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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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anzutreffen.«
    Als Teddy seinen Spitznamen aus Schultagen hörte, blickte er erstaunt auf.
    »Bunty! Was machst du denn in dieser Einöde? Ich dachte, du führst Aufsicht bei den Prüfungen der Zweitsemester.«
    Bunty und Teddy hatten gemeinsam Harrow und Cambridge besucht. Bunty, ein ausgesprochen fähiges Mitglied des Debattierclubs von Harrow, hatte Teddy ordentlich die Hölle heiß gemacht, als dieser nach Lord Turlingtons Spende für einen neuen Bootsschuppen für die Schule eine Auszeichnung im Rudern erhalten hatte. Außerdem hatte er diese Information im Debattierclub von Cambridge gegen ihn verwendet. Doch Teddy hatte bewiesen, dass er den Preis auch verdient hatte, und hatte sich noch im Grundstudium am Trinity College einem Ruder-Achter angeschlossen. Inzwischen hatte sich ihre Rivalität aus Schüler- und Studententagen in eine gute Bekanntschaft verwandelt, da beide wussten, wie wichtig es war, die richtigen Beziehungen zu pflegen.
    »Da hast du richtig gedacht, aber ich habe gerade Pause, und da ist mir das hier eingefallen.« Er drückte Teddy ein Stück Papier in die Hand. Als Teddy einen Blick darauf warf, las er die Worte »Ausschreibung einer Forschungsstelle«. Bewerbungsschluss war im März. Nachdem Teddy den Rest des Briefs überflogen hatte, gab er ihn Bunty zurück.
    »Warum zeigst du mir das? Ich habe den Bewerbungsschluss um drei Monate verpasst.«
    »Genau das wollte ich dir ja sagen. Sie nehmen auch noch spätere Bewerbungen an. Offenbar hat sich noch kein interessanter Kandidat gemeldet, und man überlegte schon, ob man die Stelle unbesetzt lassen soll. Dann habe ich gehört, sie spielten ernsthaft mit dem Gedanken, den Posten ausgerechnet diesem grässlichen Clive soundso aus deinem Institut anzubieten. Offenbar hat er einen guten Eindruck gemacht.« Er blickte zu Teddy hinunter. »Keine Ahnung, wie er das geschafft hat. Schließlich hat er nur an der Universität Leeds studiert.«
    Buntys Nachricht wurmte Teddy entsetzlich, denn es ärgerte ihn immer noch, dass Clive Parkin – ein Mann, dem nach der Auffassung von Teddy und vielen seiner Kollegen die richtige Herkunft fehlte – inzwischen eine Führungsposition bekleidete, obwohl sie gleichzeitig ins Kollegium eingetreten waren. Clive Parkin, der weder eine englische Privatschule noch Oxford oder Cambridge in seinem Lebenslauf vorweisen konnte, galt bei Teddy, Bunty und ihren Standes-genossen als unterqualifizierter Emporkömmling.
    »Ach, ja?«, meinte Teddy argwöhnisch.
    »Ich finde es ein wenig befremdlich, wenn ein kleiner Wichtigtuer von einer Billiguniversität versucht, einen so wichtigen Posten zu ergattern.« Als Teddy schwieg, fuhr Bunty fort: »Ich konnte mich nicht bewerben, es ist nicht mein Fachgebiet. Dann hörte ich, du wärst außer dir gewesen, als du den ersten Bewerbungstermin verpasst hattest. Hör zu, alter Junge, ich weiß, wir hatten früher unsere Differenzen, aber ich konnte so eine Absurdität einfach nicht tatenlos mit ansehen. Schließlich haben wir ja mal zusammen die Schulbank gedrückt.«
    »Bunty, ich verzeihe dir alles, was du je im Debattierclub über mich gesagt hast«, erwiderte Teddy mit einer großartigen Geste. »Wie viel Zeit habe ich, falls ich beschließen sollte, mich zu bewerben?«
    »Die endgültige Entscheidung fällt erst Ende August. Wenn du dich meldest, könntest du gute Chancen haben und den kleinen Mistkerl aus dem Rennen werfen.« Bunty seufzte auf und bemerkte zufrieden, wie Teddys Begeisterung wuchs. Teddy verkniff sich die Frage, woher Bunty die Information hatte, denn er verfügte nun einmal über das außergewöhnliche Talent, seinen Kollegen Wissenswertes zu entlocken. Er besaß so viel Überzeugungskraft, dass die Leute gar nicht anders konnten, als ihm zuzuhören und sich ihm anzuvertrauen. Außerdem war er ein geschickter Taktierer. Von Bunty konnte Teddy noch eine Menge lernen.
    Bunty hatte Recht. Er war wirklich aufgeregt. Als er den ursprünglichen Bewerbungstermin verpasst hatte, hätte er sich für seine eigene Dummheit ohrfeigen können. Aber wenn er nun aussagekräftige Bewerbungsunterlagen einreichte, würde seinem Forschungsprojekt zur alten Seidenstraße vielleicht bald nichts mehr im Wege stehen. Vielleicht sprang ja sogar eine Ehrendoktorwürde dabei heraus. Während er Bunty fröhlich angrinste, arbeitete sein Verstand auf Hochtouren. Zufrieden klopfte Bunty mit seiner Aktenmappe auf den Schreibtisch und deutete Teddys Schweigen ganz richtig als wachsendes

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