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Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Titel: Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Wälterlin
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ist Klimawandel etwas, das woanders stattfindet, falls sie überhaupt daran glauben. So viele Jahre nach meinem Gespräch mit dem Bauern John Riley, damals auf seiner ausgetrockneten Schafsweide, ist der Grad der Klimaskepsis noch immer schockierend hoch. Bei unserer nächsten Sitzung beschließen wir, die Aufklärung der Bevölkerung über die Folgen des Klimawandels zum Kern unserer Arbeit zu machen. »Es wird ein Kampf gegen Windmühlen sein«, sage ich, »und es ist ein Kampf ums Überleben.«
    Ich bin nicht der Einzige von uns, der in dieser Nacht kaum schläft.
    Jedenfalls bin ich froh, mich eine Woche später wieder mal verabschieden zu können. Genau was ich jetzt brauche, Ablenkung. Die Reportage bringt mich weit weg ins Outback. Ich fliege, mit Umsteigen 4000 Kilometer, in den Nordwesten von Australien, in die Kimberley.
    »Du glaubst nicht, wie gut es ist, hier zu sein«, sage ich zu Ron, meinem Fotografenkollegen, als ich ihm von den Ergebnissen der Studie erzähle. Die groben Furchen der Reifen unseres Fahrzeugs greifen in den roten Sand wie die Krallen eines Pumas, als wir auf der unbefestigten Piste losfahren. Den Staub, den wir aufwirbeln, sieht man noch aus zehn Kilometern Entfernung in dieser flachen, von dünnen Bäumen gesäumten Landschaft. Die Kimberley sind und bleiben mein Favorit in Australien. Wir sind unterwegs von Kununurra, ganz im Osten des Bundesstaates Westaustralien, an der Grenze zum Northern Territory. Ziel ist die Stadt Broome an der Westküste, am Indischen Ozean. 700 Kilometer unbefestigte Pisten, gespickt mit Steinen, Sand, Wasserlachen, Bachdurchquerungen. Die Gibb River Road. Eine Straße, die Spaß macht, aber mit der nicht zu spaßen ist. Befahrbar ist sie nur in der Trockensaison, in der Monsunzeit steht die Strecke manchmal metertief unter Wasser. Auch wenn sich die Qualität der Straße in den letzten Jahren deutlich verbessert hat: Das ist Gelände, das man nur befahren sollte, wenn man erfahren ist. Und nur in einem Allradwagen. »Einer dieser Klein-Jeeps, mit denen Mutti die Kinder zur Schule fahren kann, reicht nicht«, sagt Ron. Ich reise mit einem der erfahrensten Australien-Berichterstatter. Ron ist auf seiner Suche nach den besten Bildern in den letzten Jahren Tausende von Kilometern gefahren, durch die isoliertesten und unwirtlichsten Gegenden des Landes.
    Stopp am Pentecost-Fluss. Das ist wohl einer der wenigen Orte in den Kimberley, an denen es einen Verkehrsstau geben kann. Vier Autos warten darauf, den holprigen Weg durch den Fluss zu fahren, eines nach dem anderen. Normalerweise ist der Pentecost nur knietief, manchmal auch hüfthoch. Aber es liegen große Steine im Wasser, auf denen selbst die besten Reifen abrutschen können. An solchen Stellen zeigt sich, welche Fahrer Experten sind und welche Idioten. Wer hier mit Vollgas durchfährt, läuft Gefahr, im Wasser die Kontrolle zu verlieren. Oder das vom Fahrzeug verdrängte Wasser schwappt vorne hoch und wird durch die Lüftung in den Motor gesaugt. In jedem Fall ist die Fahrt dann zu Ende. Und das in einem Gewässer, in dem gefährliche Salzwasserkrokodile leben. »Ein vier Meter langer ›Saltie‹ liegt gleich da oben auf der Lauer«, erzählt uns später ein Ranger. So mancher Tourist hat hier schon Stunden auf dem Dach seines Fahrzeugs verbracht, bis endlich ein Fahrzeug mit einer Seilwinde kam, das ihn aus dem Fluss ziehen konnte. Wer im australischen Busch durch einen Fluss fährt, muss immer mehrere Regeln beachten: erst auskundschaften, wo der Weg durchgeht, wie tief das Wasser ist und wo die Räder am besten Halt finden. Dann langsam und stetig fahren, ohne anzuhalten und vor allem, ohne den Motor auszuschalten. Wenn der mal aus ist, kann durch den Auspuff Wasser eindringen. Das führt zwar nicht bei allen Fahrzeugen automatisch zu einem Schaden. Aber bei einigen Modellen ist es unmöglich, den Motor wieder zu starten, wenn das Fahrzeug 60 Zentimeter tief im Wasser steht.
    Auf der anderen Seite des Flusses fotografiert Ron erst mal. Der Pentecost ist nicht nur eines der bekanntesten Gewässer in den Kimberley, er ist auch eine Filmkulisse. Die Überquerung war eine der Schlussszenen im Film »Australia« mit Nicole Kidman und Hugh Jackman. Und genau deshalb sind auch Ron und ich hier. Wir haben von einer Zeitschrift den Auftrag erhalten, eine Reportage über das Entstehen des Films zu machen. Kein Film der jüngeren Zeit hat der Welt dieses Land auf derart eindrückliche Art und Weise

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