Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Mund. Seine Augen funkelten finster, das Weiße blutig gesprenkelt.
»Es ist vorbei, Kumpel. Mach dir nichts vor. Jetzt setz dich schön hin und gib mir deine Hand«, sagte ich.
Er gab sich alle Mühe, das Gesicht nicht zu verziehen, als er sich wieder auf die Schottersteine herabsinken ließ. Ich schloß die Handschelle um ein Handgelenk, führte die Kette durch die eiserne Haltestange am Waggon und schloß auch das andere Handgelenk fest. Dann klopfte ich ihn ab.
»Was zum Teufel transportieren die in dem Zug?« sagte er.
Ich schnitt sein Hosenbein mit meinem Puma-Messer auf. Das Loch, wo die Kugel in die Haut eingedrungen war, war schwarz und nicht größer als die Kuppe meines Zeigefingers. Aber um die Austrittswunde abzudecken, war mein zusammengeknülltes Taschentuch erforderlich. Ich schlang meinen Gürtel um seinen Oberschenkel und drehte ihn mit einem Stock fest.
»Was ist in diesem Scheiß-Waggon?« sagte er. Sein langes Haar hing ihm vom Kopf wie Fäden an einem Kürbis.
»Ich sag’ dir jetzt, was Sache ist, Eddy. Du verlierst ziemlich viel Blut. Ich renne kurz nach vorne und bitte diese Bahnarbeiter, uns über Funk eine Ambulanz zu holen. Aber wenn wir nicht schleunigst eine kriegen können, halte ichs für das Beste, wenn ich dich in meinen Pickup packe und nach Baton Rouge fahre.«
Eine Gesichtsseite zuckte kurz.
»Was wird hier gespielt?« sagte er.
»Nichts wird hier gespielt. Du hast ’n ziemlich dickes Loch im Pelz. Sie werden dir wohl ’ne Transfusion verpassen müssen.«
»Das ist alles? Soll ich jetzt wohl Schiß kriegen? ’n Nigger von einem Gefängniswärter hat mich mal mit einem dieser Dinger traktiert, mit denen sie den Rindern elektrische Schocks geben, bis die Batterie alle war. Fick dich ins Knie.«
»Das kannst du auffassen, wie du willst. Ich geh’ jetzt dahin, wo der Zug anfängt, dann komme ich wieder, und wir verfrachten dich in meinen Truck.«
Aus dem Waggon kam ein Geräusch, das ihn den Kopf herumdrehen ließ.
»Mann, ich sag’s dir, die haben da drin Löwen oder Tiger oder so ’n Scheiß«, sagte er.
»Gehört zu einem Zirkus. Sie sind in Käfigen. Die können dir nichts tun.«
»Und was ist, wenn die mit dem verdammten Zug nach hinten losfahren, während du da rüberlatschst?«
»Du hast es so gewollt, Eddy. Jetzt mußt du damit leben. Sieh zu, daß der Gürtel schön stramm ist, und halt dein Bein still.«
»Hey, Mann, mach schon. Mach mich doch an der Lampe da drüben fest.«
»Zu weit weg.«
»Was ist in dich gefahren? Macht’s dir Spaß, wenn andere Menschen leiden oder was?«
»Bin gleich wieder da, Eddy.«
»Okay, Mann, ich schlag’ dir ein Geschäft vor. Der da im Keller den Cop erledigt hat, das war Jewel. Aber da hatte ich nichts mit zu tun. Wir waren nur da, weil wir die Bude auf den Kopf stellen sollten. Du hast mich gesehen, ich hatte keine Knarre.«
»Kein besonders gutes Geschäft.«
Er wartete einen Augenblick, dann sagte er: »Jemand soll umgelegt werden. Sonnier und die Braut, beide.«
»Welche Braut?«
»Seine Schwester.« Er leckte sich die Lippen. »Ich will’s zwar nicht beschwören, aber ich glaube, du stehst auch auf der Abschußliste. Hast den falschen Leuten in die Suppe gespuckt.«
»Welchen Leuten?«
»Mehr gibt’s nicht, Motherfucker. Wenn wir einen richtigen Deal machen, dann nur im Knast und wenn ein Anwalt oder einer von der Staatsanwaltschaft dabei sind.«
»Ich glaube, du verbreitest hier nur viel heiße Luft, Eddy, aber ich bin nicht grad’ scharf drauf, dich vor Angst eingehen zu sehen.« Ich machte eins seiner Handgelenke frei, dann schloß ich ihm beide Arme hinter dem Rücken zusammen. »Bleib schön ruhig liegen. Ich werde jetzt ein paar der Bahnarbeiter bitten, mir dabei zu helfen, dich in meinen Wagen zu verfrachten.«
»Hey, Mann, diese Viecher riechen mein Blut. Hey, Mann, komm zurück!«
Er lag auf der Seite zwischen Schottersteinen und Unkraut, das Gesicht fahl und schweißnaß in der hohen Luftfeuchtigkeit. Muskeln zogen sich wie Taue durch seine gefesselten Arme, als baumelte er in großer Höhe am Ende eines langen Seils, als würden ihm die Tätowierungen gleich aus der Haut springen. Eine milde Brise blies über den Damm, und der feuchte Geruch von Raubtierdung drang mir in die Nase. Fast konnte ich Eddy Raintrees Furcht vor den eigenen Artgenossen schmecken.
Ich ging an die dreihundert Meter bis zum Kopf des Zugs, zeigte dem Lokomotivführer meine Marke und sagte ihm, er solle per Funk
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