kapuze ihrer blauen Regenjacke über die
Goldmähne gezogen. Oskar schüttelte sich ständig, und die Tropfen flogen aus
seinem Fell.
    Karl, der blick-günstig stand, deutete
zur Hansen-Adresse, und die TKKGler beobachteten, wie Bert abzog mit seinen
beiden Taschen. Offenbar wollte er sich häuslich einrichten in der verwanzten
Gartenlaube.
    „Du meinst“, sagte Gaby, „er hat die
Wahrheit gesagt?“
    „Ich würde darauf wetten.“
    „Selbst wenn wir Blaßgesicht und den
Türken einfangen“, meinte Karl, „führt das nicht zu Irene. Sie und das Heroin
bleiben in freier Wildbahn — eine Zeitbombe!“
    Tim schüttelte den Kopf. „Berts
Schwester ist keine Profi-Kriminelle, sondern nur Amateurin. Natürlich bedenkenlos
geldgierig. Aber das allein hilft wenig. Schließlich steht nicht an jeder
Straßenecke ein Heroin-Einkäufer, der freudig 200 000 Mark hinblättert für das
dicke Paket. Wer da so rumsteht in den Drogenszene-Vierteln, ist meistens ein
Rauschgiftfahnder der Kripo. Nee, Irene wird früher oder später einen Fehler
machen, und dann sitzt sie bei Gabys Vater vor dem Schreibtisch.“
    „Da hat sie dann noch Glück gehabt“,
sagte Gaby. „Andere, die ihre Tour versuchen, werden entseelt aus dem Fluß
gezogen oder unter dünner Erdschicht entdeckt.“
    „Igitt!“ meinte Klößchen. „Ich träume
von einem zweiten Frühstück in der Art des ersten — und ihr wälzt
unappetitliche Gedanken. Wie wär’s denn? Bis Mitternacht ist lange hin — fahren
wir doch zu uns. Wir könnten Schoko-Nopoly spielen. Oder Schoko-Würfeln. Oder
Schoko-Schach. Das sind die neuesten Spiele, die mein Vater auf den Markt
wirft. Hat damit Aufsehen erregt auf der Süßwaren-Messe. Beim Schoko-Schach
sind alle Figuren aus — na, wer rät es?“
    „Bleikristall“, sagte Tim.
    „Esel! Aus Schokolade natürlich. Und wenn
du schach-mäßig eine gegnerische Figur schlägst und vom Feld nimmst — kannst du
sie auch gleich verspeisen.“
    „Sieger ist“, lachte Tim, „wem zuletzt
schlecht wird.“
    „Das ist ja das neue an dieser Art
Schach“, erklärte Klößchen: „Nicht nur das Gehirn — auch der Magen wird
gefordert.“
    Der Regen wurde heftiger. Klößchens
Vorschlag, bei den Sauerlichs anzudocken, stieß deshalb auf Gegenliebe.
Schoko-Schach war ein Gesichtspunkt; wobei Tim für sich entschied, die eßbaren
Bauern, Türme, Springer, Läufer, Damen und Könige zur mehrmaligen Verwendung am
Leben zu lassen.
    Sie radelten zurück. Leere Straßen. Sie
bogen ein in die Eichen-Allee

Weitere Kostenlose Bücher