Weißglut
er sich eventuell aus der Affäre ziehen wollte. Aber dabei erzählte sie mir, dass Danny eine …« Sie wollte das Wort »religiöse Krise« nicht aussprechen, da damit sonnenklar würde, dass Dannys Verlobte aus seiner Kirche stammte. »Er durchlebte eine persönliche Krise, bei der er nicht einmal sie ins Vertrauen ziehen konnte.«
»Das war diese Gewissensfrage, die ihn so umgetrieben hat.«
»Genau. Sie bezeichnete es als emotionalen Kampf, den Danny unbedingt ausgefochten haben wollte, ehe er ihr endgültig das Jawort gegeben hätte.«
»Das hätte alles Mögliche sein können, Sayre. Vielleicht hatte er Spielschulden, eine heimliche Sucht, die er überwinden wollte, oder eine schwangere Freundin im Nachbarort.«
»Oder er wusste etwas, womit er nicht mehr leben konnte.«
»Offenbar hast du dir Gedanken darüber gemacht und eine Ahnung, was das gewesen sein könnte.«
»Anfangs dachte ich, es könnten illegale Vorgänge in der Gießerei gewesen sein. Inzwischen glaube ich eher, dass Danny wusste, was mit Gene Iverson passiert ist.«
Beck trat nachdenklich an den Tisch und stellte seine leere Tasse neben ihrer ab. Der Kellner kam auf sie zu, aber Beck schüttelte entschieden den Kopf, und der Kellner verschwand wieder im Dunkel.
Beck kehrte ans Geländer zurück, legte die Hände darauf, beugte sich vor und stützte sein ganzes Gewicht auf das Eisen. Das Hemd spannte sich über seinem Rücken, zeichnete jeden Rückenwirbel nach und umschmiegte seine Muskeln.
»Danny war religiös geworden«, sagte sie. »Dazu gehört auch, dass man beichten geht. Wäre es nicht möglich, dass er etwas über Iverson wusste, was so sehr auf seinem Gewissen lastete, dass er sich erst von seiner Schuld befreien musste, ehe er sein Leben weiterführen konnte?«
Er wandte ihr nur den Kopf zu. »Was ein triftiger Grund wäre, sich umzubringen.«
»Es ist ein ebenso triftiger Grund für einen Mord. Vor allem wenn ein vernichtendes, öffentliches Geständnis zu erwarten wäre.«
Er blickte wieder nach vorn und fluchte ins Dunkel hinein. »Du hast mir eben das gegeben, was Wayne Scott bei seinen Ermittlungen gegen Chris gefehlt hat.«
»Ein Motiv.«
Er starrte eine Ewigkeit in den Innenhof hinunter. Dann richtete er sich auf und drehte sich um. »Wir sollten jetzt gehen.«
»Es ist eine lange Fahrt zurück nach Destiny.«
»Ja, und sie ist gerade noch länger geworden.«
Der allgegenwärtige Maître d’Hotel dankte ihnen begeistert, küsste Sayre erneut auf beide Wangen und drängte Beck, sie möglichst bald wieder herzubringen. Vorsichtig stiegen sie die Wendeltreppe hinab.
Auf halbem Wege über den Innenhof blieb Beck stehen. Verdutzt drehte sich Sayre zu ihm um und sah zu ihm auf. Er lächelte nicht und erklärte auch nicht, warum er stehen geblieben war. Das war nicht nötig. Er begann langsam rückwärtszugehen und zog sie dabei in den Schatten der an der Wand rankenden Glyzinie. Sie ließ sich bereitwillig ziehen.
Eine süße Schwere brachte ihr Blut zum Glühen, so wie der Likör ihren Kaffee zum Glühen gebracht hatte. Sie fühlte sich schläfrig vor Zufriedenheit und gleichzeitig ungeheuer lebendig. Ihre Lider waren schwer, aber ihre Nervenenden kribbelten vor Spannung und Erwartung.
Als Beck sie an seine Brust zog, konnte sie dicht unter der feuchten Haut die Adern pulsieren sehen. Am liebsten hätte sie seinen Puls mit ihren Lippen ertastet, aber sie widerstand dem Drang, ihren Mund auf seinen Hals zu legen.
Er schob die Hand in ihren Nacken und zog ihr Gesicht an seines heran. Sein Atem war weich und warm wie der Morgendunst über dem Bayou.
»Wenn ich dich berühre, wirst du glauben, ich täte es, weil Huff es will.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte gegen seine Lippen. »Das ist mir egal. Berühr mich trotzdem.«
Er küsste sie. Sie reckte sich ihm mit ihrem ganzen Körper entgegen und schob sich hoch, bis seine Arme sie umschlossen. Sein Kuss war besitzergreifend und fordernd. Die Hände auf ihren Hüften fühlten sich fest und unnachgiebig an und drückten ihren Unterleib unerbittlich gegen sein Geschlecht. Er senkte den Kopf, schob mit den Lippen den Perlenstrang beiseite und küsste durch den Stoff hindurch ihre Brüste.
Dann drückte er sie an sich, nahm ihren Hinterkopf in seine breite Hand und drehte ihr Gesicht zur Seite, um ihr ins Ohr zu flüstern: »Nicht für alles Geld in der Welt würde ich mich an eine Frau ketten lassen, die ich nicht will. Das musst du mir
Weitere Kostenlose Bücher