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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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tauschen.« Er hielt inne und spielte wieder an seinem Uhrband. »Und Sie, Theresa, was tun Sie so?« Es war eine der Fragen, die er sich im Laufe des Tages zurechtgelegt hatte.
    »Ich bin Kolumnistin für die Boston Times.«
    »Auf Urlaub hier?«
    Sie zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie antwortete. »So könnte man sagen.«
    Er nickte, denn er hatte mit der Antwort gerechnet. »Worüber schreiben Sie?«
    Sie lächelte. »Über Kindererziehung.«
    Sie las Erstaunen in seinen Augen - so hatte jeder Mann reagiert, mit dem sie zum ersten Mal ausgegangen war. Am besten rückst du gleich damit raus, dachte sie bei sich. »Ich habe einen Sohn«, fuhr sie fort. »Er ist zwölf.«
    Er runzelte die Stirn. »Zwölf?«
    »Sie sind schockiert?«
    »Ja, das bin ich. Sie scheinen mir viel zu jung, um ein zwölfjähriges Kind zu haben.«
    »Ich betrachte das als Kompliment«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, ohne sich freilich ködern zu lassen. Sie war noch nicht so weit, ihr Alter zu offenbaren. »Aber ja, er ist zwölf. Soll ich Ihnen ein Foto zeigen?«
    »Gern.«
    Sie öffnete ihre Brieftasche, nahm das Foto heraus und zeigte es ihm. Garrett betrachtete es einen Augenblick, bevor er wieder zu ihr aufsah.
    »Er sieht Ihnen ähnlich«, sagte er und reichte ihr das Foto zurück. »Ein hübscher Junge.«
    »Danke.« Sie steckte das Foto wieder ein. »Und Sie? Haben Sie Kinder?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Kinder. Jedenfalls keine, von denen ich wüßte.«
    Sie lachte über seine Antwort, und er fuhr fort: »Wie heißt Ihr Sohn?«
    »Kevin.«
    »Ist er mit Ihnen nach Wilmington gekommen?«
    »Nein, er ist bei seinem Vater in Kalifornien. Wir sind seit einigen Jahren geschieden.«
    Garrett nickte schweigend und blickte dann über seine Schulter, um einem anderen Segelboot nachzusehen, das in der Ferne vorüberglitt. Theresa folgte seinem Blick und bemerkte, wie friedlich es hier auf dem Meer war. Nur das Rauschen der Wellen war zu hören und das leichte Knattern der Segel im Wind. Sie fand, daß sich sogar ihre Stimmen anders anhörten als im Hafen. Hier klangen sie freier, wie von der Luft in unendliche Weiten getragen.
    »Möchten Sie das Boot besichtigen?« fragte Garrett.
    Sie nickte. »Gern.«
    Garrett erhob sich und überprüfte noch einmal die Segel, bevor er Theresa in die Kabine führte. Beim Öffnen der Tür hielt er plötzlich inne, von einer Erinnerung übermannt, die lange verschüttet gewesen und wohl durch die Gegenwart dieser Frau wieder geweckt worden war.
     
    Catherine saß an dem kleinen Tisch mit einer schon entkorkten Flasche Wein. Auf einer Vase mit nur einer Blume darin glänzte das Licht einer kleinen brennenden Kerze. Die Flamme flackerte mit der Bewegung des Boots und warf lange Schatten durch die Kabine. In diesem Halbdunkel konnte er auf ihrem Gesicht nur die Spur eines Lächelns erkennen.
    »Ich dachte, das wäre eine nette Überraschung«, sagte sie. »Wir haben schon so lange nicht mehr bei Kerzenschein zu Abend gegessen.«
    Garrett sah zu dem kleinen Herd hinüber. Zwei mit Folie bedeckte Teller standen daneben.
    »Wann hast du das alles an Bord geschafft?«
    »Als du bei der Arbeit warst.«
     
    Theresa bewegte sich schweigend umher und überließ ihn seinen Träumereien. Obwohl ihr sein Zögern nicht entgangen war, ließ sie es sich nicht anmerken, und dafür war ihr Garrett dankbar.
    Zu Theresas Linken an der Wand befand sich eine Bank, lang und breit genug, um bequem darauf zu schlafen; gegenüber, auf der rechten Seite, war ein kleiner Tisch, an dem zwei Leute Platz hatten; neben der Tür erblickte Theresa ein Waschbecken und einen Gasherd mit einem kleinen Kühlschrank darunter; und geradeaus schließlich führte eine Tür zur Schlafkabine.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Garrett da und ließ ihr Zeit, sich in Ruhe umzusehen. Er beugte sich nicht über ihre Schulter, wie manche Männer es getan hätten, sondern wahrte Abstand. Trotzdem spürte Theresa, wie seine Augen ihr folgten, auch wenn es ihm vielleicht nicht bewußt war.
    »Von außen ahnt man gar nicht, wie geräumig es drinnen ist«, sagte sie nach einer Weile.
    »Ich weiß.« Garrett räusperte sich verlegen. »Verblüffend, nicht wahr?«
    »Ja. Außerdem scheinen Sie hier alles zu haben, was Sie brauchen.«
    »Stimmt. Wenn ich wollte, könnte ich mit ihr nach Europa segeln, was allerdings nicht zu empfehlen wäre.«
    Er trat an ihr vorbei zum Kühlschrank und nahm eine Dose Cola

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