Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
schreibbereit.
»Nein.«
»Er arbeitet also nicht für Sie?« sagte ich.
»Sie meinen Eddy?«
»Ja, Eddy Raintree.«
»Das war früher einmal. Jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht, wo er sich jetzt aufhält.«
Dann sah ich, was Clete gemeint hat. Die Haut in einem Mundwinkel zog kleine Falten wie die Abdrücke, die Fingernägel in Kitt hinterlassen.
»Wann haben Sie ihn das letztemal gesehen?« fragte ich.
»Das ist eine Weile her. Ich habe ein paarmal versucht, ihm auszuhelfen, als er keine Arbeit hatte. Hat Eddy etwas angestellt? Ich verstehe nicht, worum es hier geht.«
»Ich bearbeite den Mord an einem Polizisten. Ich dachte, daß Eddy uns dabei vielleicht behilflich sein könnte. Wissen Sie vielleicht, ob Eddy schon mal gesessen hat?«
»Wie bitte?«
»Ist er mal im Gefängnis gewesen?«
»Das weiß ich nicht.« Dann blickte er mich nachdenklich und scharf mit seinen eigenartigen Augen an, die nicht zusammenzupassen schienen. »Warum fragen Sie mich, ob er im Gefängnis war? Sollten Sie als Polizist das nicht viel besser wissen?«
»Bevor Sie es mir sagten, kannte ich seinen Vornamen nicht«, sagte ich und lächelte ihn an.
Der Butler brachte die Drinks von der Bar am Pool und stellte sie vor Clete und Bobby Earl. Earl nahm einen langen Schluck, ohne die Augen von meinem Gesicht zu nehmen. Als er das Glas wieder abstellte, war sein Mund kalt und rot wie der eines Mädchens.
»Wann haben Sie ihn das letztemal gesprochen?« fragte ich.
»Ist auch schon eine Weile her. Ich erinnere mich nicht mehr daran.«
Ich nickte und lächelte wieder, während ich mir Notizen machte. Clete stopfte sich eine Handvoll Crawfish-Popcorn in den Mund, trank von seinem 7 Up und zerbiß laut knirschend mit den Backenzähnen die Eiswürfel.
»Tolle Bude«, sagte er. »Gehört die Ihnen?«
»Gemietet.«
»Wie ich höre, wollen Sie sich in den Senat wählen lassen«, sagte Clete.
»Vielleicht.«
»Wo wir grad so schön plaudern, Jewel Fluck ist Ihnen in letzter Zeit nicht zufällig über den Weg gelaufen?« sagte Clete.
»Wer?«
»So ein kleiner, abgebrochener Typ. Hängt viel mit Eddy rum. Ist in der AB.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
»Der Aryan Brotherhood «, sagte Clete. »Die Knastnazis.«
»Nun ...«, hob Bobby Earl an.
»Sie haben keine Ahnung, wer Fluck ist, stimmt’s?« sagte Clete.
»Nein.«
»Der alte Streak hier ist mächtig erpicht, mal mit Eddy und ihm ein paar Worte zu wechseln. Um ein Haar hätten sie ihn umgenietet. Aber wenn man Streak so richtig wütend macht, dann ist die Kacke mächtig am Dampfen. Da sorgt er für.«
Clete hielt das Glas hoch, um beim Butler Nachschub zu verlangen.
»Ich glaube, dieses Gespräch ist hiermit beendet«, sagte Bobby Earl. »Ich bin mir ohnehin nicht so ganz sicher, warum Sie überhaupt hier sind. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß Sie mich provozieren wollen.«
»Hier ist meine Karte, Mr. Earl«, sagte ich. »Aber ich melde mich ohnehin selbst noch einmal. Wie geht’s denn Eddys Gesicht?«
»Wie bitte?«
»Als ich ihn das letzemal gesehen habe, steckte ein Haufen Splitter drin. Wissen Sie vielleicht, was für einen Grund er gehabt haben könnte, das Haus Ihres Schwagers auf den Kopf zu stellen?«
»Jetzt hören Sie mir aber mal zu ...«
»Er und zwei andere haben einen Polizisten ermordet. Es war wie eine Hinrichtung. Sie haben ihm aus kürzester Entfernung das Hirn weggeschossen. Es war im ganzen Keller verstreut«, sagte ich. »Wenn Sie das nächstemal Besuch von der Polizei kriegen, sollten Sie sich schon was Besseres einfallen lassen.«
Alles Blut war aus seinen Wangen gewichen. Und dann machte sein Gesicht eine seltsame Verwandlung durch. Die Haut spannte sich über den Knochen, und in seine Augen trat ein flacher, grüngelber Glanz, der vor Gift nur so sprühte, wie man es nur bei Menschen sieht, die mit großem Erfolg jahrelang daran gearbeitet haben, ihren wahren inneren Hang zur Grausamkeit zu verbergen.
»Sie haben sich hier Einlaß verschafft, obwohl es Ihnen nicht zustand. Jetzt gehen Sie«, sagte er.
»Klingt so, als meint er es ernst. Soll das heißen, daß ich nichts mehr zu trinken kriege?« sagte Clete.
Der Butler legte eine Hand auf die Rückenlehne von Cletes Stuhl. Durch die Bananenstauden hindurch sah ich den Torwächter, der quer über den Rasen auf uns zukam. Ich erhob mich zum Gehen. Clete zündete sich eine Zigarette an und schnippte das Streichholz in hohem Bogen in den Swimmingpool. Die
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