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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Pecanbäumen vor dem Fenster.
    »Die wird Drew nichts mehr tun. Machst du jetzt mit oder nicht?« sagte er.
    Lyle folgte ihm in den Flur. Das Herz wurde ihm schwer, als er begriff, worauf er sich da einließ. Mattie schlief im Polstersessel, die Strümpfe bis über die Knie heruntergerollt, und auf dem Teppich lag neben dem kleinen Kanister mit Fleckenmittel ein umgekippptes Marmeladenglas.
    Weldon ging leise über den Teppich, schraubte den Kanister auf und legte ihn direkt vor Matties Füßen auf die Seite. Dann trat er ein paar Schritte zurück. Der Fleckenreiniger breitete sich in einem dunklen Kreis unter ihrem Stuhl aus. Er roch so scharf und durchdringend wie Propangas.
    Weldon öffnete eine Schachtel Streichhölzer, und jeder von ihnen nahm eines und riß es an der Reibefläche an. Im vollen Bewußtsein, daß dieser Augenblick ihr ganzes Leben verändern würde, warfen sie sie vor Matties Füße. Aber nicht weit genug. Keines der brennenden Streichhölzer erreichte die brennbare Flüssigkeit. Lyle riß Weldon die Zündhölzer aus der Hand, packte mit der Faust ein gutes halbes Dutzend davon und ratschte sie über die Reibefläche. Dann schleuderte er sie direkt auf Matties Füße.
    Der Sessel wurde in einen Flammenkegel getaucht, durch den sie mit ausgestreckten Armen hindurchbrach, als stürze sie blind durch einen Vorhang hindurch. Ihr Mund und ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgesperrt. Sie rochen das brennende Haar, als sie an ihnen vorbeiraste und durch die Fliegentür hindurch auf die Veranda und in den Hof stürzte. Sie schlug wie wild auf ihre brennenden Kleider und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, als wimmle es dort von Hornissen.
    Lyle und Weldon standen wie erstarrt und versteinert da, zu Tode erschrocken über das, was sie da getan hatten.
    Ein schwarzer Mann, der gerade zur Arbeit wollte, tauchte auf einmal aus dem Nebel auf der Straße auf und riß sie zu Boden. Er schlug auf ihr Kleid, bis es nicht mehr brannte, und hielt sie unter seinen Knien zu Boden gedrückt, als wolle er ihr Gewalt antun. Von ihren verkohlten Haaren und Kleidungsstücken stieg Rauch auf wie in einer biblischen Darstellung eines Verdammten.
    Der Schwarze stand wieder auf und machte ein paar Schritte in Richtung Veranda. An einer Stelle rann ihm etwas Blut die Wange hinunter, wo Mattie ihn gekratzt hatte.
    »Eurer Mama ist nicht viel passiert. Holt etwas Butter und Schmalz. Ihr werdet schon sehen, das kommt alles wieder hin«, sagte er. »Jetzt bibbert nicht so. Wo ist denn euer Daddy abgeblieben? Das kommt schon alles wieder hin. Ihr kleinen weißen Kinder habt doch eh keinen Grund zur Sorge.«
    Er lächelte, um ihnen zu versichern, daß alles wieder gut werden würde.
    »Sie haben sie in Mandeville ins Irrenhaus gesteckt«, sagte Lyle, der sein Gesicht in die warme Brise hielt, die vom Bayou her wehte. »Wie ich hörte, ist sie etwa zehn Jahre später dort gestorben.«
    »Und das lastet dir jetzt die ganze Zeit auf der Seele?« fragte ich.
    »Nicht wirklich.«
    »Nein?«
    »Wir waren noch Kinder. Niemand hat uns geholfen. Da hieß es sie oder wir. Außerdem glaube ich, daß mir alle meine Sünden vergeben wurden.«
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Lyle. Mir will einfach nicht in den Kopf, daß euer Vater nach all diesen Jahren auf einmal wieder auftauchen sollte, um sich an euch allen zu rächen. Das gibt’s einfach nicht, daß Leute nach so langer Zeit noch mal wiederkommen, um sich zu rächen.«
    Er nippte an seiner Flasche und schüttelte traurig den Kopf.
    »Der Schweinehund war das leibhaftige Böse. Wenn Satan je menschliche Gestalt angenommen hat, dann die von meinem Alten«, sagte er.
    »Nun gut, ich werde mich mal mit Drew über diesen Eindringling unterhalten. Aber wo wir schon mal hier sind, da will ich dich doch noch was anderes fragen.«
    »Schieß los. Ich hab’ keine Geheimnisse.«
    »Wenn’s dir wirklich ernst ist mit der Religion, ist es dann wegen einer Sache, die in Vietnam passiert ist und von der ich nichts weiß?«
    Die Bohrtürme ratterten vor sich hin auf dem unbestellten Feld, das jetzt im Abendrot rosa leuchtete.
    »Meinst du etwa, du hättest was damit zu tun?« fragte er. »Überschätze dich nicht, Dave.«
    Er schniefte trocken und strich sich mit dem Knöchel über die Nase.
    »Ich habe eine Nonne getötet«, sagte er.
    »Du hast was?«
    »Ich hab’ dir nie davon erzählt. Ich bin in so ein Loch runtergeklettert, von dem ich annahm, daß Charlie drinsteckte, aber

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