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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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auf eine kaputte Rolltreppe stieg, sind diejenigen, die ich am eindringlichsten in Erinnerung habe. Einmal waren wir in einem Einkaufszentrum – es scheint so, als hätten wir viel Zeit im Einkaufszentrum verbracht, und wahrscheinlich stimmt das auch – und sie musste ein paar Sachen besorgen. Ich ging in den Restaurantbereich, um uns etwas zu trinken zu kaufen. Wir hatten vereinbart, uns an dem Infostand im Erdgeschoss zu treffen. Ich suchte mir dort in der Nähe einen Platz und wartete sehr lange auf sie. Es war nicht ungewöhnlich für Tabitha, sich zu verspäten. Aber als sie endlich mit zwei Einkaufstüten in der Hand oben an der Rolltreppe erschien, erstrahlte ihr Gesicht in einem so hinreißenden Lächeln, dass um mich herum alle Bewegung zum Stillstand kam. Die Menschen, die ihre Einkäufe machten, blieben stehen und verstummten, die Kinder aßen nicht mehr und liefen nicht mehr herum, das Wasser hörte auf zu plätschern. Und im selben Moment stoppte auch die Rolltreppe, auf die sie gerade getreten war. Sie blickte verblüfft nach unten, hob die freie Hand an den Mund. Sie sah zu mir herunter und lachte. Dann akzeptierte sie die Tatsache, dass sie die Rolltreppe dazu gebracht hatte, nicht weiterzurollen, und stieg die Stufen hinab, wobei sie so fröhlich wirkte, wie das nur jemand konnte, der zufrieden und mit der Welt im Reinen war. Sie trug ein enges rosa T-Shirt und eine körperbetonte schwarze Jeans, und ich weiß, dass ich sie anstarrte. Ich weiß, dass ich sie die ganze Zeit anstarrte, während sie die sechsundzwanzig Stufen zu mir herunterkam. Ich beobachtete sie, und sie bemerkte meinen starren Blick und sah nach unten, schaute weg. Ich weiß, dass sie mir unten angekommen verspielt auf den Arm schlug und mit mir schimpfte, weil ich so auffällig gestarrt hatte. Aber das war mir egal. Ich verschlang sie mit Blicken, als sie die Treppe hinunterging, und ich hütete die Erinnerung wie meinen Augapfel, um sie später wieder heraufbeschwören zu können.
    Als sie nach Seattle zurückkehrte, fing sie an, sich Sorgen wegen Duluma zu machen. Er rief häufig an, war aufgebracht, hinterließ Drohungen auf ihren Anrufbeantworter. Manchmal hörte sie nachts Geräusche vor ihrer Wohnung, und einmal hatte Duluma ihr eine Botschaft unter der Tür hindurchgeschoben, ein irres Durcheinander von Vorwürfen und inständigen Bitten. Als sie mir von dieser Entwicklung erzählte, beschwor ich sie, wieder nach Atlanta zu kommen, zu mir. Sie könne nicht, sagte sie. Sie stand kurz vor ihrer Abschlussprüfung, und außerdem hatte sie ja immer noch ihre Brüder, die sie um Hilfe bitten konnte, falls sie sich bedroht fühlte.
    Ich beschloss, diesen Duluma anzurufen und mit ihm über sein Verhalten zu sprechen. Da ich anscheinend immer bemüht bin, einen Kompromiss zu finden, Ruhe und Harmonie zu finden, wo zuvor Groll war, sprach ich verständnisvoll mit ihm und suchte nach der Möglichkeit einer Versöhnung zu dritt. Und ich muss sagen, dass wir uns am Ende des Gesprächs wie Freunde unterhielten. Ich hatte das Gefühl, ihm vertrauen zu können, dass er wieder ins Gleichgewicht gekommen war. Er sagte, er habe sich damit abgefunden, dass sie mit mir zusammen sei – er habe sich umgehört und Erkundigungen über mich eingezogen, und jetzt, wo er mehr über mich wisse und auch wisse, dass ich ein guter Mann sei, sei er beruhigt und bereit, sie loszulassen, sagte er, und ich dankte ihm dafür, dass er sich so anständig benahm. Es ist nicht leicht, eine Frau loszulassen, die man liebt, sagte ich, obwohl ich ihn noch immer unsympathisch und reizbar fand. Wir verabschiedeten uns freundlich voneinander, und er bat mich, ihn demnächst wieder anzurufen. Ich sagte, das würde ich machen, obwohl ich keineswegs die Absicht hatte.
    Danach rief ich Tabitha an, und wir lachten über die verschrobene Psyche von Duluma, dass er vielleicht während seiner Zeit bei der SPLA Nervengas abbekommen und einen Hirnschaden davongetragen hatte. Ich weiß noch, wie gern ich an dem Tag bei Tabitha gewesen wäre. Sie klang fröhlich am Telefon und äußerte sich abfällig über Duluma und sein wildes Gerede, aber sie hatte Angst und ich hatte auch Angst. Ich wollte zu ihr fliegen oder sie zu mir holen, und bis ans Ende meiner Tage werde ich mein Zaudern, das mich davon abhielt, verfluchen. Sie war in Seattle und ich war hier in Atlanta, und wir ließen die Distanz zwischen uns bestehen. Ich hätte diese Stadt mit Leichtigkeit gegen ihre eintauschen

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