Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
ein Frühstück mit Kaffee, heißer Milch und Schalen mit Grapenuts, das wir draußen auf dem Bootssteg an einem der runden Tische mit einem Sonnenschirm in der Tischmitte einnahmen. Es war mir gelungen, den Sonnier-Fall völlig zu verdrängen, als das Telefon im Laden klingelte und Alafair aufstand und an den Apparat ging.
Ich konnte ihr Gesicht nur im Profil sehen, und das auch nur durch das Fliegenfenster hindurch, als sie den Hörer an ihr Ohr drückte, aber es war eindeutig, daß sie da etwas hörte, das sie völlig vor den Kopf stieß. Ihre Augen blinzelten in schneller Folge, und weiße Flecken traten auf ihre sonnengebräunten Wangen. Dann sah ich, wie sie zu mir blickte, den Mund etwas geöffnet, als sei ein kindlicher Alptraum auf einmal mitten am hellichten Tag Wirklichkeit geworden.
Ich lief schnell in den Laden und hinter den Tresen und nahm ihr den Hörer aus der Hand.
»Dave, der Mann hat ganz häßlich von dir geredet«, sagte Alafair. Sie atmete schwer durch den Mund.
»Wer spricht hier?« sagte ich in die Sprechmuschel.
»Du weißt genau, wer hier spricht. Tu nicht so blöd«, sagte eine hohe, metallische Stimme, die an einen Zwerg erinnerte. »Du hast einen Deal mit Joey Meatballs gemacht, stimmt’s?«
»Sie schämen sich nicht, einem kleinen Mädchen angst zu machen. Wie wär’s, wenn Sie mir Ihren Namen sagten?«
»Du weißt nicht, wie ich heiße?«
Ich nahm einen Stift und kritzelte oben auf einen linierten Notizblock: »Boots, ruf Büro an, Anrufer im Laden feststellen.« Dann drückte ich Alafair den Block in die Hände und schob sie zur Tür.
»Was ist los, hat’s dir die Sprache verschlagen?« fragte die Stimme.
»Was wollen Sie, Fluck?«
»Ich will wissen, was Joey Gee von dir kriegt, damit er mich einmachen läßt.«
»Ich habe keine Abmachung mit Joey.«
»Du Schwein lügst. An einem Tag wird er freigelassen, und als nächstes macht in ganz New Orleans die Runde, daß auf meinen Kopf fünftausend Dollar ausgesetzt sind. Willst du mir etwa weismachen, daß du nichts damit zu tun hast?«
»Genau das.«
»Was ist los? Wollt ihr Bullen mit meinem Arsch eure Statistik auf Vordermann bringen? Oder ist das ’ne persönliche Vendetta von dir, weil ich dich in Sonniers Haus fast kaltgemacht hab’?«
»Sie sind fällig, weil Sie einen Polizeibeamten und Eddy Raintree ermordet haben.«
»Ich zittere vor Angst.«
»Ehrlich gesagt, Fluck, ich bin grad ziemlich beschäftigt, und es ist reichlich langweilig, mit Ihnen zu reden.«
»Du lohnst den Aufwand nicht, das ist der einzige Grund, warum dich keiner von der AB umgelegt hat. Aber jetzt werd’ ich dir einen Deal vorschlagen, einen, der dich zur ganz großen Nummer in deinem Scheißkaff macht. Ich kriege Straffreiheit in der Sache mit dem toten Cop im Haus von Sonnier, was Eddy Raintrees Probleme bei den Eisenbahnschienen angeht, da weiß ich von nix, und im Gegenzug kriegst du von mir alles über Joey Meatballs, was du nur willst. Ich rede hier von den Typen, die er selbst umgenietet hat, von dem Weichei, das Jack Gates in den Propeller gestoßen hat, dem Crack, das sie an die Nigger in den Projects verticken, die Waffendeals mit den Schmalzlocken, alles was dein Herz begehrt, ich geb’s dir ... Hörst du mir überhaupt zu, Mann?«
»Ich verstehe Sie klar und deutlich.«
»Dann mach das mal klar. Und in Schutzhaft will ich auch. Vielleicht in einem anderen Bundesstaat.«
»Ich glaube, Sie überschätzen die Wichtigkeit Ihrer Person, Fluck. Sie sind nicht die Art von Zeuge, die beim Staatsanwalt Begeisterung weckt.«
»Paß auf, ich kann dir zwei Gräber unten in der Terrabonne Bay zeigen. Zwei Typen, die vor Joey am Rand eines Straßengrabens niederknien mußten. Er hat sie am Lauf einer .22er Magnum lutschen lassen, bevor er’s ihnen gegeben hat.«
»Was Sie anzubieten haben, läßt sich dieser Tage nur schwer verkaufen.«
»Was ist in dich gefahren, Mann? Liegt dir was dran, Joey Gee am Kragen zu bekommen, oder nicht?«
»Wo sind Sie jetzt?«
»Machst du Witze?«
»Ich will damit nur sagen, daß Sie wahrscheinlich nicht allzu weit vom nächsten Polizeirevier entfernt sind. Stellen Sie sich. Das ist der einzige Deal, den ich und wahrscheinlich auch alle anderen Ihnen anbieten werden. Sie haben einen Polizisten ermordet. Wenn Sie von den falschen Männern festgenommen werden, schaffen Sie’s nicht mal bis ins Gefängnis, Fluck.«
»Dir geht da richtig einer bei ab, stimmt’s?«
Durch das Fliegenfenster sah ich
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