Weites Land der Träume
schließlich schritt der Umbau des Hauses unaufhaltsam voran –, dass wohl ihre Phantasie mit ihr durchging, und stopfte das Hemd in die Waschmaschine. Schließlich überschütteten sich einige der Sekretärinnen, mit denen Teddy beruflich zu tun hatte, ja förmlich mit Parfüm. Also stürzte sich Alice ins Tapezieren und Anstreichen, in das Nähen von Kissenbezügen, Vorhängen und Bettüberwürfen und in die Gartenarbeit und vergaß den Zwischenfall.
»Hast du eigentlich mal über Kinder nachgedacht?«, fragte Alice eines Frühlingsmorgens sehnsüchtig und rührte in ihrem Tee. Sie saßen gemütlich bei einem späten Sonntags-frühstück. Ihr Körper prickelte noch, weil sie sich gerade geliebt hatten. Durch das offene Fenster wehte eine leichte Brise herein, die Blumenduft herantrug und die hübschen blauen Baumwollvorhänge blähte, die Alice selbst genäht hatte. Das Summen der Bienen draußen erinnerte sie an kühle Frühlingstage in Australien.
»Das habe ich, Schatz, und zwar immer, wenn meine Schwester mit einem Besuch droht. Am angenehmsten finde ich es, wenn man die Kleinen ihren Eltern zurückgeben kann.«
»Aber fändest du es nicht schön, wenn wir eigene Kinder hätten?«, hakte Alice nach.
»Das wäre nett. Warum fahren wir nicht nach Swaffam Prior, Känga, mein Engel. Es ist so ein hübscher Tag, und ich möchte dir noch so viel zeigen. Wir könnten in einem gemütlichen Pub zu Mittag essen und anschließend auf dem Heimweg Adrian und Monica besuchen.« Liebevoll sah er Alice an. »Du kennst ihr neues Haus noch gar nicht.«
Alice verbarg ihre Enttäuschung über Teddys abrupten Themenwechsel. Doch inzwischen hatte sie gelernt, dass es zwecklos war, auf einer Fortsetzung des Gesprächs zu beharren. Stattdessen sagte sie: »Hast du dir schon mal überlegt, wann wir einmal nach Hause fahren könnten?«
»Komisch, darüber habe ich erst vor zwei Tagen mit Mutter gesprochen … Apropos: Hast du schon die Gästeliste für deinen einundzwanzigsten Geburtstag zusammengestellt? Es sind nur noch drei Monate, und Mutter möchte alles so bald wie möglich unter Dach und Fach haben.« Alice verzog das Gesicht. Dieses Thema hatten sie doch schon einmal durchgekaut.
»Ich habe dir gesagt, dass ich jetzt, nachdem unser Häuschen fertig ist, meinen Geburtstag lieber hier feiern möchte. Der Garten sieht im August sicher wundervoll aus.« Aber Teddy ließ sich wieder nicht beirren und bestand darauf, dass seine Mutter sehr enttäuscht sein würde, wenn sie für Alice keine große Party geben könnte. Sie plante sie schon seit Monaten.
»Vermutlich hat sie inzwischen halb Gloucestershire eingeladen.« Alice unterdrückte das Bedürfnis, ihm zu widersprechen. »Dann schreibe ich besser die Liste. Sonst werde ich auf meiner eigenen Party niemanden kennen«, meinte sie leicht gereizt.
»So ist Mutter nun mal«, erwiderte Teddy nickend. »Nachdem das jetzt geklärt wäre, habe ich eine Überraschung für dich. Er zauberte zwei Eintrittskarten für den Maiball des Trinity College hervor. »Um zu feiern, dass ich dich nun ein traumhaftes Jahr lang kenne.«
Alices Miene erhellte sich. »Wirst du mir wieder auf der Seufzerbrücke einen Antrag machen?«
»Nein, aber ich schenke dir das hier.« Er kramte in seiner Sakkotasche und holte eine längliche Schachtel aus blauem Samt hervor. Als er sie öffnete, war eine schimmernde Perlenkette, bestehend aus drei Strängen, zu sehen. »Ich dachte, so was trägst du vielleicht gern bei der Gartenarbeit«, sagte er mit einem jungenhaften Grinsen.
Alices schlechte Laune verflog. »Du willst mich nur bestechen«, gab sie lachend zurück, und ihre Augen funkelten spitzbübisch.
»Ja.«
»Es funktioniert prima.« – »Aber du musst dafür bezahlen«, entgegnete Teddy.
»Oh, ich weiß, Teddy, ich weiß«, antwortete Alice und sprang auf, um in den Garten zu fliehen. Doch er war zu schnell für sie.
Er nahm sie in die Arme und trug sie wieder nach oben ins Schlafzimmer.
»Was ist mit Swaffam Prior?«, protestierte Alice schwach.
»Das läuft uns nicht davon«, antwortete er und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen.
Als Teddy und Alice von ihrem ausgedehnten Mittagessen zurückkehrten, trafen sie Dr. Monica Slade in ihrem Garten an, wo sie gerade das Unkraut zwischen den Rosen jätete. Sie war eine unscheinbare junge Frau, trug beige Bermudashorts zu einem ausgewaschenen dunkelblauen T-Shirt und schien sich in ihren Gartenhandschuhen pudelwohl zu fühlen. Das stumpfe,
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