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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Foto zeigte, wie er die Gurte der Druckluftflasche an den Schultern des Schülers befestigte, und es war zu erkennen, daß Deanna und sie sein Alter richtig eingeschätzt hatten. Er sah wie ein Mann in den Dreißigern aus, hatte ein schmales Gesicht und kurzes braunes Haar, das von den vielen Stunden in der Sonne gebleicht schien. Er war einen halben Kopf größer als der Schüler, und das ärmellose Hemd, das er trug, ließ kräftige Armmuskeln erkennen.
    Weil das Foto ziemlich grobkörnig war, konnte sie die Farbe seiner Augen nicht ausmachen, wohl aber, daß sein Gesicht ein wenig verwittert war. Sie glaubte, Falten um seine Augenwinkel zu sehen, die aber auch daher rühren konnten, daß er in die Sonne blinzelte.
    Sie las den Artikel aufmerksam und merkte sich, wann er gewöhnlich Unterricht gab und wie man einen Tauchschein erwerben konnte. Der zweite Artikel war ohne Foto und handelte vom Tauchen nach Schiffwracks - einem sehr beliebten Sport in North Carolina. Wegen der vielen Sandbänke und vorgelagerten Inseln gab es vor den Küsten North Carolinas mehr als dreihundert Wracks, weshalb man das Gebiet auch atlantischer Friedhof nannte.
    Der dritte Artikel, auch dieser ohne Foto, handelte vom ersten Panzerschiff der Föderierten-Armee im Bürgerkrieg, der Monitor. Auf dem Weg nach South Carolina war sie 1862 vor Cape Hatteras gesunken. Das Wrack war schließlich entdeckt worden, und man hatte Garrett Blake beauftragt, zusammen mit anderen Tauchern vom Duke Marine Institute dort zu tauchen und die Möglichkeit einer Bergung des Schiffes zu überprüfen.
    Im vierten Artikel ging es um die Fortuna. Aus vier verschiedenen Winkeln war sie innen und außen aufgenommen worden, um die Restaurationsarbeiten zu belegen. Sie war, so erfuhr Theresa, 1927 in Lissabon gebaut worden - nach Entwürfen von Herreschoff, einem der berühmtesten Schiffsbauingenieure seiner Zeit. In ihrer langen, abenteuerlichen Geschichte hatte sie unter anderem dazu gedient, im Zweiten Weltkrieg die deutschen Garnisonen an der französischen Küste auszumachen. Schließlich war sie nach Nantucket gelangt, wo ein Geschäftsmann sie erworben hatte. Als Garrett Blake sie vor vier Jahren gekauft hatte, war sie völlig heruntergekommen, und, wie dem Artikel zu entnehmen war, hatten er und seine Frau Catherine sie erfolgreich restauriert…
    Catherine…
    Theresa schaute auf das Datum des Artikels. April 1992. Daß Catherine gestorben war, wurde nicht erwähnt, da aber einer der Briefe vor drei Jahren in Norfolk gefunden worden war, mußte es irgendwann im Jahr 1993 geschehen sein…
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Theresa fuhr herum. Ein junger Mann lächelte ihr zu, und sie war froh, vorher das Foto von Garrett gesehen zu haben. Dieser junge Mann konnte nicht Garrett sein.
    »Habe ich Sie erschreckt?« fragte er, und Theresa schüttelte hastig den Kopf.
    »Nein, ich habe mir nur gerade die Bilder angesehen.«
    »Sie ist großartig, was?«
    »Wer?«
    »Na, die Fortuna. Garrett, der Ladenbesitzer, hat sie restauriert. Ein herrliches Boot. Das schönste, das ich je gesehen habe, jetzt, da es wiederhergestellt ist.«
    »Ist er hier? Garrett, meine ich?«
    »Nein, er ist am Pier. Er wird erst kurz vor Mittag hier sein.«
    »Oh…«
    »Kann ich Ihnen beim Suchen behilflich sein? Ich weiß, der Laden ist etwas unübersichtlich, aber es gibt hier alles, was man zum Tauchen benötigt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke, ich wollte nur ein bißchen herumstöbern.«
    »Okay, aber wenn ich Ihnen helfen kann, sagen Sie mir Bescheid.«
    »Mache ich«, sagte sie, und der junge Mann nickte freundlich, bevor er sich umwandte und auf die Ladentheke zusteuerte.
    »Sie sagten, Garrett sei am Pier?«
    Der junge Mann drehte sich um. »Ja, ein paar Häuserblocks die Straße runter. Am Yachthafen. Wissen Sie, wo der ist?«
    »Ich glaube, ich bin dran vorbeigefahren.«
    »Er wird noch die nächste Stunde dort sein, aber, wie gesagt, wenn Sie später wiederkommen, ist er bestimmt hier. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Nein danke, es ist nicht so wichtig.«
    Sie blieb noch fünf Minuten im Laden und tat, als würde sie verschiedene Artikel in den Regalen begutachten. Dann ging sie, nachdem sie dem jungen Mann zum Abschied noch einmal zugewunken hatte.
    Aber statt ihren Wagen zu nehmen, eilte sie zu Fuß zum Hafen.
     
    Dort angekommen, schaute Theresa sich um und hoffte, die Fortuna zu erkennen. Das war nicht schwer, denn die meisten Boote waren weiß gestrichen,

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