Weites Land der Träume
Interesse.
»Ich hielte es für besser, wenn du dieses Gespräch niemandem gegenüber erwähnst. In der Zwischenzeit könnte ich ja mit den richtigen Leuten sprechen. Schließlich wollen wir, dass es in der Familie bleibt.«
»Natürlich.«
»Tja, dann viel Glück. Ach, jetzt hätte ich es fast vergessen«, meinte Bunty beiläufig. »Könntest du so nett sein, das hier zurück in euer Büro zu bringen, wenn du zufällig mal Zeit hast? Offenbar hat es eine Verwechslung gegeben.« Er reichte Teddy die Mappe.
Teddy nahm sie geistesabwesend entgegen. Bunty hatte ihm Stoff zum Nachdenken geliefert. Clive galt als fleißiger Arbeiter, lieferte stets Ergebnisse und war deshalb eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Allerdings besaß Teddy Forschungsdaten, die er vorlegen konnte, auch wenn manche davon, wie er wusste, ihre Schwächen hatten. Also musste er dafür sorgen, dass alles wasserdicht genug wirkte, um das Gremium zu überzeugen, ihn und nicht seinen ranghöheren Kollegen zu nehmen.
»Ach, und das hier hast du übrigens auch nicht von mir.« Mit einem verschwörerischen Nicken ging Bunty hinaus.
»Ich bin dir wirklich …«, sagte Teddy, doch die Eichentür war bereits hinter dem Besucher ins Schloss gefallen. Dann warf er einen Blick auf die Mappe, und sein Puls begann zu rasen, als er den Namen auf dem Einband sah. Clive Parkin . Er schlug die Mappe auf und begann zu lesen.
Cambridge wirkte in den Sommerferien seltsam menschenleer, als Alice aus Monica Slades Praxis kam und sich auf den Weg ins Trinity College machte. Die Atmosphäre hatte sich verändert, denn die Straßen, auf denen es sonst von Studenten nur so wimmelte, lagen fast verlassen da. In den normalerweise überfüllten Kneipen gab es freie Plätze, und man traf nur Ausländer, die entweder Sommerkurse besuchten oder ihren Urlaub hier verbrachten. Drei Mal war sie schon von amerikanischen Touristen angesprochen und gebeten worden, sie vor verschiedenen Colleges zu fotografieren.
Es war der Dienstag vor Alices einundzwanzigstem Geburtstag, und wie meistens im August war es bewölkt und schwül – ganz anders also als die trockene Hitze im australischen Busch. Dennoch hätte Alice sich heute sogar durch einen Zyklon gekämpft. Es war kurz vor der Mittagszeit, und sie konnte es kaum erwarten, Teddy die Nachricht zu überbringen.
Während sie die Green Street entlanghastete, überlegte sie, wie sie es ihm eröffnen sollte. Teddy steckte immer noch bis über beide Ohren in der Arbeit an seiner Bewerbung für die Forschungsstelle, sodass sie sich ein wenig würde zurücknehmen müssen, wenn sie sich zum Mittagessen mit ihm traf. Sie würde mit ihm in den kleinen Pub in einer Ecke der Kings Parade gehen und ihm bei einem Käsesandwich und einem eiskalten Limettensoda ganz ruhig die Neuigkeit berichten. Das Herz klopfte ihr vor Aufregung, als sie die abgetretene Holztreppe zu seinem Büro hinaufeilte und dabei drei Stufen auf einmal nahm. Sie wartete kurz, um wieder zu Atem zu kommen, bevor sie leise an die Tür klopfte und eintrat. Bestimmt würde es ihr nicht gelingen, ihn lange zu täuschen, denn ihre frohe Miene war einfach zu verräterisch. Der Vorraum war leer, doch Alice hörte leise Stimmen aus dem Büro seiner Sekretärin. Also nahm sie Platz und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Teddy erwartete sie, und es war Punkt ein Uhr. Wie auf ein Stichwort öffnete sich da die Tür, und Teddy kam heraus. Alice machte Anstalten, etwas zu sagen, doch er fiel ihr ins Wort.
»Liebling, ich fürchte, aus dem Mittagessen wird nichts. Die Bewerbung ist lange nicht fertig, und ich habe nur noch drei Tage Zeit. Miss Freeman hat mir angeboten, mir ein paar belegte Brote zu holen, und dann arbeiten wir die Mittagspause durch.«
Während er sprach, erschien Miss Freeman, Teddys Sekretärin. Sie war eine kleine, unscheinbare Frau von unauffälligem Äußerem, die man aufgrund ihrer schlichten Art, sich zu kleiden, kaum wahrnahm. Nachdem sie Alice begrüßt hatte, hastete sie, ihre Handtasche umklammernd, hinaus. Teddy steuerte bereits auf seinen Schreibtisch zu. Alice musste gegen ihre Enttäuschung ankämpfen, als sie ihm folgte.
»Hast du nicht mal Zeit, deine Frau zu küssen?«, fragte sie, während sie rasch ihren Plan änderte. Die Nachricht war zu wichtig, um sie Teddy zwischen Tür und Angel zu überbringen. Teddy küsste sie geistesabwesend und griff zum Telefon.
»Du siehst hinreißend aus, Liebling«, meinte er. Doch schon im nächsten Moment galt
Weitere Kostenlose Bücher