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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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rannte, während sie hinter mir herschrien. – Abeed! Abeed! Verdammt sollt ihr sein , dachte ich im Laufen. Ich verdamme euch mit der Kraft Gottes und meiner Familie. Ich rechnete damit, jeden Moment erschossen zu werden, aber ich rannte. Verdammt seid ihr Männer. Verdammt seid ihr alle. Ich würde sterben, während ich sie verdammte, und Gott würde es verstehen, und diese Männer würden in alle Ewigkeit meinen Fluch hören.
    Sie schossen zweimal auf mich, aber ich entkam und rannte weiter durch das Dickicht. Sie verfolgten mich nicht. Ich rannte durch das verblassende rosa Licht des Nachmittags und in den Abend hinein. Ich rannte durch den Busch, suchte nach meinen Leuten oder einem viel begangenen Weg, fand aber nichts, und als die Dunkelheit kam, verlor ich die Hoffnung, auf eine Straße oder einen Trampelpfad zu stoßen.
    Aber dann traf ich doch noch auf einen Pfad. Als ich den Pfad fand, setzte ich mich hinter einen Baum in der Nähe, ruhte mich aus, beobachtete ihn, lauschte auf Stimmen und wartete ab, um mich zu vergewissern, dass er auch wirklich sicher war. Nach einer Weile hörte ich das schwere Atmen eines Mannes. Schon an seinem Atem konnte ich erkennen, dass es ein dicker Mann war, ein leidender Mann. Von meinem Baum aus sah ich ihn, ein dicker Dinka-Mann, der so ging, als hätte er ein klares Ziel vor Augen. Sein Rücken war gerade, und er schien jung zu sein. Er trug weiße Shorts und sonst nichts. Ich dachte, dieser Mann sei meine Rettung.
    – Onkel!, sagte ich und lief zu ihm. – Entschuldige bitte!
    Er wandte sich mir zu, aber sein Gesicht war ihm vom Schädel gerissen worden. Seine Haut war geschmolzen. Sie war nass und rosa, seine Augen quollen hervor. Er hatte die Lider verloren, die sie bedecken sollten.
    Er schob sein Gesicht dicht an meines, das rohe Fleisch überall von roten Adern durchzogen.
    – Was? Was ist? Starr mein Gesicht nicht so an.
    Ich drehte mich um und wollte weglaufen, doch der Mann packte mich am Arm.
    – Komm mit mir, Junge. Nimm das.
    Er gab mir seinen Sack, der so viel wog wie ich. Ich versuchte, ihn zu halten, aber er fiel zu Boden. Der Mann schlug mich mit dem Handrücken aufs Ohr.
    – Trag, ihn, Junge!
    – Ich kann nicht. Ich will nicht, sagte ich.
    Ich erklärte ihm, ich wolle nur zurück nach Marial Bai.
    – Wozu? Damit sie dich umbringen? Was glaubst du, wo ich das herhabe? Was glaubst du, wo ich mein Gesicht verloren habe, du dummer Junge?
    Jetzt erkannte ich den Mann. Es war Kolong Gar, der Soldat, der vor dem ersten Angriff desertiert war. Wir hatten von Amaths Baum aus gesehen, wie er darunter herlief und die Taschenlampen ihn verfolgten.
    – Ich habe dich gesehen, sagte ich.
    – Du hast gar nichts gesehen.
    – Ich habe gesehen, wie du weggelaufen bist. Wir waren im Baum.
    Das interessierte ihn nicht.
    – Ich will, dass du mir ins Gesicht schaust, Junge. Das ist mir wichtig. Siehst du dieses Gesicht? Das war einmal das Gesicht eines Mannes, der zu vertrauensselig war. Siehst du, was mit einem Mann passiert, der zu vertrauensselig ist? Sag mir, was mit ihm passiert!
    – Man nimmt ihm das Gesicht.
    – Gut! Ja! Man hat mir das Gesicht genommen. Das ist gut ausgedrückt. Genau das habe ich verdient. Ich habe gesagt, ich sei ein Freund der Araber, und die Araber haben mich daran erinnert, dass wir keine Freunde sind und es nie sein werden. Ich habe in der Armee zusammen mit Arabern gedient, aber als die Rebellen sich erhoben, kannten mich die Araber nicht mehr. Sie wollten mich zurück in den Norden bringen, um mich zu töten. Das weiß ich. Und als ich die Armee verließ, haben sie mich verfolgt und aufgespürt und mein Gesicht ins Feuer gehalten. Dieses Gesicht soll allen Dinka eine Lehre sein, die meinen, wir könnten mit diesen Menschen zusammenleben.
    Ich ließ den Sack fallen und rannte wieder los. Ich wusste, dass es unhöflich war, vor dem Mann ohne Gesicht wegzulaufen, aber ich dachte, Verdammt soll er sein . Nie zuvor hatte ich laut oder leise geflucht, aber jetzt tat ich es, wieder und wieder. Ich rannte, während er hinter mir herschrie, und rannte, während er mich verfluchte, und während ich rannte, verfluchte ich ihn und alles, was mir einfiel. Verdammt soll er sein, der Mann ohne Gesicht, und die Murahilin sollen verdammt sein und die Regierung soll verdammt sein und das Land soll verdammt sein und die Dinka mit ihren nutzlosen Speeren. Ich rannte über das Gras und durch ein Wäldchen und dann durch ein trockenes Flussbett, und im

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